Nach der überraschenden Außer-und-ohne-Plan-Demo an einem Donnerstag kehrt Legida heute zum gewohnten ersten Montag des Monats zurück. Gegen die Kundgebung der völkischen Nationalisten, die zuletzt massiv von Neonazis unterstützt wurden, soll es auch im Mai wieder erheblichen Widerstand geben. Sowohl „Leipzig nimmt Platz“ als auch das Bündnis „Leipzig bleibt bunt“ rufen zu Protesten auf. In Gohlis findet zudem eine Antifa-Demo statt.
22:56 Uhr: Wann eigentlich will Legida wiederkommen?
Während sich langsam aber sicher ein letztlich weitgehend friedlicher Abend (wie auch die Polizei auf Twitter bestätigt) dem Ende zuneigt und sich bereits ein juristisches Geplänkel über die Folgen der Blockade in den sozialen Netzwerken entwickelt, bleibt ein Rätsel. Warum hat Legida keinen neuen Versammlungstermin bekanntgegeben? Ein Unding noch in Zeiten von Markus Johnke. Nachdem man unter seiner Ägide einst den aufreibenden wöchentlichen Rhythmus zugunsten eines monatlichen Aufmarsches verließ, war heute nur von einem Redner zu vernehmen, dass man sich am kommenden Wochenende in Berlin treffen möchte. Von einer kommenden Versammlung in Leipzig war nicht die Rede.
22:30 Uhr: Da wir die Diskussionen schon ahnen …
… darf man zur Stunde nochmals an eines erinnern, was manchen schwer verständlich zu machen ist. Eine friedliche Blockade, so wie heute in Leipzig, ist keine “Straftat”, sondern eine Ordnungswidrigkeit (Definition siehe Wiki), wenn die Polizei so wie heute dazu übergeht, den Versuch einer Streckenblockierung mittels Hinsetzen auch zu ahnden. Weshalb die Beamten auch die Maßnahme den Blockierenden mindestens dreimal anzukündigen haben, bevor ein so gewaltfrei wie irgend möglich durchzuführender Polizeieinsatz zur Feststellung der Identität der Teilnehmer oder zur Räumung der Blockade einzuleiten ist.
Beräumt die Polizei eine friedliche Blockade, ist sie angehalten, die Menschen einzeln wegzutragen und somit selbst bei diesem Einsatz die Gewaltanwendung gering zu halten. Auf Gegenwehr gegen die Beamten dürfen diese einfachen Zwang/einfache Gewalt anwenden, um das Entfernen vom Blockadeort im Interesse der blockierten Demonstration herbeizuführen (eine Abwägungsentscheidung der Einsatzleitung). Beide Einsatzformen können dabei natürlich auch kombiniert werden.
Meist, so wie heute in Leipzig, wird jedoch eine Ausweichroute für die blockierte Demonstration gefunden und in manchen Fällen im Sinne der Verfolgung der Ordnungswidrigkeit der Blockierer versucht, deren Personalien festzustellen. Anschließend können dann Bußgelder erlassen werden, gegen welche man in einem ordentlichen Rechtsverfahren auch Einspruch einlegen kann.
Oft genug werden solche Verfahren dann vor Gericht auch abgewiesen oder anders entschieden. Weitere Zeilen dazu findet man unter anderem hier auf L-IZ.de.
22 Uhr: Noch immer sind rund 70 Menschen im Kessel
Rund 150 Namen und Adressen sowie Fotos via Video dürfte die Polizei heute unter den Blockadeteilnehmern eingesammelt haben, wenn der Einsatz vorbei ist. Die Identitätsfeststellung läuft nach wie vor, noch etwa 70 Personen befinden sich im Polizeikessel auf dem Lutherring. Wer der verhaftete Journalist sein soll, ist noch unklar – die Kollegen der L-IZ können ungehindert arbeiten.
Jürgen Kasek (Vorstand B90/Die Grünen Sachsen und Rechtsanwalt) kündigte nun vor Ort rechtliche Schritte gegen den Polizeieinsatz an. Wie immer bei solchen Vorgängen wird es wohl im Nachgang um die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes gehen. Da dieser auf den ersten Blick im Rahmen des Machbaren wohl nicht übermäßig aggressiv verläuft, haben nun auch die Beamten die Helme abgesetzt.
21:49 Uhr: Erste Videos vom Tage
19:36 Uhr Polizei kesselt auf dem Ring die Blockierer erstmals ein.
