Am 10. November 2012 hatte ich auf der A8 einen Autounfall. Die Versicherung des Unfallverursachers hat mich als "leicht verletzt" eingestuft und dementsprechend "entschädigt": ein paar Rippen gebrochen, ein paar angebrochen und im Brustbein ein Riss. Ein gebrauchter Wagen statt gerade abbezahltem, vierjährigem Opel Agila war immer noch drin. Nach sechs Monaten war ich wirklich schmerzfrei. In den ersten 8 Wochen musste ich trotz Ibu 800 plus Opiate vor jeder Bewegung erstmal denken.

Socken anziehen und den Staub vom Kühlschrank wischen wurden aus dem selbständigem Handlungsrepertoire gestrichen: Mein Mann und mein Sohn haben nicht nur das für mich damals erledigt. Und manchmal, in der tiefsten Schlafphase, wenn die Schmerzmittel nicht mehr wirkten und ich mich unbewusst doch vom Rücken auf die Seite legen wollte, war ich vom scharfen Schmerz so überrascht, dass ich zwar wach wurde aber nichts kontrollieren konnte.

Schreie um 3 Uhr morgens und Einpullern inklusive. Es gab immer einen sofortigen Bettwäsche-Wechsel. Einen sehr zärtlichen Bettwäsche-Wechsel.
Seit diesem Unfall lese ich die Nachrichten über die vielen Namenlosen anders. “SPIEGEL”, 09.12.2013: “Eine Autobombe hat im Stadtzentrum der nördlichen Stadt Buhris elf Menschen in den Tod gerissen und mindestens 22 Personen schwer verletzt”. “ntv”, 25.12.2013: “Bei Anschlägen in überwiegend von Christen bewohnten Vierteln der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Weihnachtstag mindestens 20 Menschen ums Leben gekommen, zudem seien mehr als 30 Menschen schwer verletzt worden”. “t-online”, 21.11.2013: “Bei einem Bombenanschlag in der irakischen Stadt Al-Saadija sind mindestens 25 Menschen getötet worden. Mehr als 40 weitere wurden verletzt.” “FAZ”, 29.12.2013: “Ein Bombenanschlag im Bahnhof der südrussischen Millionenstadt Wolgograd hat mindestens 14 Menschenleben gekostet. Bislang sprechen die Rettungskräfte von 27 Verletzten.”

Wie verletzt? Leicht, schwer, schwerst? Ist das nur ein Gesicht, das zerfetzt und notdürftig zusammengeflickt wurde? Haben die Verletzten noch alle Arme, Beine und alle heilen inneren Organe? Brauchen sie einen Rollstuhl? Haben sie diese Schmerzmittel und Opiate, die ich hatte?

Mitgefühl. Mitgefühl. Mitgefühl und kleine Gesten: Dieser Mann ist TOLL: Sam Childers, ein ehemaliges Motorcycle-Gangmitglied, das sich seit 1998 für Waisenkinder im Südsudan engagiert www.machinegunpreacher.org

Ärzte ohne Grenzen unterstütze ich bereits seit 10 Jahren und auch dieses Projekt www.mfk-verlag.de/html/default/home.de.html

Allen ein gesundes schönes und – wenn es geht – konsumfreies Jahr 2014! Liebe Grüße, Olga

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