Der Frühling scheint – jetzt aber wirklich – in Leipzig angekommen zu sein. Da lässt sich auch schon der ein oder andere Schmetterling beobachten. Die haben es jedoch häufig schwer in einer Umgebung aus gemähten Wiesen oder gar kahl geschlagenen Flächen.
Das Citizen Science-Projekt „VielFalterGarten“ will durch bürger/-innenschaftliches Engagement die Stadt Leipzig schmetterlingsfreundlicher gestalten. Am Samstag, dem 18. März, luden sie zum „VielFalterGarten“-Tag in den Botanischen Garten ein, um die Ergebnisse der letzten Jahre zu präsentieren.
„Natürlich brauchen wir euch, die (Schmetterlinge) zählen“, sagte Anna Bochmann, Projektkoordinatorin bei der Vorstellung der Projektergebnisse. „Das ist unser Citizen Science-Ziel. Dafür braucht es aber auch Bildung. Auch ich wusste vor drei Jahren nicht, was der Unterschied zwischen einem Grünader-Weißling und einem Kleinen Kohlweißling ist. Deswegen haben wir spannende Bildungsmaterialien, die euch dabei helfen, die Tagfalterarten zu unterscheiden und auch eine App, die das noch einfacher macht.“
Wir sind alle Sachensucher – Die Methode Citizen Science
„Was ist denn ein Sachensucher? – Jemand, der Sachen findet, wisst ihr. Was soll es anderes sein? Die ganze Welt ist voll von Sachen. Und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet. Und das gerade, das tun die Sachensucher“, zitierte Anett Richter, Amt für Umweltschutz Leipzig, bei ihrer Ansprache aus Pippi Langstrumpf.
Denn wir seien alle Sachensucher: Citizen Science (dt. Bürger/-innenwissenschaft) arbeitet mit dieser Sachensucher-Methode. Wissenschaft wird dabei durch interessierte Laien mitgestaltet. So kann, wie in diesem Fall, Bewusstsein der Bürger/-innen für Biodiversität vor ihrer eigenen Haustür geschaffen werden. Gleichzeitig tragen alle zu einem gemeinsamen Projekt bei und so profitieren Forschende voneinander.
Konkret bedeutet das im „VielFalterGarten“-Projekt, dass Menschen sich registrieren können, um selbst Schmetterlinge auf bestimmten Flächen zu zählen. Außerdem kann der eigene Garten oder Balkon schmetterlingsfreundlich umgestaltet werden. Dafür stehen Bildungsmaterialien und Workshops zur Verfügung.
Ungefähr 100 schmetterlingsbegeisterte Sachensucher jeglichen Alters besuchten den „VielFalterGarten“-Tag. Nach der Präsentation der Ergebnisse gab es Führungen, unter anderem mit Wissenschaftler Dr. Guy Pe´er, durch den Botanischen Garten. An zahlreichen Ständen konnte sich über das „VielFalterGarten“-Projekt, den BUND Leipzig und die anderen Kooperationsprojekte, wie den „Hildegarten“ oder „Leipzig summt!“, informiert werden.
434 Aktive in Leipzig
Seit Beginn des Projekts haben sich 434 Bürger/-innen registriert. Waren es 2021 noch 436 registrierte Schmetterlingsbeobachtungen, stieg die Zahl 2022 auf 865. Nicht alle registrierten sind aber Schmetterlings-Sucher/-innen: 247 sind registrierte Gärten, zum großen Teil Schrebergärten. Auch die Änderung von Mahdregimen in Parks, sowie Blühstreifen seien, laut Anna Bochmann, ein wichtiger Faktor, damit die Tagfalter zurückkommen.
„Wir haben aber auch noch andere Flächen, wo gezählt wird. Das ist sehr wichtig, gerade auf den Stadtbrachen. Die Stadt verdichtet sich immer mehr, es wird immer mehr bebaut. Und gerade wenn dort auch Menschen zählen und seltene Arten sehen, dann können wir verhindern, dass Brachen bebaut werden“, so Anna Bochmann.
Seit 2020 gibt es das Projekt „VielFalterGarten“ in Leipzig. Es ist eine Kooperation des Umweltforschungszentrum (UFZ), des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv), des BUND Leipzig, der Stadt Leipzig sowie weiterer Partner/-innen.
Wer jetzt im Frühjahr selbst aktiv werden möchte, kann die Webseite des „VielFalterGarten“-Projekts besuchen oder an den kommenden Veranstaltungen teilnehmen.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher