Bald beginnen die Zürcher Festspiele. In diesem Jahr hat man sich dem großen William Shakespeare und dessen Dramen verschrieben. GeldMachtLiebe lautet das verheißungsvolle Thema. "All the world is a stage" veranschaulicht der Zürcher Einwohner eindrucksvoll allein schon durch seine pure, wohlgekleidete Präsenz in der prächtigen Bahnhofstraße.
Aber auch sonst scheint die ganze Stadt mit einer engagierten Werbekampagne für die Festspiel-Thematik aufzuwarten. Ein besonders beliebtes Szenario dabei: Ein in die Jahre gekommener Herr mit rosa Polohemd und Pilotensonnenbrille wird von einer juvenilen Co-Pilotin geführt, die – einer langbeinigen Babygiraffe gleich – verhangenen Blickes neben ihm herstakst.
“Schein oder nicht Schein?” ist hier längst nicht mehr die Frage. Fakt ist: Ohne sein Bankkonto käme er nicht mehr ins Cockpit. Das ist er nun mal, der unausgesprochene Deal zwischen den beiden. Einen Träumer soll sich der schelten, der den Generationenvertrag jemals anders interpretiert hat.
“Ich bin eben kein (La)coste-Verächter”, denkt sich der Mann 50plus fidel, denn er weiß eines mit Sicherheit: Die Liebe wächst mit ihren Ausgaben.”
Aber auch am See wird viel für die Festspiele getan. Dort flaniert der aschblonde und sauber gewaschene Enddreißiger aus dem mittleren Angestellten-Segment mit seinem Urlaubsmitbringsel aus Südamerika.
Wer glaubt, die bald erreichten 40 % Zuwanderungsquote in der Stadt Zürich kämen von ungefähr, der irrt. Zahlreiche Zuwanderinnen wurden zielorientiert auf einer kleinen Weltreise eingefangen und vom geographisch wunderschönen, aber nicht selten bettelarmen Fleck weggeheiratet.
“Der Widerspenstigen Zähmung” kommt der frisch gebackene Schweizer Ehemann beflissen nach, indem er der exotischen Gattin schnellstens zwei Kleinkinder in den Buggy hineinarbeitet. Damit ist der “Sommernachtstraum” zwar oft ein bisschen vorbei, die Integration aber auf ganzer Linie geglückt.
So gelingt sie nun mal am besten: Man macht Liebe. Geld stört ja nicht unbedingt dabei.
Aber mal ohne Flax und Krümel: Auch außerhalb der Schweiz repräsentiert die Dreifaltigkeit GeldMachtLiebe doch das, was unsere Welt im Innersten zusammenhält. Oder eben zu sprengen droht. Das hat weder ein Schweizer erfunden, noch wusste sich dies Shakespeare auszudenken. Geld, Macht und Liebe agieren letztlich als die wesentlichsten Triebkräfte der menschlichen Natur, im ständigen Ringen darum, wer nun die Überhand gewinnen wird.
Fraglich bleibt nur, was man mit einer gewonnenen Überhand überhaupt soll. Dass man sie zur Faust ballen kann, dem Mitmenschen damit aber auch liebevoll übers Haar streicheln könnte, macht die Sache nicht wenig kompliziert.
Es hilft alles nichts: Auf dem ständig bespielten Spannungsfeld zwischen Geld, Macht und Liebe hilft uns kein Müller-Wohlfahrt. Hier müssen wir das Match immer wieder selber entscheiden.
Alles andere ist doch nur “Viel Lärm um nichts”.
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