Zuerst, das gehรถrt sich so: Glรผckwunsch, Dietmar Woidke, zum Wahlsieg bei der Landtagswahl! Aber was lรคuft eigentlich bei den Auswertungen der Wahlergebnisse schief? Mal ist die Bundespolitik schuld am schlechten Abschneiden von Parteien, mal sind es Landespolitiker, die einen Sieg eingefahren haben und manchmal ist es einfach irgendwie passiert. Fangen wir bei der SPD an.
Die SPD hat die Wahl knapp gewonnen, Dietmar Woidke hat wรคhrend des Wahlkampfes auf Unterstรผtzung aus Berlin (was immer das gewesen wรคre) verzichtet und plรถtzlich heiรt es, โdass die SPD sich vor allem dank Woidke vom Bundestrend abkoppeln konnte.โ Es lag also am Landespolitiker und nicht am unbeliebten Olaf Scholz.
Bei der CDU ist das ganz anders. Dass Jan Redmann bei der Wahl ein historisch schlechtes Ergebnis einfuhr, lag nicht an seiner Alkoholfahrt. Es lag auch nicht daran, dass die CDU/CSU kurz zuvor den unbeliebtesten Kanzlerkandidaten Deutschlands als solchen aufstellte, es lag an Michael Kretschmer, der den SPD-Kandidaten unterstรผtzte. Hier hatte das selbstverstรคndlich nichts mit Landespolitik zu tun.
Die Grรผnen wiederum wurden wegen ihrer allgemeinen Unbeliebtheit nicht gewรคhlt. Das liegt natรผrlich an der Bundespolitik, wobei keiner weiร, was da schlecht ist oder nur schlecht gemacht wird.
Ricarda Lang allerdings schiebt es auf das taktische Wรคhlen mit: โWenn taktisch Wรคhlen so sehr im Fokus steht, dass es eigentlich nur noch darum geht, wer das kleinere รbel gegenรผber der AfD ist, dann ist das ein Problem fรผr die Demokratie.โ Da ist was dran, allerdings muss das auch innerparteilich kommuniziert werden, denkt man an die Kommunalwahlen in Sachsen.
Wer fragt nach der FDP?
Bei der einstmals stolzen FDP ist die Sache klar. Da sie in der Brandenburger Landespolitik nicht vorkommt, sie ist seit 2014 nicht im Landtag vertreten, muss es an der Regierungsbeteiligung im Bund liegen. Folgerichtig fordert Wolfgang Kubicki ein Ende der Ampel, nicht etwa einen Kurswechsel der FDP-Politik in der Regierung. Blรถd, wenn eine Forderung nach eFuels und Park-Flatrate keine Stimmen bringt.
โMut fรผr Brandenburg. Das Land. Die Leute. Was zรคhlt.โ Der Slogan hat fรผr Die Linke nicht fรผr genรผgend Stimmen gesorgt. Es gibt gewiss viele Grรผnde, wie die Abspaltung des BSW, aber insgesamt ist es verheerend fรผr die Partei.
Die Bundespolitiker รคuรern sich natรผrlich dazu, so Janine Wissler, mit ihrem Ziel: โWir mรผssen das Vertrauen in die Wรคhlerschaft zurรผckgewinnen.โ Wenn die Kollegen vom โSpiegelโ da nicht einen Fehler eingebaut haben, ist das fatal. Wenn eine Partei das Vertrauen โin die Wรคhlerschaftโ, nicht das Vertrauen der Wรคhlerinnen und Wรคhler zurรผckgewinnen will, dann lรคuft etwas nicht rund.
Zum Bรผndnis Sahra Wagenknecht (BSW) kรถnnte man einiges sagen, aber insgesamt war es wohl eine โStock-Wahlโ. Momentan scheint es egal zu sein, wer und mit welchem Programm fรผr das BSW antritt. Hauptsache es steht โSahra Wagenknechtโ drauf, es wรผrde wohl auch ein Stock mit diesem Etikett gewรคhlt werden. Das ist auch an den Umfrageergebnissen โWer wรคhlte das BSW โ und warum?โ zu sehen.
Die AfD und ihre Themen sind, nicht nur in Brandenburg, fest etabliert. Man darf die Analyse von Wรคhlerwanderungen durchaus skeptisch sehen, aber es wird deutlich, dass ein permanentes Eingehen der anderen Parteien, wie zuletzt in der Migrationspolitik, auf die AfD-Forderungen nur das โOriginalโ stรคrkt. Wรคhler denken in etwa โDas sagt die AfD schon seit Jahrenโ, wenn zum Beispiel Merz & Co. Abschiebungen fordern.
Fazit: Die Frage โWer stellt sich der Verantwortung fรผr schlechte Wahlergebnisse?โ muss man nicht erst stellen, es sind immer die Anderen schuld. Am Ende zรคhlt: Welche Schlรผsse ziehen die Parteien aus den vergangenen Wahlen? Was da bis zur Bundestagswahl kommt, darauf kรถnnen wir gespannt bleiben.
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