Wer viel schreibt, sollte viel lesen. Denn Meinung bildet sich nicht im luftleeren Raum. So stolperte Tanner auch einst über eine junge Dame, die sich gerade unter dem Namen Madlén Bohéme zur Diskussion stellt, zum Beispiel über Mode, Blogs und den Sinn des Ganzen. Tanner fragte nach.
Madlén Bohéme, endlich kommen wir zusammen zum Gespräch. Auf Deinem Blog, den Du hier aus Leipzig betreibst, gibst Du Dich dem “Alternative LiveStyle” hin. Was soll das denn sein?
Hey Volly, ich freue mich auch sehr, dass wir endlich ein wenig zusammen plaudern können! Also zuallererst sehe ich meinen Blog als sogenannten Lifestyleblog, da er thematisch nicht festgelegt ist und einfach alles darin vorkommt, was mich persönlich in meinem Leben interessiert und worüber ich mich gern äußern möchte. Das ist natürlich ganz klar Mode, weil sie für mich Mittel zum Selbstausdruck ist und ja schon immer geschichtlich war, aber auch viele andere Themen, zum Beispiel über unsere schöne Stadt Leipzig.
Alternativ habe ich als Adjektiv gewählt, da ich Leipzig an sich schon als dieses im Gegensatz zu anderen großen deutschen Städten erlebe, vom kulturellen Angebot bis hin zum (Lebens-)Stil der Menschen und damit kann ich mich identifizieren. Alternatives Leben bedeutet für mich: weg von der Masse, aber ganz wertfrei. Ich ernähre mich zum Beispiel größtenteils vegan, das ist ja bekanntlich auch eine Alternative. Und um diese Themen geht’s eben auch im Blog.
Es könnte Menschen geben, die Dir – wenn sie sich so durch Deine Blogosphäre geschaut haben – mit dem Vorwurf des Narzissmus konfrontieren. Ist da was dran? Was treibt Dich zur Veröffentlichung Deiner Sichten – und ja auch der Bilder mit Dir drauf?
Es könnte nicht nur Menschen geben, die das so sehen, sondern es gibt diese auch. Das ist für mich aber auch vollkommen in Ordnung! Ich sehe das persönlich so: für mich ist der Blog eine Plattform, um mich auszudrücken, mich mitzuteilen, aber natürlich auch, um mich darzustellen. Wenn ich das abstreiten würde, wäre ich eine Lügnerin. Ich denke aber auch, dass Selbstdarstellung oft etwas zu negativ gesehen wird. Ich will ja niemandem schaden mit dem, was ich tue. Ich habe den Blog gestartet, weil ich Freude am Schreiben, Recherchieren und am Fotografieren habe.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder spannende Fotografen kennengelernt, mit denen ich arbeiten durfte. Jetzt liebe, lebe und arbeite ich mit einem Fotografen, der selbst sehr mode- und designaffin ist, zusammen. Hey, die Voraussetzungen, damit einen Blog zu starten, lagen irgendwie auf der Hand! Außerdem interessieren mich unglaublich viele Dinge und ich mache viele unterschiedliche Sachen. Es ist einfach schön, diesen Interessen Raum zu geben, indem man sie für einen Blogbeitrag reflektiert und festhält. Viele Menschen aus meinem Umfeld haben mich auch unterstützt und fanden es schlüssig, dass ich anfange zu bloggen, das hat mich motiviert.
Denn, ehrlich gesagt, hatte ich zu Beginn auch Bedenken, wie das so ankommen könnte. Aber im Endeffekt: wen interessierts!? Bei über 200 Millionen Blogs weltweit kann sich doch jeder heraussuchen, was sie/er lesen will oder eben nicht.
Ich weiß ja, dass Du Dich auch literarisch betätigst. Wie ist denn da der Stand der Dinge?
Ich schreibe Gedichte, Kurzgeschichten sowie Tagebuch und das seitdem ich schreiben kann. Literatur hatte bei uns in der Familie immer einen enorm hohen Stellenwert, ich persönlich würde mich auch als Bücherfresser bezeichnen. Aber ja, vor allem aber hat es mir Lyrik angetan und ich habe eine Vielzahl an kleineren und größeren Gedichten verfasst. Bisher habe ich diese nicht veröffentlicht, ich hatte einmal die Gelegenheit dazu, habe mich jedoch letztendlich dagegen entschlossen, da ich keinerlei Feedback und Lektorat von Seiten des Verlags bekommen habe. Ich habe mich damit einfach unwohl gefühlt. Ich empfinde Lyrik als etwas super intimes, viel intimer, als die Fotos, welche ich von mir machen lasse.
Ab und an binde ich ein Gedicht von mir in einen Beitrag mit ein, beziehungsweise schreibe auch persönliche Posts und Gedanken. Ich schaue einfach mal in welche Richtung sich das weiterentwickeln wird. Ein großer Traum wäre es jedoch, einmal einen Roman zu schreiben.
