Die Zahlen über die Toten schwanken noch, dennoch kann davon ausgegangen werden, dass fast 100 Menschen bei einem Bombenanschlag in Ankara ums Leben gekommen sind. Am Sonntagnachmittag zogen circa 120 Menschen vom Willy-Brandt-Platz zum Augustusplatz, um ihre Solidarität zu zeigen.
Es ist mittlerweile der zweite Anschlag auf eine linksgerichtete pro-kurdische Großveranstaltung in der Türkei, die sich am Samstag in Ankara ereignete. Die genauen Hintergründe sind noch unklar. Über eine Beteiligung des Islamischen Staates (IS) wird spekuliert.
Bereits am 20. Juli wurde ein Bombanschlag in Suruç verübt, bei dem 32 Menschen starben. Eingeladen hatte eine sozialistische Jugendorganisation, um den Aufbau der Stadt Kobanê zu organisieren. Die Organisation sympathisiert mit der YPG, dem militärischen Arm der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei (PKK) in Syrien. Erst kurz zuvor war es der YPG gelungen, Kräfte des IS aus Kobanê zu vertreiben.
Nach dem Anschlag von Suruç entschied sich die türkische Regierung unter Führung des Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan (AKP) gegen den IS vorzugehen. In Folge dessen wurden neben dem IS ebenfalls verstärkt Stellungen von kurdischen Verbänden auch über Syrien hinaus angegriffen, aufgrund wachsender Auseinandersetzungen mit der PKK.
Erdoğan selbst versucht seit Monaten den Druck auf die Kurden zu erhöhen, insbesondere auf die HDP. Ihr werden enge Kontakte zur PKK nachgesagt, was sie allerdings abstreitet. Trotz der Nähe zur verbotenen Partei erhielt die HDP über 10 Prozent der Stimmen bei der letzten Parlamentswahl im Juni 2015. Die AKP verlor dabei ihre absolute Mehrheit.
In Ankara sollte am Samstag für Frieden im Land demonstriert werden. Dazu aufgerufen hatten mehrere Verbände, darunter ebenfalls die HDP. Der mittlerweile offene Konflikt zwischen militanten kurdischen Organisationen und staatlichen Stellen fordert seit Wochen immer wieder Menschenleben.
Auch in Leipzig forderten die Demonstranten Frieden. In einem Flugblatt des Vereins NAV-DEM (Demokratisches Gesellschaftszentrum der KurdInnen in Deutschland) hieß es: „Die Bombenanschläge in Ankara waren direkt gegen diese Friedensbemühungen gerichtet.“ Weiter wurde auf den Ausruf einer einseitigen Waffenruhe der PKK verwiesen.
Die Schuld für die aktuelle Situation und die Bedrohungslage wurde neben der AKP auch den westlichen Staaten vorgeworfen, da sie Erdoğan walten lassen würden.
Am ersten November stehen die nächsten Wahlen in der Türkei an und damit auch die Frage, ob die AKP unter Erdoğan wieder die absolute Mehrheit erlangen wird.
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