Schon 2021 gab es eine erste Bundesförderung für die Michaeliskirche am Nordplatz. Am Montag, dem 3. April, hat der sächsische Regionalminister Thomas Schmidt (CDU) in Leipzig Förderbescheide für Sanierungsarbeiten an zwei markanten und bedeutsamen Kirchen der Stadt übergeben. Darunter auch wieder einen für die Michaeliskirche.

Insgesamt unterstützen Bund und Freistaat die Arbeiten an der Michaeliskirche, sowie an der Lutherkirche, mit insgesamt fast 1,3 Millionen Euro.

Sanierungsarbeiten an der Michaeliskirche

Die Michaeliskirche erhält für die Sanierung im Innenraum an Hauptschiff, Seitenschiffen und Emporen 626.000 Euro – je zur Hälfte von Bund und Land. Die Gesamtkosten der vorgesehenen Arbeiten liegen bei knapp einer Million Euro. Vorgesehen sind Putz- und Malerarbeiten, die Sanierung der Fußböden, eine Restaurierung des Inventars, die Erneuerung der Elektroinstallation und der Einbau einer modernen Lautsprecheranlage.

Die Michaeliskirche ist eine der bedeutendsten Kirchen der Zeit um 1900 in Leipzig und prägt mit ihrem rund siebzig Meter hohen Turm die Stadtsilhouette. Der Monumentalbau entstand im Zuge des rasanten Bevölkerungswachstums im Norden Leipzigs und wurde im Stil des späten Historismus, mit Neorenaissanceformen und Elementen des Jugendstils erbaut.

Den Entwurf lieferten die Architekten Heinrich Rust und Alfred Müller. Das Südportal ziert die Statue des Hl. Michael – dem Namenspatron der Kirche.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen, ist sie außen und innen im Originalzustand erhalten. So beeindruckend wie ihr, durch qualitativ hochwertige Sandsteinfassaden geprägtes Äußeres, ist auch der weite, helle Innenraum. Nach der in den Jahren 1996 bis 1998 erfolgten Sanierung von Turm und Dach, einer umfassenden Restaurierung der Orgel und der Sanierung der Fassaden, kann nun mithilfe der Förderung von Bund und Land die für die Zeit von 2023 bis 2025 geplante umfassende Sanierung des gesamten Kircheninneren begonnen werden.

Die Sanierung der Lutherkirche am Johannapark

Die Lutherkirche erhält das im II. Weltkrieg zerstörte historische Deckengemälde zurück und kann dann die Besucher wieder in der ursprünglichen Gestaltung empfangen. Als Herzstück des Bildungscampus Forum Thomanum sind neben Gottesdiensten auch eine Vielfalt an Kulturveranstaltungen geplant, darunter Konzerte, Lesungen oder Vorträge. Zunächst stehen Arbeiten im Umfang von rund 840 000 Euro an, die mit 660 000 Euro unterstützt werden, ebenfalls je zur Hälfte von Bund und Land.

Die im Leipziger Bachviertel gelegene und in den Jahren von 1883 bis 1886 erbaute evangelische Lutherkirche geht auf einen Entwurf des Architekten Julius Zeißig zurück. Sie wurde im Stil der Neogotik als gewölbter Verblendziegelbau mit kreuzförmigem Grundriss errichtet und besitzt einen 65 Meter hohen Kirchturm. Anlässlich des 400. Geburtstages Martin Luthers (1483–1546) wurde sie nach dem Reformator benannt.

Sie bildet das geistliche und geistige Zentrum des international ausgerichteten Bildungscampus Forum Thomanum, der auf der 800-jährigen Tradition der THOMANA „Glauben Singen Lernen“ aufbaut.