19:50 Uhr LEGIDA zieht an der Blockade vorbei
19:21 Uhr Legida im Anmarsch auf die Blockade und Gegenproteste von der Seite
21:45 Uhr: Legida zu Ende, das Ringen im Kessel geht weiter
Es folgen gleich Videos von der Strecke und vom Polizeieinsatz. Dieser selbst läuft auch jetzt noch, Jürgen Kasek hat soeben (die Eingekesselten sind nach wie vor friedlich) die Polizeibeamten aufgefordert, die Helme abzulegen und die Identitätsfeststellungen zu beenden.
Legida marschiert unterdessen geschlossen zum Hauptbahnhof zurück.
21:31 Uhr: “Dass die Frauen auch mit aus dem Haus kommen”
Sandro freut sich, dass die Frauen auch dabei sind und “auch mit aus dem Haus kommen”. Bei anderen dürfen die das schon länger, aber schön, dass es jetzt auch bei Legidateilnehmern geht, dass Frauen dabei sein können. Und er wünscht sich, dass die Legida-Teilnehmer mal objektiv dargestellt werden (von den nicht objektiven Medien) und die doch mal fröhlich mit der Kamera durch die Menge filmen könnte. Um zu zeigen, dass bei Legida ganz normale Menschen seien.
Das kann er dann doch lieber selbst versuchen – wir von der L-IZ wurden nun oft genug aus den Reihen von Legida angegriffen.
Weiter gehts (Livestream weiter unten im Beitrag verlinkt) mit dem Redebeitrag. Er sei ja links und nun entsetzt, was da die Gegendemonstranten gerufen haben. “Wir sind die Mauer und das Volk muss weg” regt ihn offenbar sehr auf, die Ironie dahinter ist also bei Sandro weniger angekommen. Als aufrechter Demokrat fühlt er sich eingeschränkt, man habe ihn versucht zu boykottieren, weil er bei Legida gesprochen habe. Doch der Unmut würde bei den Linken und SPDler, mit denen er spricht, auch steigen.
Angesichts der sozialen Ungerechtigkeiten in diesem Land ein überaus nachvollziehbares Argument. Um den Bogen rund zu machen, fordert Sandro, dass man bei Legida “die besseren Demokraten” sein müsse, um auch Linke zu bewegen, bei Legida zu sprechen.
Immerhin ist er der erste, der sich (unter mäßigem Applaus) gegen Rassismus ausspricht. Doch da dies ja niemand berichtet (da fragt man sich, was man hier eigentlich macht?), würde das ja keiner mitbekommen und man könne Legida doch nicht in die rechte Ecke stellen. Hat eigentlich bei der L-IZ noch keiner getan – aber es sind halt genug Rechtsextreme dabei. Ob der Sandro eigentlich wirklich weiß, wer eigentlich der Schatzmeister des Vereins ist, auf dessen Bühne er jetzt steht? Am Ende kommt dann doch noch die Auflösung: Sandro von aufrechtedemokraten.de versteht sich mit den “alten SED-Mitgliedern” und AfD-Leuten. Das ist eigentlich kaum zu unterscheiden – früher (eigentlich auch heute noch) sagte man, dass sich Betonköpfe immer auch zusammenfinden.
Passt also. Hier kann man zwischen Reaktionär und Linkem nicht unterscheiden.
21:11 Uhr: Mal wieder geht es bei Legida um den Frieden im Livestream
Nicos Chawales macht mal wieder den Startpunkt von Pegida einst fest. Es wäre der Ukraine-Konflikt für ihn gewesen. Warum sei man eigentlich auf der Straße, so seine Frage. Für den Frieden natürlich. Und vergleicht das Verhalten der Zwickauer gegen Heiko Maas mit den Vorfällen in Stuttgart, als dort rund 400 Autonome randalierten. Rotlackierte SA-Horden seien diese, während in Zwickau engagierte Bürger gewaltfrei gegen den Justizminister demonstriert hätten.
Flüchtlinge, äh Geflüchtete – nein heute heiße das ja “Schutzsuchende” – nein, auch diese seien keine Feinde von Legida. Austauschbare Marionetten eines durch und durch austauschbaren Parteienkartelles seien heute die “Politbonzen”, so der Redner weiter. Da nun auch wirklich alle als Feinde ausgeschlossen sind, bleibt bei Chawales der “militärisch-industrielle Komplex” in den USA übrig. Da hatter mal Recht, gegen Krieg und die perverse Art, damit ständig massiv Geld zu verdienen, ist ein urlinker Angriffs- und Kritikpunkt.
