Gestern Demo, heute Demo, morgen? Das Frustlevel jedenfalls ist in den letzten Tagen wieder gestiegen und so machte heute ein Aufruf die Runde, um 21 Uhr zum Herderpark zu kommen. Mittlerweile sind die Statements verlesen (Video), in welchen es um die heutigen Durchsuchungen in Wohnungen des BSG Chemie-Umfeldes ebenso ging, wie die gestern vorerst gescheiterte Abschiebung von Mohammad H. und durch Polizeibeamte im Einsatz erschossene Menschen der letzten Wochen.
Eine „Tag X“-Demo sollte es werden und die Polizei war offenbar gewarnt. Wie immer bei dieser Art der Versammlungen, ist sie selbst Gegenstand der Auseinandersetzung und Kritik. „Tag X“ auch deshalb, weil es unter diesem Namen im Anschluss an einige Hausbesetzungen im Juni 2021 zu Auseinandersetzungen mit den Beamten aus Demonstrationen heraus kam.
Die Route der soeben gestarteten Demonstration führt die etwa 100 Teilnehmer/-innen vom Herderpark über das Connewitzer Kreuz bis zur Richard-Lehmann-Straße und zurück. Gestartet ist sie am Beginn mit einem ersten Böller und alarmierter Polizei. Herbeigerufen hat sie unter anderem dieser Indstagram-Post.
https://www.instagram.com/p/Cifr9o9o89F/?igshid=MDJmNzVkMjY%3D
21:55 Uhr: Erste Impressionen vom Herderpark (von 21:10 Uhr)
Einer der Anlässe des heutigen Demogeschehens wurde gleich am Start, im Dunkel des Herderparkes angesprochen. Die erfolgten polizeilichen Durchsuchungen am heutigen Tag nach den Geschehnissen rings um das letzte Derby BSG Chemie Leipzig und dem 1. FC Lokomotive in diesem Jahr. Dabei hatten sich Fans der BSG nach einigen vorangegangenen Reibereien und Filmmaßnahmen der Beamten im Stadion letztlich mit der Polizei direkt vor Ort duelliert, sie mit Gegenständen angegriffen und beworfen.
Auslöser aus Sicht der Fans soll das penetrante Auftreten der Beamten im Rücken des Fanblocks der BSG gewesen sein.
Heute nun wurden laut Polizeiangaben „insgesamt 21 Wohnungen, eine Garage sowie ein Geschäftsraum von 20 Beschuldigten und von zwei Personen als Nichtbeschuldigte (sog. Dritten) in Leipzig und Umgebung durchsucht und Beweismittel sichergestellt.“
Insgesamt geht es auf dieser Seite um 14 Beschuldigte. Doch auch bei einigen Fans der damaligen Gegnermannschaft gab es heute Maßnahmen. Aus dem etwa 500 Mann starken Gästeblock des 1. FC Lok war es zu Böllerwürfen und Rauchtopfzündungen und -würfen auf das Spielfeld gekommen.
22:25 Uhr: Wieder zurück am Herderpark
Demos wie diese sind schnellen Fußes unterwegs. Mittlerweile ist die Versammlung wieder am Herderpark angelangt, etwa 22:20 Uhr, und es soll noch ein paar Redebeiträge im Regen geben. Während der Demonstration hat es offenbar bereits einige Versuche der Polizei gegeben, Personen zu identifizieren, welche sich am 13. September 2022 an der Sitzblockade in der Alfred-Kästner-Straße beteiligt hatten.
Konsequenzen hatte das bislang noch keine, doch es wurden per Funk in Hörweite eines unserer Reporter Personenmerkmale durchgegeben. Bis auf ein bisschen Rauch blieb es friedlich auf der Strecke – auch der Regen dämpft die Stimmung etwas.
23 Uhr: Schlusspunkt Herderpark
Wieder im Herderpark angekommen, gab es noch einen Redebeitrag zur versuchten Abschiebung von Mohammad K., die seit dem gestrigen Morgen auch die Medien in Atem hält. Ein Redner des SDS teilte dabei mit, dass die Beschwerde gegen eine drohende Abschiebehaft eingelegt werde und versucht wird, eine Ausbildungsduldung für K. zu erwirken.
Gleichzeitig danke er den Menschen, die gestern solidarisch zur Kästnerstraße gekommen waren, um die Abschiebung des Mannes zu verhindern, welcher seit Jahren in Deutschland lebt und arbeitet.
Entgegen den Befürchtungen während der Demo kam es, soweit durch LZ feststellbar, zu keinen Ingewahrsamnahmen von Teilnehmenden durch die Polizei. Mittlerweile sind die Polizeikräfte zum größten Teil wieder abgerückt und die Menge hat sich verstreut.
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