ver.di rief die Beschäftigten des Geld- und Werttransportes für den 17. und 18. Oktober erneut zum bundesweiten Streik auf. Nach den ersten beiden Verhandlungsrunden und den Streiks Ende September und Anfang Oktober hatten die Arbeitgeber kein verbessertes Angebot vorgelegt. Am 17. und 18. Oktober sollte eine erneute Tarifrunde stattfinden. Diese wurde am 17. Oktober durch die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste (BDGW) abgebrochen.
Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Löhne, die allerdings für die Bundesländer unterschiedlich ansteigen sollen, für den mobilen Dienst auf zwischen 23 und 21,10 Euro je Stunde. Verbesserungen bei den Überstundenzuschlägen, ein bundeseinheitliches Urlaubs- und Weihnachtsgeld und gleichen Urlaubsanspruch für alle Beschäftigten, sind weitere Forderungen.
Im Rahmen des Streiks fand am Morgen des 18. Oktober eine regionale Kundgebung der Beschäftigten aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen statt. Das zentrale Motto dieser Kundgebung war „Angleichung von Ost an West“. Dazu bauten die Gewerkschaftler auf dem Wilhelm-Leuschner-Platz in Leipzig eine Tarifmauer auf, auf der die Lohnunterschiede visualisiert wurden.
Michael Sommer, Gewerkschaftssekretär bei ver.di in Leipzig und zuständig für Prosegur in Leipzig, kritisierte mit scharfen Worten den Abbruch der Tarifgespräche durch die Arbeitgeber: „Der BDGW hat gestern überraschend kurzfristig die zweitägige Verhandlungsrunde, die eigentlich für gestern und heute angesetzt ist, abgebrochen, aber darauf gehe ich gleich noch mal mit ein. Ganz passend dazu postet dieser Tage der BDGW auf seiner Facebook-Seite ein sehr interessantes Video von Verhandlungsführer Hisam. Der ist seines Zeichens Geschäftsführer von Ziemann.
Der behauptet, unsere Streiks würden die Branche gefährden und eure Arbeitsplätze kaputt machen. Ich würde mal gerne sagen, wie bitte? Hast du sie noch alle? Unsere Streiks gefährden eure Branche, ich glaube, lieber Kollege, da musst du nochmal woanders hingucken. Ganz bestimmt hat er seine Mercedes G-Klasse auch im Bar bezahlt.
Wenn ich mir die Arbeitgeberstatements ansehe oder anhöre, dann komme ich die Tage wirklich aus dem Kopfschütteln nicht mehr raus. Ich zitiere aus der gestrigen Pressemeldung vom BDGW: Die Gewerkschaft schadet unserer Branche massiv. Da wird wieder Mister G-Klasse zitiert. Und er unterstellt uns, dass die Streiks eine Absichtserklärung seien, diesen Schaden herbeizuführen.
Und ich denke mir so, Herr Hisam, haben Sie eigentlich auf dem Schirm, wer die Gewerkschaft ist, wer hier auf dem Platz steht und wer hier bundesweit in den Streik tritt? Die, die wir heute hier stehen und streiken, das sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die tagtäglich im Schichtsystem schuften und damit diese Branche überhaupt erst am Leben halten.“
Bei den Forderungen der Gewerkschaft geht es um differenzierte Lohnerhöhungen, nach wie vor mit Lohnunterschieden zwischen alten und neuen Bundesländern. Wir fragten Michael Sommer, ob es da einen Widerspruch zwischen den Forderungen von ver.di und dem Thema „Gleicher Lohn in Ost und West“ der Demonstration gibt.
„Unser Motto, der Angleichung von Ost und West, ist als langfristiges Ziel zu verstehen. Wir müssen ja wissen, auf der anderen Seite des Verhandlungstischs sitzen die Arbeitgeber, die natürlich auch nicht aus dem Stand, von jetzt auf gleich, 3 Euro Lohnunterschied wettmachen können. Aber mittelfristig soll das natürlich das Ziel sein. Bei den Arbeitsbedingungen, was Urlaub, Zuschläge und Weihnachtsgeld zum Beispiel angeht, möchten wir aber auch jetzt schon gleiche Bedingungen für alle im ganzen Bundesgebiet hier halten.“
Die Intentionen der Demonstrierenden fasste Michael Sommer nochmals zusammen: „Wir stehen heute hier mit einer Streikrundgebung aus ganz Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Beschäftigten der Geld- und Wertdienste sind zum bundesweiten Streik aufgerufen.
Es geht um bessere Löhne, aber vor allem auch um die Angleichung von Arbeitsbedingungen, denn nach wie vor, auch 35 Jahre nach der Wende, sind die Unterschiede zwischen Ost und West noch gravierend. Und gerade hier in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen haben wir noch sehr viel Nachholbedarf.“
Symbolisch für die Forderung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde im Anschluss an die Eröffnungsrede die Tarifmauer symbolisch eingerissen.
Nach der Ansprache setzte sich der Demonstrationszug mit etwa 250 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, mit Losungen wie „Unsere Forderung steht fest – Angleichung von Ost und West“, „Heute ist kein Arbeitstag – Heute ist Streiktag“, aber auch „Nur Bares ist wahres“ durch die Innenstadt von Leipzig in Bewegung.
Die Demonstration führte durch die Geschäftsstraßen der Innenstadt, vorbei auch am Leipziger Marktplatz, auf dem der Wochenmarkt zumeist mit dem klassischen Bargeldgeschäft stattfand. Michael Sommer machte dort auf die Bedeutung von Geld- und Werttransport, auch für Händler und Kunden aufmerksam.
„Liebe Passantinnen und Passanten, falls ihr euch fragt, was geht denn hier eigentlich jetzt ab? Hier sind die Beschäftigten aus der Geld- und Wertbranche, diejenigen, die vor allem dafür sorgen, dass das Bargeld an die Orte kommt, wo wir es benötigen. An den Geldautomaten im Einzelhandel, damit ihr euer Bargeld bekommt. Das heißt, diese Beschäftigten sind essenziell wichtig für uns alle.“
Die Lohn- und Manteltarifverhandlungen für die rund 10.000 Beschäftigten im Geld- und Werttransport wurden durch die Bundesvereinigung Deutscher Geld- und Wertdienste am 17. Oktober abgebrochen. Am 17. und 18. Oktober führte ver.di einen bundesweiten Warnstreik durch.
Wenn es kein neues Angebot der Arbeitgeberseite gibt, drohen weitere Streiks. Das wird auf jeden Fall Auswirkungen auf die Bargeldversorgung des Handels, aber auch der Bürgerinnen und Bürger haben.
Keine Kommentare bisher