Der "Finanzrevisor Pfiffig im Interview" in der L-IZ ist bundesweit auf erhebliches Interesse gestoßen, was ich in dem Maße nicht erwartet hatte. Auch bei der LVZ hat er seine Wirkung nicht verfehlt. Wie ist es sonst erklärbar, dass dort mein, Ende Juli 2014, gemachtes Interview etwas gekürzt unter der Überschrift "Rechnungshöfe sind nur auf dem Papier unabhängig" am 4. November doch noch veröffentlicht wurde.
Der Lokalchef der LVZ war so “freundlich” auf die Nennung meines Buches zu verzichten, weil bereits 2013 eine bemerkenswerte Rezension erfolgte. Welch ein Argument für diese nicht faire Verfahrensweise. Schwamm drüber.
Zum Interview wurde am 20.11.2014 in der LVZ folgender Leserbrief abgedruckt:
Rechnungshöfe: Kritik ist haltlos und verfälschend
“Die Äußerungen des Herrn Grün (in der LVZ wurde mein richtiger Name genannt, K. R. G.) sind fast ausschließlich haltlose Behauptungen und verfälschte Darstellungen, keine sachliche Kritik. Er dünkt sich als verkanntes Genie, klüger als die Väter des Grundgesetzes und Tausende gewählter Abgeordneter. Von diesen werden die Gesetze geschaffen. Diese beschließen die Verwendung der Einnahmen. Wenn sich Herr Grün als langjähriger Finanzrevisor (DDR-Begriff) vorstellt, kann man langjährige Tätigkeit in der DDR-Finanzrevision unterstellen, dazu wohl einige Jahre nach der Wende in ähnlicher Tätigkeit. Wäre er kein Ignorant, käme er nicht daran vorbei, die Welten ausmachende Qualität der demokratisch und unabhängig verankerten Prüfungsbehörden von Bundesrechnungshof, Landesrechnungshöfen und den Rechnungsprüfungsämtern festzustellen.
Schlichtes Herumnörgeln liegt ihm mehr, wenn er zum Beispiel meint, ‘Juristen und ehemalige Richter’ (die auch Juristen sind!) seien ungeeignetes Leitungspersonal, weil keine ‘hochqualifizierten Finanzrevisoren’. Absurd, welche Rolle er den Rechnungshöfen bezüglich Flughafen BER, Elbphilharmonie, Stuttgart 21 und dem City-Tunnel Leipzig zuordnet. Weil sie die dort wahrlich kritikwürdigen, desaströsen Verteuerungen nicht verhinderten, sind die Rechnungshöfe der betreffenden Länder und alle anderen auch gleich überflüssig. Dieser Mann ist in der Demokratie nicht angekommen. Eine ‘Anstalt des öffentlichen Rechts’ müsse die Kontrolle ausüben, weil eine ordnungsgemäße Kontrolle bisher nicht gewollt ist. Und: Die Medien müssten ‘großen Druck auf die Politik machen’. Zum Ärger von Grün verzichten die so Belehrenden darauf, berichten vielmehr regelmäßig über Prüfungsergebnisse der Rechnungshöfe – auch die LVZ.”
Eine Klarstellung dieser absurden Behauptungen war mir nicht vergönnt. Selbst ein Anruf konnte den Lokalchef nicht erweichen.
Das Besondere am Leserbrief besteht darin, dass der Verfasser ein sehr gebildeter Mensch zu sein scheint. Geben wir für nachfolgende Darlegungen einen solchen klugen deutschen Bürger den Namen E – egal ob Mann oder Frau.
Grundlage dieser Darlegungen bilden meine beruflichen Kenntnisse und Erfahrungen sowie Ergebnisse der Aktivitäten rund um mein Buch “Finanzrevisor Pfiffig aus der DDR”. Als Aufhänger habe ich den Filmtitel “Ein Gänseblümchen wird entblättert” (in der Hauptrolle die erotisch kaum erreichbare Brigitte Bardot) gewählt. Ich hoffe, mir ist es gelungen die Behauptungen von E so zu widerlegen, dass “kein Stein mehr auf den anderen stehen geblieben ist”. Ich gehe davon aus, dass es auch unter den Leserinnen und Lesern der L-IZ eine überschaubare Anzahl gibt, die gleicher bzw. ähnlicher Ansicht wie E sind. Eines ihrer Lieblingslieder wird “Ich mach mir die Welt, widde widde wie sie mir gefällt” (Pipi Langstrumpf) sein.
Nun empfehle ich E nicht gleich in die Luft zu gehen, für alle gilt: “Frohen Herzens genießen”.
Da ich kein Diplomat bin, verzichte ich auf Bemerkungen zur Äußerung von E, wonach mein Interview fast ausschließlich haltlose Behauptungen und verfälschte Darstellungen enthält. Gerade zur Weihnachtszeit ist Zurückhaltung gefragt. Ich belasse ich es bei 2 Zitaten:
Nr. 1 – Arthur Schopenhauer (1788-1860): Die Wahrheit ist keine Hure, die sich Denen an den Hals wirft, welche ihrer nicht begehren: vielmehr ist sie eine so spröde Schöne, dass selbst wer ihr Alles opfert noch nicht ihrer Gunst gewiss sein darf.
