Der Wunsch ist groß: Endlich ein Dr. Helmut-Kohl-Platz für Leipzig! Die CDU-Fraktion im Leipziger Stadtrat hat es beantragt, kaum war der einstige Bundeskanzler gestorben. Im Juni 2018, ein Jahr nach seinem Tod, solle ein Leipziger Platz nach ihm benannt werden. Den Vorschlag hatte man gleich mit dazugetan: Ein Plätzchen vor der Glashalle der Neuen Messe wäre schön.
Aber so schnell geht das auch in Leipzig nicht. Aus gutem Grund. Man hat extra eine gewisse Pietätsfrist eingebaut, damit zwischen dem Ableben berühmter Personen und einer feierlichen Platzbenennung wenigstens ein bisschen Trauer- und Bedenkzeit bleibt. Ein Jahr Pietät, das ist die Regel. Ein Jahr nach dem Tod des Berühmten könnte man einen Benennungsvorschlag vorlegen, formuliert das Leipziger Verwaltungsdezernat jetzt einen alternativen Vorschlag.
Aber einen offiziellen Vorschlag gibt es dann erst in einem Jahr.
Die CDU-Fraktion hatte recht ausführlich erklärt, warum Helmut Kohl für Leipzig wichtig war und dass der Platz vor der Glashalle der Neuen Messe genau richtig wäre, nach ihm benannt zu werden. Das könnte klappen. Auch wenn der Platz gar nicht namenlos ist. Er hat tatsächlich schon seit 1994 einen Namen.
„Abhängig vom Vorliegen eines geeigneten Benennungsortes wird als frühestes Benennungsdatum der erste Todestag angestrebt entsprechend der Leipziger Praxis, Namensgebungen im öffentlichen Raum nicht vor einem Jahr nach dem Tod des Namensgebers vorzunehmen“, teilt das Verwaltungsdezernat mit. „In die Prüfung möglicher Benennungsorte wird der im Antrag vorgeschlagene Platz einbezogen, der zur Merkurpromenade gehört. Der Name Merkurpromenade war im Mai 1994 im Zuge der Erschließung des Neuen Messegeländes von der damals selbstständigen Gemeinde Seehausen beschlossen worden und fügt sich zusammen mit den umliegenden Straßen in den Komplex nach Handel und Messe benannter Straßen ein (Handelsring, Handelsstraße, Messe-Allee, Fuggerstraße, Seidengasse, Pelzgasse). An der Merkurpromenade liegen Merkurbrunnen und Merkurbrücke. An ihr sind keine Adressen vergeben.“
Was dann also schon mal kein Problem mit Anliegern bedeutet, die dann ihr Briefpapier ändern müssten. Die Gebäude ringsum gehören zwar alle zur (Neuen) Messe. Und die Messegeschäftsführung residiert im Gebäude am südlichen Teil der Merkur-Promenade.
Aber die offizielle Postanschrift der Leipziger Messe lautet Messe-Allee 1. Das ist die Straße auf der anderen Seite des Verwaltungsgebäudes. Man hat also Handlungsfreiheit. Nur ein bisschen pietätvolle Geduld steckt im Alternativvorschlag der Verwaltung. Denn Eile gibt es ja nicht wirklich. Es sei denn, jemand hat Angst, dass der Ruhm des Einheitskanzlers binnen zwölf Monaten verblasst.
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