In der Peterskirche stellten sich am 4. Mai die vier Kandidaten für das Bischofsamt den Fragen von Redakteuren und Publikum. Das Interesse war groß. Die Kirche war gut gefüllt. Am 30. und 31. Mai 2015 wird auf der Sondersitzung der 27. Landessynode der neue Landesbischof oder die neue Landesbischöfin gewählt werden. Am 11. Mai in der Kreuzkirche Dresden und am 18. Mai in der Markuskirche Chemnitz besteht noch mal die Möglichkeit, die Kandidaten zu befragen.
Was bekommt denn die Landeskirche für einen Bischof? Pfarrer Dr. Carsten Rentzing beantwortete die Frage so: “Einen fröhlich-lutherischen Bischof, der sich bemühen würde, die Klarheit des lutherischen Bekenntnisses als Grund auf dem wir stehen, zu bewahren und andererseits die große Weite, die in diesem Bekenntnis drinsteckt, in allen Bereichen des kirchlichen Daseins voll auszunutzen.” In die Wiege gelegt wurde ihm der Weg zum Pfarramt nicht, sagt er. Er ist in einer frommen Familie aufgewachsen und daher auch mit den biblischen Geschichten. Allerdings blieb ihm als Jugendlicher die Welt biblischer Bilder zunächst fremd. Zum Theologiestudium kam er dann durch Menschen, die ihn angesprochen haben. Ihn beschäftigt die Frage, wie der Glaube weitertransportiert werden kann. Bei der Lösung von Problemen wie etwa der Überlastung von kirchlichen Mitarbeitern will er vor allem von den Aufgaben der Kirche her denken und weniger von den Strukturen her: “Dann wird klarer, dieses ist meine Aufgabe und jenes nicht mehr.” Einer sinkenden Mitgliederzahl in der Kirche möchte er durch eine Vertiefung im Glauben begegnen.
Pfarrerin Margrit Klatte bezeichnete sich als “teamorientierte, einfühlsame Visionärin mit stark analytischen Fähigkeiten und einer ganz tiefen Frömmigkeit”. Sie ist in einem Pfarrhaus aufgewachsen. In ihrer Biographie ist sie auch den Menschen begegnet, die schwer und hart arbeiten müssen, um im Alltag zu bestehen. Halt gab ihr dabei die Musik: von der Band bis zur Meißner Kantorei. Ein Pfarrer hatte ihr den Tipp gegeben, Theologie zu studieren, nachdem sie erfolglos versuchte, Physik oder Psychologie zu belegen. Aus heutiger Perspektive sieht sie darin die Berufung: ihr wurde ein Weg gezeigt, der zu ihr passt und zu dem sie ermutigt wurde: “Nun bin ich hier, gewachsen im Glauben, dankbar, auf diesen Weg geführt worden zu sein und gespannt, was mich noch erwartet.” Wichtig ist ihr, dass in der Diskussion um die Aufgaben in den Gemeinden nicht nur die Hauptamtlichen zu Wort kommen. Viele Pfarrer sind ihrer Erfahrung nach nicht mit der Motivation gekommen, zu leiten und Gemeinden zu verwalten. Stattdessen gibt es ein hohes seelsorgliches Engagement. Es sei wichtig, Erwartungen und Berufsrealität in Einklang zu bringen, um Enttäuschungen zu reduzieren.
Herr Pfarrer Bilz hatte die Referentinnen und Referenten des Landesjugendpfarramtes befragt, welche Art von Bischof er werden würde. Diese antworteten: “Tobias Bilz ist ein Mutiger. Er drückt Zuversicht aus. Er ist ein Mann, der etwas entwickelt. Er setzt sich mit schöner Regelmäßigkeit zwischen alle Stühle.” Die Frage danach, wie er Pfarrer wurde, entlockte ihm zuerst einen Seufzer: “Ach, ich würde lieber etwas anderes erzählen.” Dann aber erzählte er von seinem Vater: “Ich habe nie wieder einen Menschen getroffen, der so viel gebetet hat. Mein Vater hat drei, vier, manchmal fünf Stunden am Tag gebetet. Er hat die Tür zugeschlossen und gesagt: ich rede mit meinem Herrn!” Seine Eltern seien grundverschieden gewesen, dabei aber stets fröhlich. Als Kind hatte er daher den Eindruck, es gäbe nichts Schöneres als der Kirche zu dienen. Zu seiner Lektüre als Jugendlicher zählte Karl May und “Die Pilgerreise” von John Bunyan. Ausgehend davon, versteht er sein Leben als “große Heimreise zu Gott”. Bei der Frage der Überlastung von kirchlichen Mitarbeitern setzt er bei deren Gaben und Fähigkeiten an. Es sei wichtig, jeden Menschen, mit dem was er kann, dort einzusetzen, wo er gebraucht wird. Dazu gehört, Dinge anzunehmen, wenn sie nicht geändert werden können, zugleich aber dort engagiert Dinge zu ändern, wo dies nötig ist: “Wir klagen schnell darüber, dass etwas nicht geht. Wenn es aber um Veränderung geht, sind wir nicht mutig.”
