Glückwünsche zum Amtsantritt, aber auch eine deutliche Abgrenzung. In diesem Spagat war die Petition Leipziger und anderer Pfarrer der Landeskirche verfasst. Nun ist Dr. Carsten Rentzing in sein Amt als Landesbischof eingeführt. Einer seiner ersten Termine führt ihn zu seinen Kritikern. Die Gegensätze bleiben zwar bestehen, aber man achtet sich gegenseitig. Gemeinsames Thema ist die Flüchtlingsarbeit. Dazu hatte Rentzing auch seine erste Predigt gehalten.
In Meißen trafen sich Pfarrer der Landeskirche zur Weiterbildung. Mit dabei war der neue Landesbischof. Das war eine günstige Gelegenheit, die Petition zu übergeben, die inzwischen knapp 1.300 Unterschriften zählt. Christoph Maier, Pfarrer der Bethlehemgemeinde, berichtet auf der Seite der Online-Petition über die Begegnung: “Wir empfinden es als ein gutes Zeichen des aufeinander Zugehens, dass Bischof Rentzing diesen Termin in seinen ersten Amtstagen möglich gemacht hat. So war auch das Gespräch selbst geprägt von wechselseitigem Respekt und einer großen Bereitschaft zu hören. Bekräftigt wurde auch, dass es nicht darum gehe, sich wechselseitig in Schubladen zu stecken.”
Dem neuen Landesbischof wurden die Anliegen der Petition deutlich gemacht:
“• Gleichgeschlechtlich Liebende sind durch seine öffentlichen Äußerungen verletzt und die betreffenden Kolleginnen und Kollegen zutiefst verunsichert.
• Schwestern und Brüder sind empört und weite Teile der Landeskirche fühlen sich nicht mehr/noch nicht repräsentiert.
• Christinnen und Christen sind traurig und enttäuscht und sehen sich in der Öffentlichkeit durch die Äußerungen von Dr. Rentzing und ihrer Zugehörigkeit zur Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens in die homophobe Ecke gestellt.”
Landesbischof Rentzing habe zugehört und sei “betroffen von manchen Äußerungen” gewesen. Die Initiatoren zeigten sich überzeugt, dass die Anliegen der Petition verstanden wurden. Allerdings bleibt unklar, ob der Landesbischof und seine Kritiker wirklich die gleiche Sprache sprechen. So war ja in der Petition davon die Rede, dass ein unterschiedliches Verständnis von Kirche und ihren Aufgaben hinter dem Konflikt stehe. Dagegen hält Rentzing fest, “er fühle sich in vielen Punkten überhaupt nicht im Widerspruch zu dem in der Petition vorgetragenen Kirchenbild und bekräftigt seine Haltung, wonach er sich schützend vor Homosexuelle stellen wolle.”
So richtig zufrieden können die Initiatoren der Petition damit nicht sein. Und so schreibt Maier: “Für uns bleibt es wichtig festzuhalten: “Keine Partnerschaft, die in Liebe und Treue, wechselseitiger Verantwortung und Verantwortung vor Gott geführt wird, ist ein Vergehen gegen Gottes Willen. Auch dann nicht, wenn es sich um eine Partnerschaft von gleichgeschlechtlich Liebenden handelt.”
In seiner Antrittspredigt hatte der neue Landesbischof jedenfalls das Thema Homosexualität vermieden. Stattdessen positionierte er sich klar für Flüchtlinge: „Wir sind es, die für die Stummen da sein müssen, um ihnen eine Stimme zu verleihen. Eine Stimme für die Entrechteten, für die Verfolgten, für die Kleinen, für die Armen, für die Flüchtlinge.“ Seine Kritiker vermissen in der Aufzählung zwar eine Gruppe, aber sie hoffen auf das weitere Gespräch. Oder wie die Bundestagsabgeordnete Monika Lazar im Interview auf L-IZ formulierte: ” Wir sollten Menschen immer Lernfähigkeit zubilligen.” Unterdessen bleibt das Ziel der Unterzeichner der Petition deutlich: “Es wird wohl unsere Aufgabe bleiben, uns in den kirchlichen Gremien für die volle Umsetzung des Pfarrerdienstrechtes der EKD auch in Sachsen einzusetzen. Wir werden weiterhin solidarisch zu den Kolleginnen und Kollegen und ihren gleichgeschlechtlichen Partnerinnen oder Partnern stehen – wie auch zu allen Menschen, denen ihr Platz in der Kirche streitig gemacht wird.”
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