Für alle LeserAm 13. Dezember 2018 feiert der Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V. seinen 25. Geburtstag. Aus diesem Grund wird der namensgebende Arbeitsansatz der Vereins zum Auftakt einer monatlichen Thesen-Serie. Eine Serie zu einem sozialen Arbeitsfeld in unserer Stadt, dessen Wirken zu oft übersehen wird. Vor allem soll beleuchtet werden, warum mobile Jugendarbeit kein Sprintstar ist, sondern Ausdauer braucht, um den langen Weg gehen zu können. Die L-IZ.de wird alle 25 Thesen aus der Praxis der Leipziger Streetworker in dieser Reihe publizieren.
Als die Athener im Jahr 490 v. Chr. in der Schlacht bei Marathon ihre Gegner besiegt hatten, soll der Legende nach der Bote Pheidippides ausgesandt worden sein, um die wichtige Botschaft nach Athen zu bringen. Die Entfernung betrug rund 40 Kilometer, und Pheidippides gab alles. “Wir haben gesiegt!”, soll er nach seiner Ankunft noch ausgerufen haben, um anschließend vor Erschöpfung tot zusammenzubrechen.
Überträgt man dieses Bild auf Mobile Jugendarbeit, sind vor allem zwei Punkte von Bedeutung. Erstens: Auch die MJA hat immer wieder wichtigen Botschaften zu überbringen, sei es zu den jungen Menschen, denen wir täglich begegnen oder sei es zu den Institutionen, welche die Lebenswelt dieser Menschen beeinflussen (können). Wichtig ist hier wie da, dass die Botschaften ihre Adressat*innen erreichen und überhaupt (an)gehört werden.
Zweitens: MJA benötigt entsprechende Rahmenbedingungen und Unterstützung, damit ihr auf dem langen Weg nicht die Puste ausgeht. Eine konstante, langfristige Förderung entsprechend der Fachstandards, zuzüglich einer Prise Wertschätzung, wären dafür schon mal eine gute Grundlage.
Aber warum dauert das denn überhaupt so lange mit dieser Mobilen Jugendarbeit?
Man kann die Probleme mit/ von den Jugendlichen doch bestimmt auch im Kurzsprint lösen!? Ähm….nein. MJA ist weder Sozial-Feuerwehr noch Akut-Mediziner oder Zauberkünstler – auch wenn ihr diese Funktionen oft genug von außen übergestülpt werden sollen. In der Arbeit mit (vor allem) jungen Menschen geht es immer um Entwicklung, um Prozesse, um Nachhaltigkeit. Das braucht Zeit.
Bevor sich junge Menschen mit ihren persönlichen Problemen überhaupt an uns Erwachsene wenden, müssen wir eine tragfähige, vertrauensvolle Beziehung zueinander aufgebaut haben. Unseren Erfahrungen nach dauert es im Schnitt etwa anderthalb bis zwei Jahre, bis aus einem Erstkontakt eine konkrete Unterstützungsanfrage wird. Erst dann folgt der eigentliche Hilfeprozess, folgen Abbrüche, Neustarts, Veränderungen, Entwicklung.
Ähnlich verhält es sich auf einer anderen Tätigkeitsebene der MJA. Angestrebte Veränderungen im institutionelle Netzwerk oder im Gemeinwesen sind nicht von heute auf morgen beschlossen, umgesetzt und sichtbar wirksam. Es bedarf demokratischer Diskussionen, einem Abwägen zwischen verschiedenen Zielstellungen und Lösungswegen oder auch der Akquise erforderlicher materieller Ressourcen.
Wenn heutzutage ein Marathonläufer an den Start zu seinem Wettkampf geht
… sieht man ihm die monatelange Vorbereitung nicht an. Weder die hunderte von Trainingskilometer oder seine körperliche und mentale Weiterentwicklung, noch all den Schweiß, die Rückschläge, Verletzungen und Zweifel, die auf dem Weg dahin lagen. Und erst wenn er letztlich im Ziel angekommen ist, kann er die Früchte für all das ernten.
Mobile Jugendarbeit ist ein Marathon mit all diesem Drum und Dran. Unser Verein ist seit 25 Jahren auf dem Weg. Das Gelände ist anspruchsvoll. Doch das Ziel behalten wir fest im Blick.
Infos zur Thesen-Aktion: Anlässlich seines 25-jährigen Bestehens hat der Mobile Jugendarbeit Leipzig e.V. einen Kalender mit 25 Thesen aus der Praxis zusammengestellt. Diese beziehen sich auf aktuelle Gegebenheiten und Entwicklung in Gesellschaft und Jugendarbeit, auf die die Streetworker des Vereins in ihrer täglichen Arbeit stoßen. Die Thesen sollen zum Nachdenken und zur Diskussion anregen – und im Idealfall den Anstoß für einen Veränderungsprozess geben.
Mehr Infos zur Mobilen Jugendarbeit Leipzig e.V.
www.kuebelonline.de
Keine Kommentare bisher