Nr. 2 – Mark Twain (1835-1910): Das Recht auf Dummheit gehört zur Garantie der freien Entfaltung der Persönlichkeit.
Bedenkliche Lücken in der Allgemeinbildung offenbart E, wenn er behauptet, dass es sich bei der Berufsbezeichnung “Finanzrevisor” um einen DDR-Begriff handelt. Bereits Nikolai Gogol hat 1835/36 die Komödie “Der Revisor” (Uraufführung im April 1936 in Sankt Petersburg) geschrieben. Ein Stück, welches auch heute noch auf deutschen Bühnen gespielt wird. Die mit der Wiedervereinigung übernommene Berufsbezeichnung “Rechnungsprüfer” für “Finanzrevisor” ist eine Beleidigung für diesen Berufsstand. Sie verdeutlicht, wie wenig Wert auf die Kontrolle der Steuergelder gelegt wird. Ich habe mich beim Ausfüllen der Steuererklärung immer geschämt, als Beruf “Rechnungsprüfer” angeben zu müssen
Gerade in Sachsen wird gern …
Als Finanzrevisor Pfiffig im Interview (2): Woher kommen die Schulden und wer hat dafür den Hut auf?
Immer wieder tauchen neue …
Im Juli 2012 legte er einen Paukenschlag …
E ist sehr kühn, weil er etwas wagt, was jeder, der über hervorragende Fachkenntnisse im Prüfungswesen verfügt, tunlichst vermeidet. Einen politischen Vergleich zwischen dem Prüfungswesen der DDR und dem des wiedervereinten Deutschlands. Wer zudem daraus ableitet welches Prüfungswesen politisch bessern war bzw. ist, der ist von allen guten Geistern verlassen. Ein solcher Vergleich ist “kalter Kaffee”, bringt nichts, ist letztlich Nonsens. Um Erkenntnisse für die Verbesserung der kommunalen Finanzkontrolle in Deutschland zu gewinnen, ist jedoch ein fachlicher Vergleich sehr hilfreich. Das wird aber gescheut, wie es der Teufel mit dem Weihwasser hält. Eine weitere wichtige Möglichkeit wäre eine wissenschaftliche Betrachtungsweise. Aber auch dabei will sich (fast) keiner die Finger verbrennen. Beispiele gefällig: Im November 2014 habe ich bei 10 Universitäten, wo Finanzwissenschaften gelehrt werden, angefragt, welche Rolle die Kontrolle der Steuergelder spielt. Nirgendwo war das der Fall. Bei meiner Anfrage an der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung Meißen wurde ich sogar als Dilettant abgebürstet. Kaum zu glauben, aber wahr.
Laut E nörgle ich nur herum und bin demzufolge um keine sachliche Diskussion bemüht. Meine Aktivitäten zur Reform der kommunalen Finanzkontrolle sind enorm. Allein mein Buch, das Interview in der L-IZ, auch das in der LVZ, mein Leserbrief in der Ausgabe vom Juni 2014 in der angesehen Fachzeitschrift “Der neue Kämmerer” sowie die Rezension meines Buches in der Ausgabe 12/2013 der Fachzeitschrift “KoR” (Internationale und kapitalmarktorientierte Rechnungslegung) dürften für sich sprechen.
E hat auf das Heftigste meine Ansicht kritisiert, wonach Juristen kein geeignetes Leitungspersonal für Prüfungsbehörden sind. Er hält es somit für ausreichend, wenn man auf guten bis sehr gut bezahlten Positionen von Rechnungshöfen über Leitungserfahrungen (was auch immer er damit bei den Rechnungshöfen meint) verfügt und Fachkenntnisse sowie langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der Finanzkontrolle eine untergeordnete Rolle spielen. Eine fatale Ansicht. Mir war es 40 Jahre – in Ost und West – möglich, tief hinter die Kulissen von Politik, Kommunen und Verwaltungen zu schauen.
Nachdem ich die systembedingten Mängel im Prüfungswesen der DDR kennengelernt hatte, war (und bin) ich regelrecht schockiert, wie beschämend die Bürger bezüglich des kommunalen Prüfungswesens im wiedervereinten Deutschland hinter das Licht geführt werden. Dafür sind wesentlich diese Leute mit verantwortlich, die es sich auf den Chefsesseln der Rechnungshöfe bequem gemacht haben. Würde ein Gärtner ein Krankenhaus leiten, dann wäre das Chaos programmiert. Mit Hohn und Spott würde die Geschäftsleitung überschüttet werden. Bei den Rechnungshöfen sind derartig fragwürdige Personalentscheidungen nach Auslegung von E. völlig in Ordnung. Leider gehört es in Deutschland zur Tagesordnung, dass sogenannten “Experten” mehr Glauben geschenkt wird, als denjenigen, die beruflich dorthin gehen, wo es “stinkt und kracht”.
Und E war ja felsenfest davon überzeugt, dass bei Flughafen Berlin/Brandenburg, Hamburger Elbphilharmonie und Stuttgart 21 die Rechnungshöfe irgendwie eine Rolle spielten. Das ist ein eigenes Kapitel.
Gleich hier an dieser Stelle.
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