Nicht nur die Klimakrise verschärft sich, sondern auch die damit zusammenhängenden Kämpfe nehmen an Härte zu. Gleich zu Beginn des Jahres droht eine erbitterte Auseinandersetzung um den Ort Lützerath in Nordrhein-Westfalen. Der Energiekonzern RWE möchte diesen abreißen, um einen Braunkohletagebau auszuweiten. In Leipzig brachte das Thema am Mittwoch, dem 4. Januar, kurzfristig etwa 400 Menschen auf die Straße.

Anlass für die Demonstration am frühen Mittwochabend war der am Vortag ausgerufene „Tag X“. Seit dem 2. Januar erhöht die Polizei schrittweise ihre Präsenz rund um Lützerath. Voraussichtlich in der kommenden Woche soll die Räumung des Ortes beginnen. Aktuell befinden sich wohl einige hundert Menschen dort, um das zu verhindern. Sie rufen dazu auf, schnellstmöglich nach Lützerath zu reisen, um den Widerstand gegen die Räumung zu unterstützen.

Dass der Polizeieinsatz nicht ohne Gegenwehr über die Bühne gehen wird, deutet sich spätestens seit einigen Wochen an. Nicht nur Klimagruppen wie „Fridays for Future“, „Extinction Rebellion“ oder die „Letzte Generation“ rufen zum Protest auf, sondern auch die postautonome „Interventionistische Linke“ und das kommunistische „Ums Ganze“-Bündnis.

Letzteres gab schon Mitte Dezember in einem Blogeintrag die Richtung vor. Der Konflikt lasse sich nicht mehr ohne Steinwürfe und Schlagstöcke lösen, hieß es dort. Klimagerechtigkeit werde „auf dem Acker erkämpft“. Die „Interventionistische Linke“ kündigte ihrerseits heute an, „keinen Zentimeter weichen“ zu wollen, Zufahrten zu blockieren und Verkehrsknotenpunkte zu besetzen.

Ähnlich kämpferisch und in der Wortwahl teilweise drastisch waren die Redebeiträge auf der Demonstration in Leipzig. Notfalls mit „Fackeln und Mistgabeln“ wolle man Lützerath gegen „Bullenschweine“ und „geldgeile Bonzen“ verteidigen. Ziel sei es, gemeinsam das Kohlezeitalter zu beenden. Die Klimakrise dürfe nicht nur ökologisch gedacht werden, sondern auch sozial, antikapitalistisch und antikolonial.

Nach einem Solidaritätsfoto auf dem Richard-Wagner-Platz, zog die Demonstration über den Markt zum Wilhelm-Leuschner-Platz. Für den Abend war noch eine „Vollversammlung“ geplant, um weitere Absprachen zu treffen.

In Lützerath dürfte sich die Situation nun täglich weiter zuspitzen. Die Polizei baut schrittweise ihre Logistik für eine Räumung auf, gleichzeitig reisen immer mehr Menschen in den Ort. Für den kommenden Sonntag ist eine organisierte Busanreise aus Leipzig geplant. In Lützerath selbst soll am 14. Januar eine große Demonstration stattfinden.

 

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