Was ist denn das, fragten neugierigen Kinder ihre Väter. Ein Minensuchbott, sagte der eine. Ein Taucherboot, sagte der andere. Die suchen hier nach Schätzen. Gelb und still schwamm das Ungetüm draußen auf dem Wasser des Elsterbeckens. Seit ein paar Tagen schwimmt es da. Mit einer großen schwarzen Nabelschnur mit der Welt verbunden. - Und wozu ist der Schlauch, Papa? Für die Golddukaten?

Sein Märchen vom Goldesel kannte der Junge. Und dass Esel heute durch Maschinen ersetzt sind, weiß er auch. Vielleicht durch gelbe Boote. Vielleicht kommt die Stadt so zu ihrem Geld, das sie nicht hat. Im Sonnenschein sitzen an diesem Wochenende dutzende Väter am Wagnerhain und erklären ihren Sprösslingen, was für ein Ungetüm das da draußen ist.

Vor 80 Jahren hätten sie hier gesessen und einer Ruderbootregatta zugeschaut. Vor 80 Jahren war das Elsterbecken noch neu. Über zwei Kilometer lang, war es für sportliche Wettkämpfe gedacht. Doch da hatten die Wasserbauer nicht mit der Kraft des Wassers gerechnet. Denn Wasser ist ein Packesel. Auch die Weiße Elster ist einer. Tonnenweise schleppt sie Erde und Sand heran und lässt sie hinterm Palmgartenwehr einfach liegen. Das war schon in den 1930er Jahren ein Problem. Da wurde das Becken schon einmal ausgebaggert. Danach fehlte Jahrzehnte lang das Geld. Und zeitweise sah das künstliche Wasserbecken aus wie das Delta des Mississippi.
2005 wurden die jahrzehntealten Sedimente aufwändig abgebaggert und werden seither von Wissenschaftlern des Umweltforschungszentrums sonderbehandelt, denn abgesetzt hatten sich in den Sandbänken natürlich auch die metallischen Rückstände der Industrie. Einiges davon recht giftig.

Wie schnell sich die Sedimente im Elsterbecken ablagern, konnten die Leipziger in den letzten sieben Jahren beobachten. Eine neue große Sandbank ist auf dem besten Weg gewesen, zu einer neuen Vogelinsel zu werden. Doch diesmal entschied sich die Landestalsperrenverwaltung (LTV), der die Weiße Elster samt Elsterbecken als Gewässer 1. Ordnung untersteht, keinen Bagger einzusetzen. Sondern ein Boot, einen Saugspülbagger, wie Britta Andreas, Sachbearbeiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der LTV, erklärt. “Er entfernt die Sedimente, die sich im Elsterbecken angesammelt haben. Das passiert mit Hilfe von miteinander verschweißten PE-Rohren. Durch sie wird das Wasser/Schlamm-Gemisch in Sedimentationsbecken gepumpt.”

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Die PE-Rohre sind die langen schwarzen “Schläuche”, die sich durch das ganze Elsterbecken winden wie eine Schlange.

“Das Ziel dieser Unterhaltungsmaßnahme ist es, die erforderliche hydraulische Leistungsfähigkeit des Gewässers wiederherzustellen”, erklärt Britta Andreas. “Mit den Arbeiten wurde im Oktober 2012 begonnen, Abschluss soll noch dieses Jahr sein. Die Sedimentberäumung hat die Landestalsperrenverwaltung an eine Firma vergeben, die deutschlandweit im Einsatz ist.”

Also doch kein Schatzsucher. Die Bewohner der Vogelinsel müssen sich einen anderen Landeplatz suchen. Und die Angler, die in diesem Sommer mit hohen Stiefeln durchs Wasser waten konnten, müssen wieder ein Boot nehmen, wenn sie draußen angeln wollen, wo die dicksten Fische sind.

www.talsperren-sachsen.de

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