Erneut passiert das, was eine echte Querfront auszeichnet. Linke Kritik und dann nationalistische Lösungen der Ausgrenzung, wie mehr Nationalstaat, mehr Abgrenzung usw. in einen Topf – umrühren und fertig ist die Laube. Nun gehts ab in die DDR und die Lehren daraus. Mal kurz die Finger kühlen gehen, während Nicos dazu auffordert, man könne sich auch ein Tütchen drehen. Denn jetzt wird wieder gegen die Linken gehetzt und mehr “Normalität” und weniger political correctness gefordert.
Eine Anmerkung noch. Während hier von Frieden gesprochen wird, läuft die Polizeiaktion gegen die Blockadeteilnehmer weiter.
20:58 Uhr: Im Umfeld des Polizeieinsatzes
Keine guten Nachrichten von der Blockadeaktion der Polizei. Ein Journalist soll verhaftet worden sein. Noch sind die Einzelheiten unklar, werden uns jedoch sicher noch in den kommenden Minuten beschäftigen. Unterdessen ist es der Polizei gelungen einen Hund einzukesseln. Es sollen Identifizierungsmaßnahmen durchgeführt werden, die Polizei hat Strahler herangebracht, um die Eingekesselten identifizieren zu können. Legida ist unterdessen wieder auf dem Wagner-Platz angekommen.
Wir fordern: Freiheit für Waldi!!!!111!!!!!!!11!
20:56 Uhr: Legida auf dem Rückweg
Während die Polizei einen Einsatz gegen die Teilnehmer der Blockade durchführt und dies später sicher mit der feststellung der Personalien begründen wird, läuft das kleine Demonstrantenhäufchen bei Legida ohne weitere Vorkommnisse und befindet sich wieder auf dem Weg zurück zum Richard-Wagner-Platz.
20:47 Uhr: Leider nichts mit friedlich
Bis eben war es noch einigermaßen gesittet zugegangen. Doch nach der Routenverlegung von Legida kommt es nun zu einem massiven Polizeieinsatz gegen die Blockadeteilnehmer, einzelne werden dafür zu Boden gebracht. Ob dieser Einsatz nötig war, muss aktuell fraglich bleiben. Bis zum Zeitpunkt der polizeilichen Maßnahmen war es friedlich verlaufen.
20:40 Uhr: Die Blockade bleibt, Legida biegt ab
Wie auch immer man es im Nachgang bewerten wird, aber die Blockierer haben ihren Willen bekommen. Legida bekommt von der Polizei eine Alternativroute angeboten und biegt nun in die Ratsfreischulstraße ab, statt weiter über den Ring zu laufen. Es steht zu erwarten, dass es weitere Blockadeversuche geben könnte. Bislang ist zumindest alles friedlich von allen Seiten geblieben.
20:33 Uhr: Die Polizei will offenbar Teilräumung
Die Außenseite soll frei gemacht werden, damit Legida hindurch und weiter Richtung Neues Rathaus Leipzig ziehen kann. Doch die Blockierer haben etwas dagegen. Derzeit sind Innen- und Außenbahn dicht. Die Polizei will nun aber die Außenbahn (vom Zentrum aus gesehen) beräumen.
Die Polizei kündigt soeben Maßnahmen zur Feststellung der Personalien der Teilnehmer der Blockade an. Legida muss warten.
20:26 Uhr: Weiter Hin und Her an der Blockade
Die Blockade wird derzeit nicht geräumt und Legida bewegt sich mit deutlich weniger Menschen als noch am 4. April auf den Blockadepunkt zu. Noch sitzen da, auf dem Luther-Ring, rund 300 Menschen und wollen nicht aufstehen und weggehen.
20:10 Uhr: Es wird eng auf dem Luther-Ring
Die Polizei genehmigt sozusagen das Herumsitzen auf der Innenseite des Ringes. Doch auf der Außenseite sind weitere 150 Blockierer und die haben eine kleine Abstimmung veranstaltet, während Legida noch nicht vorbei kann und den eigenen Marsch verzögert. Das Abstimmungsergebnis bei den Platznehmern lautet: Wir bleiben sitzen.
Legida verzögert den eigenen Marsch weiter deutlich.
