In der Nähe von Leipzig hat sich laut Polizei am Silvesterabend ein 17-Jähriger mit Pyrotechnik tödlich verletzt. Die Silvesternacht war erneut von zahlreichen bewaffneten Angriffen auf Unbeteiligte geprägt. Viele Menschen erlitten schwere Verletzungen; teils aus Selbst- und teils aus Fremdverschulden. Die Schäden an Natur und Umwelt sind ebenfalls enorm.
Das größte Unglück ereignete sich laut einer Pressemeldung vom 1. Januar 2023 in der Gemeinde Otterwisch im Landkreis Leipzig. Dort soll ein 17-Jähriger am Silvesterabend gegen 21 Uhr auf einem Feld mit Pyrotechnik hantiert haben. Diese – laut Polizei wohl nicht zugelassen – verletzte ihn schwer. Trotz intensivmedizinischer Behandlung in einem Krankenhaus in Leipzig starb der Jugendliche.
Amputation in Thüringen
Aus anderen Teilen Deutschlands verbreiteten sich im Laufe des Neujahrestages ähnliche Schreckensmeldungen. In Thüringen beispielsweise mussten einem Mann die Unterarme amputiert werden. Einem anderen wurde durch illegale Pyrotechnik eine Hand abgerissen.
Zudem gibt es mehrere Meldungen über Raketen, die auf Balkonen landeten und dort Brände verursachten. In Berlin berichtet die Polizei wie schon in vorangegangenen Jahren von massiven Angriffen auf Einsatzkräfte. Solche Meldungen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten: In der Vergangenheit haben sie sich manchmal als übertrieben oder gar frei erfunden herausgestellt.
Wasserwerfer in Connewitz
In Leipzig blieb es bezüglich Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Feiernden wohl relativ ruhig. In Connewitz kamen zwar Wasserwerfer zum Einsatz, allerdings „nur“, um absichtlich gelegte Brände zu löschen. Dabei sollen Umstehende mit Gegenständen auf die Wasserwerfer geworfen haben. Anders als in manchen Vorjahren meldete die Polizei dabei keine verletzten Beamt/-innen.
Die Leipziger Feuerwehr sprach unterdessen von „sehr vielen“ Balkonbränden in Leipzig. Dabei sei eine Person verletzt worden. Insgesamt sei die Feuerwehr in der Silvesternacht fast 100 Mal ausgerückt.
Angriffe mit Pyrotechnik
Auf den Leipziger Straßen feierten viele friedlich – wenn auch auf Kosten von Umwelt, Tieren und empfindlichen Menschen. Mancherorts konnten Reporter/-innen der Leipziger Zeitung aber auch beobachten, wie Pyrotechnik auf andere Menschen oder vorbeifahrende Autos geworfen oder geschossen wurde.
Eine „alte“ Frage
Bereits vor zwei Jahren hatte die Debatte um eine Beschränkung der wilden Knallerei in Leipzig einen erneuten Höhepunkt erreicht. Seither liegen Ideen im Raum, die noch immer keine Umsetzung erfahren haben. Bereits 2020 gab es – durch die Pandemie verhindert – erste Überlegungen an signifikanten Orten wie beispielsweise dem Connewitzer Kreuz echte Silvesterfeste auf den Straßen zu veranstalten – mit einem gemeinsamen, städtisch organisierten Feuerwerk für große und kleine Kinder.
Was übrig blieb, war eine Diskussion über Verbote von Feuerwerk, zu dessen Verstetigung die Leipziger Verwaltung rechtliche Bedenken angemeldet hatte.
Dass es anders geht, zeigt ein Blick nach Portugal. Entlang der Algarve, einer beliebten Urlaubsregion, organisieren traditionell die Gemeinden gemeinsame Feuerwerks-Events mit Bühnen und Livemusik auf ihren Marktplätzen. Gleichzeitig ist der Verkauf von Feuerwerk an Privatpersonen seit langem verboten, es gelangen zudem kaum illegale Ersatz-Bomben ins Land.
Das Ergebnis: ausgelassene Stimmung mit Kind und Kegel, grandiose Feuerwerksereignisse von Profis durchgeführt und eine Party bis in die Morgenstunden, in deren Anschluss keine Horrormeldungen über Tote und Verletzte folgen.
Für die Angehörigen der selbst- und fremdverschuldeten Opfer der letzten Nacht kaum ein Trost, aber vielleicht ein Vorbild und Anlass, die coronabedingt eingeschlafene Diskussion über eine grundlegende Änderung in Leipzig wieder aufzunehmen.
Keine Kommentare bisher
Wenn rechtliche Bedenken keine Rolle spielen hier mein Vorschlag:
Für den Anfang im bewährten Konzept lokaler Verbotszonen, wechselnd immer im Stadtteil der sich im Vorjahr, einer wütende Sati gleich, selbst entzündete. Und ein Silvesterfest bekommt im nächsten Jahr der Stadtteil mit den wenigsten Zwischenfällen.