Herr Bauer beschrieb sich als jemand, der diese Kirche liebt: “Ich bin durch diese Kirche geprägt.” Er möchte, dass es den Menschen gut geht. Die Erfahrung soll ausgestrahlt werden, von Gott gehalten zu sein und miteinander auf dem Weg zu sein. Auch sein Weg ist durch Begegnungen geprägt. Seine Großmutter erlebte er als sehr fromme Frau. Auch für sein eigenes Tun nimmt er in Anspruch, als Frommer zu handeln. Man müsse sich vor zwei Gefahren hüten. Zum einen sich ständig verkannt zu fühlen. Zum anderen dürfe man nicht die Welt nur aus dem Blick des Amtes sehen. Glauben hat für ihn etwas mit dem Alltag zu tun. Überlastungen von Mitarbeitern sollen ernst genommen werden, damit Kirche weiterhin für die Menschen in ihrem Alltag da sein kann.
Ende Mai wählen die Synodalen einen der vier Kandidaten zum Landesbischof. Gibt es einen Favoriten? Ja, meinte der am Abend anwesende Bundestagsabgeordnete Thomas Feist, der als Vorsitzender des Evangelischen Arbeitskreises (EAK) Sachsen der Union mit vielen Synodalen in Kontakt steht: “Die Wahl von Tobias Bilz wäre ein starkes Zeichen, dass die Jugend in unserer Landeskirche neu in den Blick genommen wird. Ein überfälliges Signal, auf das viele warten.” Tatsächlich schätzten viele an diesem Abend seine Art. Im Blick auf die Diskussion um das richtige Bibelverständnis in der Landeskirche erklärte Pfarrer Bilz: “Warum ist es so, dass man zentrale Texte in der Bibel völlig beruhigt liegen lässt und sich an Nebensächlichkeiten festmacht. Wenn ich die Bergpredigt lese, dann würde ich doch auf der Stelle eine Bekenntnisinitiative gründen.” Gerade konservative Christen schätzen aber eher Carsten Rentzing, der sich in der Vergangenheit kritisch zu den jüngeren Entwicklungen in der Landeskirche geäußert hatte. Alle Kandidaten aber möchten als Landesbischof die Gräben in der Kirche überwinden.
Es gibt 6 Kommentare
In dieser Sicht ist am kommenden Samstag ein Trauertag. Die Katholiken sind zurück am Ring.
Doch, doch Herr Kneitschel, Ihre Erwiderung war trefflich, denn aus Sicht und im Empfinden der großen Mehrheit der Menschen, sind beide Strömungen nur ein unheilsamer Ausfluss aus der selben Quelle.
Und eben auch dieses wird in der Doku auf das deutlichste aufgezeigt.
Am Ende gelang es die Katholiken zu vertreiben, doch leider besetzten deren frei gewordenen Positionen die Protestanten.
Ein Pyrrhussieg sagt man wohl dazu.
Eigentlich war meine Erwiderung garnicht so gut. Denn im Artikel geht es ja um die Kandidaten für das Amt des evangelischen Landesbischofs. Über die katholische Kirche müssten wir also an anderer Stelle diskutieren. Die Dokumentation habe ich gesehen. Was ist aus Ihrer Perspektive das Hauptthema?
Eine agitativ kluge Erwiderung. Gelernt ist gelernt 😉
Hätten Sie sich jedoch die Dokumentation vorher angesehen, wüssten Sie, dass das Arbeitsrecht, auf welches Sie angesprungen sind, nur eine Randthema ist.
Veränderungen wie Sie sie meinen sind nutzloser Nebel.
Bedenken Sie, ihr Glaube, ihre Kirche ist konservativ durch und durch.
Stillstand, bezahlt zu 100 % vom nichtgläubigen Volk.
Eine Schande !!!
Danke für den guten Link. Das kirchliche Arbeitsrecht war gerade Thema beim Treffen der kath. Bischöfe. Hier gibt es – endlich – Veränderungen.
https://www.youtube.com/watch?v=C7NWHtQXUaI&ab_channel=DokuGermany