19:56 Uhr: Legida läuft los, NoLegida versucht zu blockieren
Eine Weile hat die Polizei mehr oder minder unfreiwillig dem Treiben auf dem Luther-Ring zugesehen, als sich Gegendemonstranten auf dem Weg zum Wagner-Platz auf einmal niederließen. Bei etwa 350 Personen angelangt, gingen dann doch noch einige weiter, doch andere blieben sitzen. Gegen 19:50 Uhr haben die Beamten nun begonnen, weitere Menschen, die noch zur Blockade gelangen wollen, daran zu hindern. Legida befindet sich aktuell nur noch wenige Meter entfernt. Es könnte heute also brenzliger werden, als bei vorherigen Versammlungen.
Nachtrag: Legida ist heute im Vergleich zum 4. April 2016 erneut deutlich geschrumpft. 500 Teilnehmer sind das bestimmt nicht mehr. Bei bestem Wetter schaffen es die Rechtsausleger heute noch auf vielleicht 250.
19:09 Uhr: Mal wieder zu spät – der Livestream von Legida, mit Kommentaren der L-IZ
Wir stellen ihn aber schon mal ein, Kommentierung gibts dann wie gewohnt unterhalb des Streams.
19:47 Uhr: Der Bürgerkrieg droht
Das mit der Namensliste der AfD-Parteitagsteilnehmer auf Indymedia hat ja gestern bereits auf der L-IZ eine weitere Einordnung erhalten. Für den Redner der Beginn eines Bürgerkrieges, dieser drohe. Er fordert also die Gegendemonstranten (die damit gleichsam dafür mitverantwortlich gemacht werden von ihm) dazu auf, diese “Leute an die Kette zu legen”, die diese Listen gehackt haben. Dann gehts flott nach Freital. Da ist es jetzt wiederum nicht so wild für “den Langen”. Es seien “Knalltüten und Vollidioten”, die da ein bisschen mit Polenböllern rumgespielt haben. Mehr ist die offenkundig organisierte Gruppe von Freital für den Redner nicht. Alles halb so schlimm, findet also “der Lange” nun.
Während Legida nun losläuft und auf dem Luther-Ring eine Blockade auf sie wartet, kann man heute mal wieder einiges bereits festhalten: Von rechtsaußen sieht wirklich alles links aus. Wer Asylbewerberheime attackiert, ist für Legida-Redner lediglich eine “Knalltüte”. Und auf die Aktion in Zwickau ist man in Leipzig stolz, während ein rechtsextremer Aufmarsch in Plauen unter den Tisch fällt. Selektive Wahrnehmung halt, da kann man bei Legida zukünftig wenigstens mal den Spruch wegen der “objektiven Betrachtung” steckenlassen. Deal?
19:36 Uhr: “Der Lange” ist geschult, allerdings nur von rechts
Stichwortgeber ist leider Markus Ulbig in seiner Funktion als Innenminister. Dieser hatte im Rahmen des Verfassungsschutzberichtes (welchen “der Lange” nur stückweise liest und die geradezu explodierten Angriffe auf Asylbewerberheime weglässt) behauptet, linke und rechte Szene sei bei der Ausübung von Gewalt kaum noch zu unterscheiden. Das wird gerade die junge Dame, welche in Plauen von einem rechten Schläger ein Stativ an den Kopf bekam und bewusstlos zu Boden ging, sicher gern hören.
“Der Lange” hats also weniger mit einer Einordnung der Verhältnisse, welche ohne das Erstarken neonazistischer Strukturen nicht zu erklären ist. Dass sich etwas aufschaukelt im Freistaat ist jedem klar, der die Szenerie aufmerksam beobachtet. Für “den Langen” sitzt aber auf der anderen Seite der Wippe niemand, der Platz der rechtsextremen Gewalt bleibt frei. Schöner kann man das Wort Populismus eigentlich nicht darstellen. Es ist also absolut verstehbar, dass in keiner einzigen Legida-Äußerung bis heute eine Auseinandersetzung mit dem Überfall von über 200 Rechtsradikalen in Connewitz am 11. Januar 2016 zu finden ist.
Stattdessen wird hier heruntergeredet, was bei Anschlägen auf Asylbewerberheime geschieht.
19:28 Uhr: “Der Lange” spricht und NoLegida hat Platz genommen
Viel hatte “der Lange” nicht zu sagen und stellte stattdessen erstmal den “Mann mit der Hakenkreuzbinde” vor. Der machte einen auf Rentner und man hatte Spaß am polizeilichen Übertragungsfehler, welcher aus einer Kette mit Hakenkreuz des Herren eine Armbinde gemacht und die LVZ dies geschrieben hatte. Der Träger der Kette (mit welcher man hier offenbar dann wieder kein Problem auf der Bühne hat) lädt alle Anwesenden erstmal zu einer Großdemo in Berlin ein – gemeinsam mit dem Bus.
