Es ist zumindest ein besonderes Thema, das sich das in Leipzig heimische Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) diesmal für neue Karten im „Nationalatlas“ vorgenommen hat: Kinderrheuma. Rheuma ist zwar vor allem ein Problem älterer Menschen. Doch eine kleine Gruppe von Kindern ist davon ebenfalls – zumindest zeitweise – betroffen. Aber zu selten wird das dann auch ärztlich behandelt.

In Deutschland leiden 40.000 Kinder und Jugendliche an chronischen Gelenkentzündungen. Hilfe bieten rund 90 kinderrheumatologische Ambulanzen. Eine gleichwertige Versorgung im Bundesgebiet ist damit jedoch nicht gewährleistet, stellen die Autoren des IfL fest. Das verdeutliche eine Karte, die das Leibniz-Institut für Länderkunde (IfL) jetzt im Rahmen seines Online-Projekts „Nationalatlas aktuell“ veröffentlicht hat.

Schon vor Jahren hat die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie darauf hingewiesen, dass die Behandlungsangebote nicht ausreichen, um alle rheumakranken Kinder und Jugendlichen adäquat ambulant versorgen zu können. Das Problem ist auch aus anderen Krankheitsfeldern bekannt: Mit der Ausdünnung der Versorgungseinrichtungen in ländlichen Räumen verschwinden zuallererst die Spezialärzte.

„Vor allem im Nordosten und in vielen ländlichen Regionen müssen die Betroffenen nach wie vor weite Wege in Kauf nehmen“, erklärt Klaus Vogt, der die Daten zur IfL-Karte zusammengetragen und den Begleittext geschrieben hat. Die meisten Betreuungseinrichtungen für rheumakranke Kinder und Jugendliche gibt es danach in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. In Ostdeutschland nimmt Sachsen mit neun Anlaufstellen zwar den Spitzenplatz ein. Bundesweit rangiert der Freistaat aber im Mittelfeld.

Die Defizite bei den Behandlungsangeboten, aber auch das Nichterkennen der rheumatischen Erkrankung, können laut Vogt dazu führen, dass heute nicht einmal jedes zweite Kind mit Gelenkrheuma jemals einem Spezialisten vorgestellt wird. Es bestehe somit erheblicher Bedarf an zusätzlichen kinderrheumatologischen Ambulanzen, um eine gleichwertige bundesweite Versorgung zu gewährleisten.

In Deutschland erkrankt pro Jahr etwa eines von 1.000 Kindern unter 16 an einer Gelenkentzündung. Häufig sind die Beschwerden mild und klingen bei acht bis neun von zehn Kindern ohne weitere Komplikationen und Spätfolgen ab.

Bei zehn bis 20 Prozent verläuft die Krankheit dagegen chronisch, die Diagnose lautet „Gelenkrheuma“. Typische Symptome sind Schmerzen, Schwellung, Überwärmung und Bewegungseinschränkung des betroffenen Gelenkes. Die Patienten und ihre Familien müssen mit vielen Problemen im Alltag fertig werden. Hilfestellungen geben zahlreiche ehrenamtliche Initiativen vom Elternkreis bis zum telefonischen Beratungsangebot.

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