Ehrgeizig sind sie schon, im Mendelssohn-Haus. Es geht um nicht weniger als mit den großen Museen der Welt mitzuhalten. "Überlegen Sie mal, das Londoner Tate Museum der Modernen Kunst erwirtschaftet pro Besucher 18 britische Pfund mit Merchandise, also im Museumsshop", sagt Jürgen Ernst, der Direktor des Mendelssohn-Hauses in der Goldschmidtstraße. Da scheint doch auch für das vergleichsweise kleine Museum, welches 40.000 Besucher pro Jahr zählt, noch Potential drin zu stecken.
“Ich rechne es unseren Mitarbeitern hoch an, dass wir im vergangenen Jahr 75.000 Euro Umsatz gemacht haben.” Er meint, dass es gar nicht so einfach sei, die Besucher bei Laune zu halten und man versteht, was er sagen will, wenn man sich an einem Wochentag in einer Besuchergruppe befindet: Der Eingang zum Museum ist bislang über das sehenswerte Treppenhaus aus dem 17. Jahrhundert zu erreichen. Schön aber klein und verwinkelt. Zwischen Tür und Angel des Kassenbereichs im ersten Stock stauen sich die Besucher auf der Treppe. Gar nicht so einfach, den Überblick zu behalten und die Geduld, wenn ein Gast, der wieder hinaus möchte, noch ein Andenken mitnehmen will.
Nun wird aber alles anders. Das Mendelssohn-Haus befindet sich im Ausbau: Das Erdgeschoss zählt künftig zum Museumsbereich dazu. Dafür ist die Zweigstelle Musik der Unibibliothek ins Städtische Kaufhaus umgezogen. Die Universitätsmusik bleibt jedoch im zweiten Stock. “Wir verlegen den Eingang an die Seite des Hauses”, so Ernst. Bisher betreten die Besucher das Museum über die Hofseite. “Und tragen mit ihren Schuhen Kieselsteinchen herein”, jammert Ernst. Er beklagt das zu Recht, denn die Treppen aus der Zeit der Klassik leiden darunter. Es sind jene Stufen, über die Mendelssohn selbst gegangen ist. “Viele unserer japanischen Besucher ziehen die Schuhe aus, bevor sie hier hoch gehen”, so Ernst.
Nach dem Umbau geht es künftig an der Stirnseite hinein, durch die neu gestaltete großzügige Kasse ins Mendelssohn Effektorium, einem nachempfundenen Konzertsaal. Dort werden die Besucher auf die klassische Musik eingestimmt. Es ist geplant, Stelen im Raum aufzustellen sowie ein Pult mit Taktstock. “Man wird die typischen Klänge des Instrumente-Stimmen vor einem Konzert hören”, beschreibt der Direktor. Schlägt der Besucher dann mit dem Taktstock auf das Pult und zeigt auf die Noten, so beginnen die virtuellen Musiker – angedeutet durch die Stelen – zu spielen. Der Besucher wird Dirigent und kann beeinflussen, ob schneller oder langsamer gespielt werden soll, einzelne Passagen betont oder bestimmte Instrumente hinzu genommen oder weg gelassen werden. “Das Erdgeschoss ist dem Heute gewidmet, der erste Stock dem Gestern”, erklärt Ernst und meint, dass sich unten alles darum drehen wird, wie heute Mendelssohns Musik rezipiert wird, während oben sein Leben und Wirken nacherzählt wird.
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Bis zum 3. Februar muss alles fertig sein, an diesem Tag findet die feierliche Eröffnung statt. Und bis zu diesem Tag muss die Stiftung noch 250.000 Euro selbst erwirtschaften. Jürgen Ernst beziffert die Gesamtkosten auf 1,5 Millionen Euro. “Wir bekommen 750.000 Euro Fördermittel des Bundes”, schlüsselt er auf. Leipzig steuert 500.000 Euro aus dem Stadtsäckel bei. Und die verbleibende Viertelmillion muss noch durch Spenden und Konzerte eingeholt werden. “Ohne die Zustimmung des Stadtrates hätten wir auch die Bundesmittel nicht bekommen”, so Ernst, der im gleichen Atemzug den Einsatz von Oberbürgermeister Burkhard Jung rühmt. “Mit ihm ist hier ein Geist eingezogen, ohne den die Kulturförderung in Leipzig nicht auf dem hohen heutigen Niveau von heute wäre.” Der Oberbürgermeister ist zugleich Vorsitzender des Rates der Felix-Mendelssohn-Bartholdy-Stiftung.
Bleiben immer noch 250.000 Euro offen. Für die setzt die Stiftung ihre Hoffnung auf die Konzerte und Veranstaltungen rund um die Verleihung des Mendelssohn-Preises, der in diesem Jahr unter anderen an Richard von Weizsäcker geht. Der 94-jährige Bundespräsident a. D. hat sein Kommen angekündigt, was der Verleihung mediale Präsenz bescheren dürfte. Die Karten für Festkonzert und Dinner dürften begehrt sein, denn Dirigenten-Urgestein Kurt Masur und Koch-Star Tim Raue schwingen den Taktstock respektive den Kochlöffel. Die Einnahmen gehen als Spenden an die Mendelssohn-Stiftung. Und sollte das Geld trotzdem nicht reiche? “Dann gibt es die Möglichkeit die Zahlung zu stunden”, so Direktor Jürgen Ernst. Dann würden aber auch Zinsen fällig.
www.mendelssohn-stiftung.de/r-veranstaltungen.html
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