Aufnahme der Lutherkirche am Johannapark. Foto: Ralf Julke
Die Lutherkirche am Johannapark. Foto: Ralf Julke

Nach einem Brand im Jahr 1888 wurde die Lutherkirche im gleichen Jahr wiederaufgebaut und nochmals geweiht. Im Jahr 1944 wurden durch alliierte Luftangriffe das Dach beschädigt und die farbigen Kirchenfenster zerstört. Daraufhin wurde sie zunächst mit Wellblech eingedeckt und erhielt 1955/56 einen neuen hölzernen Dachstuhl. In den 1970er sowie 1990er Jahren erfolgten zahlreiche Umbauten, die das Gesamterscheinungsbild außen und innen stark beeinflusst haben und nicht den Anforderungen an eine denkmalgerechte Sanierung entsprachen.

In den Jahren 2016 bis 2018 erfolgte die denkmalgerechte Sanierung des Dachstuhls und der Seitenaufgänge sowie die Erneuerung der Dacheindeckung. Im Januar 2021 begannen die Bauarbeiten zur komplexen energetischen Sanierung. Mithilfe der Fördermittel von Bund und Land kann nun die Konservierung, Restaurierung und originalgetreue Wiederherstellung der historischen Farbfassungen im Innenraum der Kirche erfolgen, einschließlich der denkmalgerechten Restaurierung des Inventars.

Das Denkmalschutz-Sonderprogramm

„Ich freue mich, dass mit dieser Hilfe von Bund und Freistaat die Innenräume der beiden Leipziger Kirchen bald wieder in neuem historischen Glanz strahlen werden“, so Staatsminister Schmidt. „Mein großer Dank gilt auch der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, die die beiden Kirchen bei ihrem finanziellen Eigenanteil unterstützt.“

Froh über die Förderung zeigte sich auch der SPD-Bundestagesabgeordnete Holger Mann: „Ich freue mich, dass Leipzig heute 1,3 Millionen für die Luther- und Michaeliskirche erhält und damit vom Bundesprogramm für Denkmäler profitiert. Die Pflege und Restaurierung der Kirchen ist ein wichtiger Beitrag zum Erhalt unseres kulturellen Erbes. Genauso wichtig ist mir, dass damit Orte von Dialog, sozialen und kulturellen Angeboten in der Mitte wachsender Stadtteile erhalten werden können.“

Und zu den beiden kirchliche Kleinoden sagte er: „Die Lutherkirche ist ein bemerkenswerter Bau von Julius Zeißig mit so erhaltener neugotischer Ausstattung. Schon jetzt gilt die Gesamtbaumaßnahme als Best-Practice-Beispiel für energetische Sanierung von Kirchenbauten. Durch die geförderten Sanierungsmaßnahmen wird nun die historische Raumfassung wiedergewonnen und die Innenausmalung nah am historischen Vorbild wiederhergestellt.

Die Michaeliskirche ist bis auf die Fenster im Kirchschiff vollständig erhalten und hebt sich durch ihre besondere Gestaltung deutlich von anderen Kirchbauwerken ab: Der Leipziger Sakralbau gehört zum späten Historismus, enthält aber Element des Jugendstils. Der Turm ist 70 Meter hoch und gehört damit zu den höchsten Kirchtürmen der Stadt. Mithilfe der Fördergelder wird die Michaeliskirche umfassend renoviert.“

Das Denkmalschutz-Sonderprogramm (DS) der Bundesregierung dient der Förderung bedeutsamer Kulturdenkmale. Neben Burgen, Herrenhäusern, Kirchen und Kapellen kommen die Mittel auch Denkmalen der Industriegeschichte zugute. Voraussetzung für die Bundesförderung ist eine Kofinanzierung in gleicher Höhe durch das jeweilige Land.

Im DS XI wurden im Jahr 2022 rund 47 Millionen Euro für den Erhalt national bedeutsamer oder das nationale kulturelle Erbe mitprägende Kulturdenkmale in Deutschland bereitgestellt. Bedacht wurden dabei erneut auch Denkmale im Freistaat Sachsen. Mit insgesamt 3,6 Millionen Euro von Bund und Land können jetzt acht sächsische Denkmale saniert werden. Dazu gehören neben den beiden Kirchen in Leipzig auch das Schwesternhausensemble in Kleinwelka, die Burg Lichtenfels in Hohentanne sowie Schloss Wolkenburg in Limbach-Oberfrohna.

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