Mode – auch unkonventionelle Mode – ist ja ein Problem, das frau oder man sich erst einmal leisten können muss, so als Problem. Wer hungert oder wem gerade Bomben auf den Kopf fallen, der hat bestimmt gerade überhaupt keine Meinung dazu, ob trashig oder hipsterig gut und trendig ist oder nicht. Welchen Sinn hat Mode eigentlich wirklich, außer, dass sie verkaufbare Produkte liefert?
Welchen Sinn hat die Autoindustrie? Welchen Sinn hat es, jedes halbe Jahr die 200te Version eines Smartphones auf den Markt zu bringen? Welchen Sinn haben generell Luxusgüter und alles, was über unsere Grundbedürfnisse hinausgeht? Diese Sinnfrage finde ich etwas überzogen, wo fängt man da an und wo hört man auf. Sagen wir mal so: ich sehe die Auseinandersetzung mit Mode schon als Luxus an sich an. Ich meine, klar, wenn ich mir um meine tägliche Nahrung, ein Dach über den Kopf und Ähnliches Sorgen machen muss, dann ist es mir doch ehrlich gesagt scheißegal, ob ich dabei jetzt trendy aussehe. Darum geht’s mir aber jetzt nicht.
Mode ist für mich, wie bereits erwähnt, Selbstausdruck, sie vereint Kunst, Kultur, Design und Geschichte. Sie wärmt mich, sie kann mich schmücken, mich beschützen, mich verkleiden, mich abgrenzen, mich dazugehörig machen. Die Eigenschaften, die sie besitzt, sind vielfältig. Genauso wie der Wert, welchen ich ihr beimesse. Ich kann dafür viel Geld ausgeben, ich kann wenig oder auch gar kein Geld dafür aufbringen. Das obliegt jedem selbst. Genauso wie der Spaß an ihr. Mode ist eine persönliche Entscheidung. Aber Mode ist auch politisch und das finde ich interessant: es wird immer mehr über Produktionsbedingungen von Mode gesprochen, sie beeinflusst aktuelle Geschlechterdebatten … also hat sie für mich einen Sinn.
Du arbeitest jetzt ja mit einem professionellen Fotografen zusammen, sonst wären solche Bilder ja gar nicht möglich. Wie finanziert sich Deinen Blog? Werbung sehe ich ja nicht – aber die Bilder kosten doch bestimmt auch ein Heidengeld.
Ohne die super Fotos von Dani (www.danivonberg.com) wäre der Blog nicht möglich, ganz klar. Ich sehe diesen mittlerweile auch schon mehr als Gemeinschaftsprojekt, statt als meine komplette Eigenleistung, an. Dadurch, dass wir beide nicht nur beruflich, sondern auch privat ein Paar sind, werden wir uns da, was die gegenseitige Unterstützung angeht, ganz gut einig. Ich helfe ihm bei größeren Shootings und schwinge im Fotostudio auch die MakeUp-Pinsel. Da wir beide großen Wert auf besondere und irgendwie andere Fotos legen, blogge ich auch nicht fünfmal die Woche, weil das gar nicht neben Studium und Arbeit zu leisten ist.
Außerdem betreibe ich Madlén Bohéme erst seit einem knappen halben Jahr, deshalb habe ich bisher damit auch noch keinen großen Umsatz gemacht. Man muss sich ja in der Bloggerszene erst einen Namen machen, auch hier in Leipzig (die übrigens sehr spannend ist und stetig wächst). Es gab und gibt aktuell spannende Kooperationen, welche aber dann auch immer als diese gekennzeichnet sind. Ich versuche auch immer wieder Leipziger Marken, Orte und Unternehmen vorzustellen. Zum Glück lerne ich durch unsere Arbeit megaviele spannende Menschen und ihre persönlichen Geschichten kennen, das ist total bereichernd. Zurzeit ist das Bloggen ein intensives Hobby, meine Leidenschaft.
Aber natürlich gibt es einige Mittel und Wege, Blogs auch wirtschaftlich zu machen. Das ist ein spannendes Thema. Ich finde es auf jeden Fall ziemlich toll, dass das Internet es möglich macht, derart andere und neue Berufsfelder zu schaffen. Blogs sind daher eine super Ergänzung und/oder Alternative zum klassischen Journalismus.
Danke, liebe Madlén Bohéme – und weiterhin viel Spaß beim “Schöne-Bilder-Machen-Lassen” und “In-Mode-Schwelgen”.
Ich danke Dir, lieber Volly, für Deine Zeit und die spannenden Fragen. Spaß werde ich hoffentlich noch lange daran haben, nicht nur, wenn es um Mode und Fotografie, sondern auch um die anderen Themen des Blogs geht.
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