Wichtig sei natürlich das Geld vorher einzutreiben. Nun ist der Lange wieder dran und stellt fest, dass Leipzig bei linker Gewalt auf Platz 3 in Deutschland steht. Und dann fordert er Gelder und Programm zur Bekämpfung von Linksextremismus. Also mehr Geld für den Verfassungsschutz?
19:22 Uhr: Mal eine Beschwerde aus der Redaktion an Legida
Hallo Legida? Wir haben einen Deal – Ihr macht den Livestream und wir kommentieren diesen munter im Namen der Meinungsfreiheit, was ihr so auf der Bühne erzählt. Aber so geht es auch nicht. Es ist jetzt 19:25 Uhr und bei Euch läuft gerade mal der Song “Wir sind das Folk” (oder so) und wir warten hier, dass Ihr endlich mal anfangt. Seht es mal so: Wir müssen in Zeiten knapper Kassen auch auf die Uhr schauen.
Danke also – beim nächsten Mal bitte wieder pünktlich. Jetzt gehts ja nun los – natürlich fangt Ihr mit dem Wochenende an. Klar. Stuttgart und Zwickau. Und was ist mit Plauen? Wäre ja mal was Neues, wenn Ihr auch dazu was sagt, wo Eure Freunde zum Angriff übergehen? Ah, Nicos Chawales als Startredner lässt Plauen erwartungsgemäß unter den Tisch fallen. Nun kommt wieder “der Lange”, weil er beim letzten Mal nicht alles losgeworden ist – die Themen konnte er also am 4. April (es war lang!) wegen der kurzen Redezeit alle nicht unterbringen können … Das lässt ja einiges erwarten.
18:55 Uhr: NoLegida & Leipzig nimmt Platz auf dem Weg zum Wagner-Platz
Gegen 19:05 Uhr werden die Teilnehmer vom Augustusplatz kommend am Versammlungsort von Legida eintreffen. Das Polizeiaufgebot rollt derweil hinter der Demo her. Bei einer weiteren Ansprache auf dem Augustusplatz hatte sich angesichts der Vorkommnisse von Zwickau der DGB – Vertreter Erik Wolf mehr Beteiligung von Gewerkschaftern gegen Legida gewünscht.
18:45 Uhr: Plauen, Zwickau – Leipzig?
Das Wochenende hat bei den Teilnehmern von NoLegida deutliche Spuren hinterlassen. Die des Entsetzens angesichts der Bilder aus Plauen, wo ein einschlägig bekannter Neonazi eine Frau am Rande der Demonstration des rechtsextremen „3. Weg“ mit einem Stativ auf den Kopf schlug. Und mittlerweile identifiziert ist und nun vor Gericht landen wird. Die Polizei hatte dazu am Morgen Internet-Videos ausgewertet, die den gezielten Angriff und einen zweiten Angreifer zeigen (MDR), welcher jedoch von einem Beamten abgefangen wurde.
Bei anderen, hier eher Legida, könnten die Bilder eines zweifelhaften Triumphes für Euphorie sorgen, da sie sich über die Bilder aus Zwickau am 1. Mai freuen. Dort hatten Demonstranten minutenlang mit „Hau-ab“ – Rufen, Trillerpfeifen und „Das Maas ist voll“ – Schildern gegen Bundesjustizminister Heiko Maas und die SPD auf einer Gewerkschaftsveranstaltung zum 1. Mai demonstriert und zu einem eiligen Abgang nach seiner Ansprache bewegt. Während Plauen regelrecht von Neonazis okkupiert wurde, zeigt bei Zwickau ein Blick in die Auswertungen des Verfassungsschutzes, worum es da gehen könnte. Neben sozialer Unzufriedenheit hat sich in Zwickau im vergangenen Jahr längst eine weitere sächsische Stadt derart gemausert, dass hier rechte Kräfte und sogenannte „besorgte Bürger“ Hand in Hand gehen. Hier mischen sich Rentenkritik, TTIP-Protest und “Volksverräter”-Rufe munter.
Das Video wird seit gestern vom falschen “Anonymous”-Acount und Anbietern wie “Volksbetrug.net” und anderen rechten Patriotensendern bei Youtube verteilt. Der MDR bietet ebenfalls Video-Bilder davon an.
