Mit etwa 150 Menschen hat die „Bürgerbewegung Leipzig 2021“ zum dritten Mal auf dem Richard-Wagner-Platz demonstriert. Rund 250 Personen protestierten in Sicht- und Rufweite gegen die Veranstaltung aus dem Reichsbürger- und „Querdenken“-Spektrum. Auf beiden Seiten waren es somit erneut mehr Teilnehmende als eine Woche zuvor: etwa 25 mehr bei der „Bürgerbewegung“ und etwa 50 mehr beim Gegenprotest von „Leipzig nimmt Platz“.
Redner/-innen der „Bürgerbewegung“ leugneten die Corona-Pandemie, solidarisierten sich mit der Aktion „Alles dicht machen“ von mehr als 50 Schauspieler/-innen, bezeichneten die Teilnehmenden der anderen Kundgebung als „Faschisten“ und sprachen über negative Folgen der Corona-Politik, darunter Arbeitsverlust und fehlender Kontakt zu Familienangehörigen. Zudem warnten sie vor gesundheitlichen Folgen der Impfungen.Im Gegensatz zur Kundgebung vor einer Woche erschienen diesmal offenbar keine Teilnehmer/-innen mit Neonazi-Kleidung. Allerdings bedrängten einige Teilnehmer/-innen anwesende Journalist/-innen.
Krudes Selbstverständnis
Bei der Gegenkundgebung verwies Irena Rudolph-Kokot vom Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ auf ein „Selbstverständnis“, das die „Bürgerbewegung“ am 20. April – dem Geburtstag Hitlers – in einem Telegram-Kanal veröffentlicht hat. Dieses lasse „Reichsbürger- und rechtes Gedankengut erkennen“, so Rudolph-Kokot.
Unter anderem bezeichnet die „Bürgerbewegung“ darin Deutschland als Firma, deren „Betriebsanleitung“ das Grundgesetz sei, fordert ein „klassisches Familienbild als Leitkultur“ und will die Migration seit 2015 „rückabwickeln“. Insgesamt gehe es der „Bürgerbewegung“ um die „Befreiung unserer geliebten Heimat“.
Redner verweist auf das Widerstandsrecht
Bereits die ersten Aufrufe zu den neuen Montagsdemos hatten ähnlich radikal geklungen. Dort hieß es unter anderem: „Wir, das Volk von Deutschland, zeigen euch, was Widerstand ist.“ Auf das sogenannte Widerstandsrecht in Artikel 20 des von der „Bürgerbewegung“ nicht als Verfassung anerkannten Grundgesetzes berief sich auch ein Redner bei der heutigen Kundgebung. Er sagte, dass er Widerstand leiste, weil andere Abhilfe nicht möglich sei.
Schon am kommenden Samstag, dem 1. Mai, möchten die Pandemie-leugnenden Reichsbürger erneut demonstrieren – diesmal am Völkerschlachtdenkmal. Möglicherweise ist es mehr als ein Zufall, dass das Völkerschlachtdenkmal auch für Neonazis jahrelang einen Sehnsuchtsort am 1. Mai darstellte.
„Leipzig nimmt Platz“ hat bereits Protest angekündigt.
Die Redebeiträge vom 26. April 2021 bei „Leipzig nimmt Platz“
Video: LZ, Sabine Eicker
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