Am kommenden Samstag ist die Amtseinführung des neuen Landesbischofs Carsten Rentzing. Leipziger Pfarrer haben im Vorfeld eine Petition ins Netz gestellt. Inhalt: Glückwünsche zum Amtsantritt, aber auch eine deutliche Abgrenzung. Den Äußerungen des künftigen Landesbischofs zur Homosexualität (zuletzt auf welt.de) wird klar widersprochen. Der Organisator der Petition ist der Pfarrer der Bethlehemsgemeinde in Leipzig, Christoph Maier.
“Wir tun uns in Leipzig als Pfarrer sehr schwer, am kommenden Sonntag unser Ja zu geben”, erklärt Christoph Maier, Pfarrer der Bethlehemsgemeinde in Leipzig, gegenüber L-IZ. In einem feierlichen Gottesdienst soll der gewählte neue Landesbischof in sein Amt eingeführt werden: “Die Einführung beinhaltet ein wechselseitiges Versprechen, füreinander da zu sein. Der Bischof ist ja für uns als Pfarrer der höchste Dienstherr.” Daran soll auch nicht gerüttelt werden. Daher beginnt die Petition mit einem Glückwunsch. Die Leipziger Initiatoren wünschen dem neuen Dienstherren Gottes Segen anlässlich seiner feierlichen Amtseinführung. Im Anschluss daran aber offenbart der Text das Dilemma: “in vielen Punkten stehen wir für eine andere Kirche als die, die Pfr. Dr. Carsten Rentzing bisher repräsentiert hat.”
Rentzing und die Initiative “Zeit zum Aufstehen”
Rentzing ist Mitbegründer der Initiative “Zeit zum Aufstehen”, die eine konservativ-evangelikale Ausrichtung hat. Maier erklärt daher: “Ich persönlich habe ein großes Problem damit, dass der Repräsentant einer Landeskirche dafür sein Gesicht hergibt. Wir wollen mit unserer Petition deutlich machen, dass die Landeskirche bunter ist als das, was sich in manchen Teilen Sachsens am Rande des theologischen Spektrums tut.”
Bereits nach der Wahl durch die Synode nahmen die Leipziger Kritiker mit dem neuen Landesbischof Kontakt auf. Es gab auch ein Treffen. Voraussetzung des weiteren Gesprächs sei freilich, dass sich Rentzing bewegt, so Maier: “Er müsste zuerst einmal zur Kenntnis nehmen, dass man sehr wohl exegetisch fundiert zur Erkenntnis kommen kann, dass die einschlägigen drei Bibelstellen zum Thema Homosexualität sehr wohl mit einer Öffnung zu diesen Menschen hin vereinbar ist. Um es klar zu sagen: für mich ist die Frage exegetisch durch.”
Leipziger Kirche ist offener und liberaler
Für viele andere offensichtlich auch. Dabei ist es auffallend, dass vor allem Leipzig für eine offene und liberale Kirche steht, wie Maier erläutert: “Wir haben uns relativ schnell nach der Wahl als Pfarrer in Leipzig getroffen. In dieser Konferenz haben wir sehr ernsthaft darüber diskutiert, wie wir jetzt damit umgehen. Wir hatten dann beschlossen, den Bruder Rentzing schnellstmöglich einzuladen. Rentzing hat sehr schnell reagiert und war postwendend gekommen. Das rechne ich ihm hoch an. Er hat sich unseren Fragen gestellt. Es war ein gutes Gespräch, das 2 1/2 Stunden gedauert hat. Dabei wurde aber auch deutlich, dass sich die Positionen nicht annähern. Es gab auch kein Signal, dass er auf uns zukommt.”
In dieser Situation kam die Idee zur Petition auf: “Wir wollten sicherstellen, dass unsere Kollegen, die in homosexuellen Beziehungen leben, auch mit seiner Solidarität rechnen können.” Diese Solidarität sehen die Initiatoren der Petition nicht hinreichend gegeben. Gerade im letzten Interview des künftigen Landesbischofs auf Welt.de reichte es letztlich nur zu einer Anerkennung des augenblicklichen Status quo in Sachsen.
Spaltung der Landeskirche soll vermieden werden
Die Spaltung der kleinen Landeskirche will man allerdings nicht riskieren. Man werde am Samstag im Gottesdienst zu diesem Bischof Ja sagen. Wichtig sei die Petition trotzdem: “Es soll nicht der Eindruck entstehen, dass die sächsische Landeskirche, die eh als konservativ gilt, nun noch weiter einen Sprung in die konservative Ecke machen … nur weil sie nun einen Bischof hat, der aus dieser Ecke gewählt wurde. Ich glaube, das ist als öffentliches Signal wichtig. Sachsen ist weitaus bunter als man das von außen manchmal denkt.”
Trotzdem: Sachsens evangelische Kirche spielt eine Sonderrolle: “Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat eine Lösung gefunden. Sie hat das Pfarrdienstrecht geändert. Da ist geregelt, es ist möglich, ja, es ist Standard, dass gleichgeschlechtliche Pfarrer mit ihrem Partner im Pfarrhaus wohnen. Die sächsische Landeskirche hat eine Sonderregelung zementiert, die schon vor der Regelung der EKD bestand. Damit schränkt sie das Pfarrerdienstrecht der EKD ein.”
Keine Kommentare bisher
Bitte! Dem Vernehmen nach wurde der Landesbischof Rentzing von der Synode mit einer solchen Mehrheit gewählt, welche größer war als sie nach der Anzahl der Wähler, die diesem speziellen konservativen Flügel zuzurechnen waren, zu erwarten war. Es hätten folglich auch “liberale” Synodale ihre Stimme Herrn Rentzing gegeben.
War man mit Herrn Bohl so dermaßen unzufrieden, dass man unbedingt gleich den konservativsten Kandidaten wählen musste?
Der Wahlausgang hat sofort für Überraschung und für einiges Unverständnis von außen gesorgt. Die aktuelle Beschwerde kommt jetzt ein bisschen spät…