Steigende Kosten für den dritten Bauabschnitt im „Zoo der Zukunft“ werden dazu führen, dass die Fertigstellung des Gesamtprojekts nicht 2020 passiert, sondern sich bis ins Jahr 2022 verzögert. Die Vorlage dazu liegt derzeit im Stadtrat. Denn die Stadt muss die zusätzlichen Geldmittel ja bewilligen. Trotzdem werden weitere Teile des „Zoos der Zukunft“ gebaut. Das aktuelle Großprojekt ist der Himalaya.
Der hat schon einige Enttäuschungen mit sich gebracht. Denn dafür sollte ja ursprünglich die alte Felslandschaft hinterm Gondwanaland weiter verwendet werden. Aber der künstliche Fels erwies sich als mürbe bis runter auf die Grundmauern an der Parthe. Das alles muss völlig neu gebaut werden. Genauso ist es mit der riesigen Voliere nebenan, eigentlich auch so ein denkmalgeschütztes Stück. Aber auch hier waren die Anker und Trossen mürbe. Der Flugkäfig muss neu gebaut werden.
Aber es wird schon seit Wochen emsig dran gearbeitet an der Gebirgslandschaft Himalaya. Fundamente und Mauern sind schon gegossen. „Wir bauen auch im Winter mit Hochdruck weiter“, sagt Zoodirektor Jörg Junhold. Denn das Ziel ist sportlich: Im Sommer 2017 soll der Himalaya fertig sein. Das Meiste hat man dabei schon so erwartet, deswegen erhöhen sich die Kosten für die Himalaya-Landschaft nur von 3,9 auf 4,5 Millionen Euro.
Etwas teurer wird der Bauabschnitt, der 2017 begonnen werden soll: der neue Kontinent Südamerika mit dem ersten Teil „Patagonien, Pampa, Pantanal“ und dem zweiten „Feuerland“. Wobei „Feuerland das wirklich teure Stück ist, wo es auch die größten Kostensteigerungen geben wird – von 15 auf 19 Millionen Euro. Was auch mit der Komplexität dieses Abschnitts zu tun hat, wo es neben dem sensationellen Unterwassertunnel auch noch eine Felsenbühne geben wird. Hier werden dereinst Pinguine, Meerespelikane und Mähnenrobben ihr Zuhause finden.
Aber dafür gibt es erst Skizzen, noch keine festen Planungen. Deswegen wird hier erst 2018 Baubeginn sein.
Der erste Teil Südamerikas – „Patagonien, Pampa, Pantanal“ – wird schon 2017 begonnen. Hier haben sich die Kosen von 4,1 auf 5,2 Millionen Euro erhöht. Aber Ziel ist es dabei, im Sommer 2018 fertig zu sein. Diese mit einem großen Hochpfad zu erkundende südamerikanische Pampa wird nördlich der Hacienda Las Casas gebaut und kurz vor der Flamingolagune enden. Man kommt künftig praktisch durch Südamerika zum Zooausgang.
Wenn man hier nicht hängenbleibt. Denn hier werden exotische Tiere wie Nasenbär, Ameisenbär, das Wasserschwein Mara, das schweinsähnliche Pekari, Mähnenwolf und Darwin-Nandu ein Zuhause finden. „Da und dort werden wir auch wieder versuchen, die Tiere zu vergesellschaften“, sagt Junhold.
Die ganzen Pläne bedeuten aber schon jetzt allerlei Tierumzüge innerhalb des Zoos. Manche Tiere werden für immer Abschied nehmen.
Noch in diesem Monat wird zum Beispiel die Haltung der Dallschafe aufgegeben und Anfang des kommenden Jahres ziehen die Wildpferde in die umgebaute alte Nashornanlage.
Beide Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit den bevorstehenden Arbeiten in der Themenwelt Südamerika, die im kommenden Jahr beginnen. Bis 2018 sollen zwischen Hacienda Las Casas und dem Tierkindergarten Pantanal und Patagonien entstehen.
Die ebenfalls in diesem Bereich lebenden Schneeleoparden und Roten Pandas werden in der ersten Jahreshälfte 2017 umziehen. Für sie entsteht in unmittelbarer Nähe zu Gondwanaland gegenwärtig die erwähnte Hochgebirgslandschaft Himalaya, die im kommenden Sommer eröffnet werden soll. Mit dem Umzug der stark vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden in die neue, übernetzte Anlage gehört die Raubkatzenhaltung in traditionellen Käfigen im Zoo Leipzig dann der Vergangenheit an.
Und wo man schon mal beim Urkontinent ist: Auch in der Tropenerlebniswelt Gondwanaland, die in diesem Jahr ihren fünften Geburtstag gefeiert hat, werden 2017 neue Arten Einzug halten. Im Vulkanstollen sollen Bilbies (Macrotis lagotis) einziehen, im Bereich Afrika werden die Löffelhunde abgegeben und Kronenmakis (Eulemur coronatus) an ihrer Stelle heimisch werden.
Bilbies sind kleine putzige Tierchen aus Australien: Kaninchennasenbeutler, die da unten – so Junhold – sogar ein bisschen den Osterhasen ersetzen. „Wir sind damit der erste Zoo in Europa, der diese Tiere zeigt“, sagt Junhold. Dasselbe gilt übrigens auch für das Schuppentier, das sonst nur noch in den Zoos von Singapur und Taipeh gehalten wird und stark vom Aussterben bedroht ist, weil das Fleisch dieser Tiere in Asien illegal gehandelt und geschmuggelt wird. Der Zoo Leipzig soll ein zweites Paar Schuppentiere bekommen, sogar noch im Dezember.
Und das dritte große Bauprojekt, das sich im Zoo ankündigt, wird das alte Zentralgebäude des 1908 erbauten Aquariums sein, das in DDR-Zeiten 1985 zum letzten Mal saniert wurde – und das auch noch auf die in damaliger Zeit notwendig sehr „kostensparende“ Weise, was insbesondere Dach, Dämmung und Fenster betrifft. Aber auch die Meerwasseranlage stammt aus der Zeit und muss dringend ersetzt werden.
„Aber mit den konkreten Planungen beschäftigen wir uns dazu erst 2018“, sagt Junhold. Auch wenn es eine erste Kostenschätzung gibt, die mit 6,2 Millionen Euro schon deutlich über den ursprünglich kalkulierten 4,4 Millionen Euro liegt.
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