In Leipzig könnte – sofern er erneut teilnimmt – ein führendes Mitglied der Partei „Die Rechte“ mit etwas Geldsorgen teilnehmen. Am heutigen Vormittag wurde Alexander Kurth (auch „Offensive für Deutschland“ OfD) wegen des Besitzes zweier Schlagringe zu einer erstinstanzlichen Geldstrafe in Höhe von 650 Euro verurteilt.
17 Uhr: Es gibt keine Gewissheit, aber Grund zur Hoffnung
Einen Kothaufen wird Legida diesmal nicht präsentieren. Vor anderthalb Wochen waren 100 Personen mit einem solchen zur Polizeidirektion gelaufen, um dagegen zu protestieren, dass sie von der Behörde – angeblich zu Unrecht – in die „rechte Ecke“ gestellt werden. Paradox: Mit der Aktion verharmlosten sie nicht nur die Verwendung eines Hakenkreuzes im Umfeld ihrer Veranstaltung, sondern schärften auch das Bewusstsein der Öffentlichkeit für ebenjenen Vorfall.
Am heutigen Abend steht wohl wieder eine gewöhnliche Demonstration auf dem Plan. „Gewöhnlich“ bedeutet in diesem Kontext in der Regel: Hetze gegen Geflüchtete, Muslime, Politiker, Journalisten und Antifaschisten. Welche Redner geplant sind, ist nicht bekannt. Legida hat die Kundgebung für 1.000 Personen angemeldet, obwohl am ersten Montag im April lediglich 500 Teilnehmer erschienen waren. Die Route führt wieder vom Richard-Wagner-Platz über den westlichen Ring zum Neuen Rathaus.
Bereits um 17 Uhr startet an der Kreuzung Lützow-/Coppistraße in Gohlis eine Antifa-Demonstration unter dem Motto „A Monday without you – Rechte Strukturen offenlegen“. Unter demselben Motto waren im April etwa 75 Teilnehmer durch den Westen Leipzigs gezogen. Zu wenig, beklagen die Organisatoren in ihrem neuerlichen Aufruf und stellen fest: „Auch in Leipzig ist es schwierig, Menschen für antifaschistische und antirassistische Aktionen am Stadtrand zu mobilisieren.“ Allerdings fanden zeitgleich diverse direkte Aktivitäten gegen die Kundgebungen von Legida und „Wir lieben Sachsen/Thügida“ statt.
Für die zweite Runde fiel die Wahl auf Gohlis, weil hier in den vergangenen Jahren unter anderem die NPD und Burschenschaften aktiv wurden, etwa im Zusammenhang mit dem geplanten und mehrmals sabotierten Bau einer Moschee. Der Aufzug verläuft über die Georg-Schumann-Straße zum Wilhelm-Liebknecht-Platz nahe des Hauptbahnhofes, wo sich um 18:30 Uhr erneut Legida-Teilnehmer treffen wollen, um gemeinsam zu ihrem Versammlungsort zu gelangen.
Zumindest eines haben die Organisatoren der Antifa-Demo schon erreicht: Die Leipziger Burschenschaft Arminia, deren Einrichtung an der Kundgebungsstrecke liegt, fühlt sich bedrängt und hat in einem mittlerweile gelöschten Facebook-Post dazu aufgerufen, „Präsenz zu zeigen und im Zweifel das Haus zu verteidigen“. Bier und Gegrilltes sollen dafür den nötigen Anreiz schaffen.
Das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ wird derweil ab 18 Uhr eine Veranstaltung auf dem Augustusplatz starten. Diese steht diesmal unter dem Motto „Solidarität für soziale Gerechtigkeit“ und knüpft inhaltlich an den gestrigen Tag der Arbeiterbewegung an. Als Redner ist Erik Wolf, der kommissarische Regionsgeschäftsführer des Deutschen Gewerkschaftsbundes Leipzig-Nordsachsen, angekündigt. Zudem sollen noch weitere Gewerkschaftsvertreter und Jugendorganisationen zu Wort kommen. Die Demo führt über den südlichen und westlichen Ring zum Richard-Wagner-Platz und wird dabei einen Teil der Legida-Route kreuzen.
Zwischen Runder Ecke und Neuem Rathaus ist zudem eine Luftballonkette des Bündnisses „Leipzig bleibt bunt“ geplant. In der Thomaskirche findet ein Friedensgebet statt. Die ursprünglich geplante Stolperstein-Mahnwache wurde abgesagt.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Keine Kommentare bisher