Am 9. Oktober gibt es wieder Westfernsehen: Künstlergruppe bereitet ihr Multimedia-Projekt “Friedas Winter” fürs Lichtfest Leipzig vor

Sie planen eine Performance aus Schauspiel, Licht, Video und Audio: Für ihr Projekt "Friedas Winter" im Rahmen des Lichtfests Leipzig 2014 traf sich die Leipziger Künstlergruppe "westfernsehen" am Donnerstag, 21. August, zu einer Vor-Ort-Begehung am Georgiring. Hier wollen sie am Abend des 9. Oktober die Kontrolle durch das SED-Regime sowie heutige subtilere Formen der Überwachung thematisieren.

“westfernsehen” ist ein offenes Interessenkollektiv und Kompetenznetzwerk der Kunst-, Kultur- und Medienschaffenden Hannah Sieben, Rene Heinrich, Thomas Achtner, Josephin Eckhardt, Andre Landgraf und weiterer. Gemeinsam arbeiten sie an der Vision einer Zusammenführung von theatraler Inszenierung, eigenwilliger Content-Produktion und moderner elektronischer Broadcasting-Technik.

“Wir haben uns daran gewöhnt, ein ?Beobachtet-werden? als permanenten Zustand hinzunehmen. Gerade in Zeiten digitaler Datenproduktion liegt die Grenze des Beginns von Überwachung sehr niedrig. Dieser Zustand soll thematisiert und kritisch in Frage gestellt werden”, erklärt Hannah Sieben, Mitglied der Künstlergruppe.

“Friedas Winter” besteht aus drei Teilen, die sich gegenseitig ergänzen. “Zum einen zeigen wir dokumentarisches Material an der Fassade. Unter den Besuchern des Lichtfests in der Straßenmitte agiert zum zweiten die fiktive Figur ‘Frieda’ (althochdeutsch ?fridu?, Frieden). Zum dritten wird ein temporäres Fernsehstudio eingerichtet. Hier interviewt ein Moderator sowohl geladene als auch spontane Gäste und dokumentiert das Geschehen. Per Livestream ist das Ergebnis im Internet unter www.westfernsehen.org zu sehen”, fährt Hannah Sieben fort.Die mehrteilige Installation soll im Bereich der LWB-Wohngebäude am Georgiring, wo während der Montagsdemonstrationen die bewaffneten Polizeieinheiten positioniert waren, umgesetzt werden. Dafür informierte sich die fünfköpfige Künstlergruppe nun über die Gegebenheiten vor Ort.

Die Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft (LWB), die seit dem ersten Lichtfest dabei ist, stellt ihre Gebäude für insgesamt drei Projekte zur Verfügung: den Georgiring 6 für den Beobachtungsraum I mit dem Projekt “Friedas Winter”, die Ringbebauung und das Ring-Café für den Glücksraum I mit dem Lichtmosaik “Glückspalast” sowie weitere Gebäude entlang des Rings für den Bewegungsraum “Pfade der Freiheit”.

Lichtfest im Netz

Ausführliche Informationen aller Projekte des Lichtfests Leipzig erhalten Interessierte über die Webseite, die ab sofort auch in englischer Sprache unter www.lichtfest.leipziger-freiheit.de abrufbar ist.

Auf der Homepage werden künftig auch Videos prominenter Botschafter veröffentlicht. In einem einminütigen Beitrag äußern sich verschiedene Persönlichkeiten über die besondere Bedeutung, die der Herbst ’89 in ihrem Leben hatte und wie sie diese Zeit des Umbruchs erlebten. Den Anfang macht heute Oberbürgermeister Burkhard Jung. Des Weiteren folgen u. a. die MDR-Moderatorin Evelyn Fischer, der ehemalige ZDF-Nachrichtensprecher Ruprecht Eser sowie die SoKo-Leipzig-Darstellerin Melanie Marschke.

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