Es sind nicht nur die Sachsen, denen der Alltag, Stress und eine ungesunde Ernährung immer mehr auf den Magen schlagen. Aber die BARMER Ersatzkasse hat ihre Meldung zum Thema einfach mal so formuliert. Tatsächlich steigen bundesweit die Verschreibungen von Magensäureblockern. Auch in Sachsen.

Bundesweit und eben auch in Sachsen bekommen immer mehr Menschen Magensäureblocker, auch Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI), vom Arzt verschrieben. So geht es aus einer neuen Auswertung der BARMER hervor. Im Jahr 2015 verordneten Mediziner allein in Sachsen 68.400 Patienten PPI, im Jahr 2011 waren es noch 57.300 gewesen. 2011 waren 14 Prozent aller Versicherten betroffen, 2015 bereits 18 Prozent.

„Dass immer mehr Patienten Magensäureblocker verordnet bekommen, ist weder durch steigende Erkrankungsraten noch durch demografische Faktoren zu erklären“, kritisiert Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen. „Magensäureblocker können abhängig machen und sollten daher bei akuten Beschwerden nur über einen begrenzten Zeitraum in Rücksprache mit dem Arzt eingenommen werden.“

Grundsätzlich finden sich die höchsten Verordnungsraten laut BARMER bei den betagten und hochbetagten Versicherten.

„Wir beobachten aber, dass auch immer mehr junge Menschen Magensäureblocker einnehmen“, sagt Magerl. So ist die Verordnungsrate bei den 20- bis 29-jährigen BARMER Versicherten aus Sachsen von 2011 bis 2015 um rund 43 Prozent bei den jungen Frauen und um 47 Prozent bei den jungen Männern gestiegen. Wie aus der Analyse hervorgeht, haben im Jahr 2015 mehr als sechs Prozent der Sächsinnen und 5 Prozent der Sachsen zwischen 20 und 29 Jahren Magensäureblocker verordnet bekommen.

„Ein Grund dafür könnte womöglich sein, dass sich junge Menschen immer häufiger unter Druck fühlen, was ihnen buchstäblich auf den Magen schlägt“, vermutet Magerl.

Die Meldung ist so überraschend nicht. Schon seit Jahren weist die BARMER auf den steigenden Gebrauch der Magensäureblocker hin, die gerade aufgrund ihrer Wirkung fatale Folgen zeitigen können.

Magensäureblocker kommen zum Beispiel zum Einsatz, wenn die Betroffenen unter Sodbrennen leiden, eine entzündete Magenschleimhaut oder gar Geschwüre haben. Immer häufiger finden sie zudem Anwendung, wenn Schmerzmittel oder über längere Zeit Cortison eingenommen werden muss. Hier verhindern sie Magenschmerzen, indem sie die Magensäure reduzieren und so dem Magen helfen, sich wieder zu regenerieren.

Obwohl Magensäureblocker als sichere Medikamente gelten, ist deren zunehmender Einsatz nicht unbedenklich. Wer zu lange Magensäureblocker schluckt, kann in einen Teufelskreis geraten, weil der Körper sich an die Medikamente gewöhnt. Wenn die PPI dann abgesetzt werden, kann es zu einer überschießenden Magensäureproduktion kommen, die schnell zu neuen Magenschmerzen oder Sodbrennen führen kann. Die Betroffenen werden daraufhin immer wieder zu PPI greifen.

Der Blick auf den Bundesländervergleich zeigt, dass die Verschreibung der Magensäureblocker in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland die höchsten Raten erreicht. Aber die ostdeutschen Bundesländer folgen gleich darauf.

Nur das Jahr 2015 zeigt in Sachsen mit 68.400 Verschreibungen erstmals ein stabiles Niveau gegenüber dem Vorjahr.

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