Vor diesem Wochenende fürchten sich wieder viele Menschen. Zu Recht. Denn das Zeitumgestelle macht krank. Besonders Frauen leiden darunter, meldet die DAK. Denn was einmal als kluges Energiesparmodell für die Wirtschaft eingeführt worden war, belastet die Gesundheit aller Menschen, die sich binnen weniger Tage an einen anderen Tagesrhythmus anpassen müssen.

Denn was die einen fröhlich als „Da können wir eine Stunde länger schlafen“ verkaufen, bedeutet, dass der ein halbes Jahr lang eingespielte Körperrhythmus nicht mehr passt. Man hat zwar morgens – nach der Uhr – eine Stunde mehr Puffer. Aber das bedeutet ja nicht, dass man abends früher Schlaf findet. Der Körper braucht viel länger, um sich an den veränderten Rhythmus anzupassen. Im normalen Jahresablauf macht ihm das auch keine Probleme, denn da bestimmt das Licht unseren Hormonhaushalt. Was Viele nicht mehr merken, weil sie mit Licht auch noch die Nächte zum Tag machen. Aber unser Körperhaushalt merkt es. Und durch die Umstellung wird er jedes Mal regelrecht aus seinem Gleichgewicht gerissen.

Logisch, dass Gesundheitskassen wie die DAK dann anhand ihrer Statistik und regelmäßiger Umfragen feststellen können: Den Menschen in Deutschland macht die Zeitumstellung zu schaffen.

Vor allem Frauen leiden darunter: Im Vergleich zu den Männern haben sie fast doppelt so oft Schwierigkeiten mit der Zeitumstellung. Bei den Männern sind es 16 Prozent vs. 28 Prozent bei den Frauen.

Das ist das Ergebnis einer aktuellen und repräsentativen Umfrage der DAK-Gesundheit. Insgesamt hatte bereits mehr als jeder Fünfte (22 Prozent) schon einmal körperliche oder psychische Probleme damit. Fast drei Viertel aller Befragten halten die Zeitumstellung für überflüssig und plädieren dafür, sie abzuschaffen.

Das nächste Uhrenumgestelle naht

In der Nacht zum 29. Oktober werden die Uhren von drei Uhr auf zwei Uhr zurückgestellt. Ab dann gilt wieder die Winterzeit. Also Mitteleuropäische Normalzeit.

Das sind die häufigsten Beschwerden durch die Zeitumstellung: Drei Viertel aller Betroffenen fühlen sich müde und schlapp – bei den befragten Männern sind es 70 Prozent, bei den Frauen sogar 79 Prozent. Insgesamt 60 Prozent haben Einschlafprobleme und mehr als ein Drittel kann sich schlechter konzentrieren. Zwölf Prozent gaben sogar an, depressive Verstimmungen zu haben. Jeder fünfte Berufstätige ist deswegen schon einmal nicht pünktlich zur Arbeit gekommen.

DAK-Ärztin Elisabeth Thomas kommentiert das so: „Der Biorhythmus stellt sich nicht von einem Tag auf den nächsten um – viele Menschen brauchen etwas Zeit, um wieder in den Takt zu kommen. Wer sich aufgrund der Zeitumstellung schlecht fühlt, dem helfen Entspannung, frische Luft und ein bisschen Geduld.“

Auch das Alter spiele beim Umgang mit der Zeitumstellung eine Rolle: Während Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 29 Jahren selten über Probleme durch den Mini-Jetlag klagen (15 Prozent), setzt die Zeitumstellung den 45- bis 59-Jährigen besonders zu (29 Prozent).

„Die meisten Menschen in diesem Alter haben einen Job und Kinder. Ihr Tagesablauf ist dadurch weniger flexibel als bei den Jüngeren und Älteren, deshalb fällt ihnen die Umstellung schwerer“, sagt Elisabeth Thomas.

Und mittlerweile beginnt sich auch die Diskussion um diese Zeitumstellung zu verändern. In Deutschland wurde die Sommerzeit im Jahr 1980 eingeführt, um das Tageslicht besser zu nutzen und so Energie zu sparen. Die Sommerzeit dauert jeweils vom letzten Sonntag im März bis zum letzten Sonntag im Oktober. Ab dann gilt wieder die eigentliche Normalzeit, die umgangssprachlich Winterzeit genannt wird.

Aber der Energieeinspareffekt ist schon lange nicht mehr spürbar. Was auch an unserer veränderten Wirtschaftsweise liegt. Gerade die energieintensiven Industrien sind aus der Landschaft verschwunden. Immer mehr Menschen arbeiten in Büros oder haben flexible Arbeitszeiten (außer natürlich Behörden, Ämter, Kindergärten und Schulen …) Das heißt: Eine echte wirtschaftliche Notwendigkeit für die Umstellung der Uhren gibt es nicht. Im Gegenteil: Die zunehmende Digitalisierung der Arbeitswelt wird sogar die Möglichkeit eröffnen, dass wir wieder zu natürlichen Tagesabläufen zurückkehren können.

Seit Jahren wächst deshalb der Widerstand gegen die Zeitumstellung, so das Ergebnis der DAK-Umfrage: Die Mehrheit der Befragten (72 Prozent) hält sie für sinnlos und befürwortet die Abschaffung. Jeder Zweite hält es mittlerweile für realistisch, dass die Zeitumstellung tatsächlich abgeschafft wird.

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