Langsam nimmt das Projekt "Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal" Fahrt auf. Nach der Umfrage unter Leipziger Bürgerinnen und Bürgern (L-IZ berichtete), hat nun eine Expertenwerkstatt gemeinsam mit einer Jugendwerkstatt Ergebnisse und Vorschläge auf einer Pressekonferenz im Neuen Rathaus vorgelegt.
Schon dabei kristallisierte sich ein Standort als Favorit für das geplante Denkmal heraus: Der Wilhelm-Leuschner-Platz.
Tatsächlich war man sich in Jugend- und Expertenwerkstatt erstaunlich schnell einig geworden. Nicht selbstverständlich, waren es doch immerhin 20 Personen, die sich mit dem Thema Freiheits- und Einheitsdenkmal zu befassen hatten. Umso erfreulicher, dass die Ergebnisse recht konkret und durchaus nachvollziehbar waren. Professor Peter Graf Kielmansegg, Mitglied der Expertenkommission, erklärte unter anderem zur historischen Bedeutung und Botschaft des Denkmals: “Die Bedeutung des 9. Oktober kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Friedliche Revolution schuf die Voraussetzungen für die Wiedergewinnung der Einheit Deutschlands. Sie trug bei zur Überwindung der Teilung Europas und zur Beendigung des Weltkonflikts, der das 20.Jahrhundert seit 1917 bestimmt hatte.”
Ja, so bedeutungsvoll ging es zu in den hehren Räumen des Rathauses und auch Florian Mausbach von der Expertenkommission und seines Zeichens als Architekt Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung a.D. aus Berlin sparte nicht mit Superlativen, sprach von einer einmaligen Chance für Leipzig und davon, dass man nach reiflichen Überlegungen den Wilhelm-Leuschner-Platz als idealen Standort für ein Freiheits- und Einheitsdenkmal erachte. Angesichts des seit Jahren ziemlich betrüblichen Zustandes dieses eigentlich wunderbar gelegenen Platzes konnte man dem Manne eigentlich nur beipflichten.
Florian Mausbach weiter: “Der Wilhelm-Leuschner-Platz vereint viele Vorteile. Er liegt am Ring und nah den Orten des revolutionären Geschehens. Als neuer S-Bahn-Haltepunkt und Umsteigepunkt wird er ein Ort voller Leben. Im Mittelpunkt eines großen Stadtraums, mit dem Neuen Rathaus und seinem mächtigen Turm, der Stadtbibliothek, der geplanten Trinitatis-Kirche und der Markthalle mit Blick auf das Hochhaus am Augustusplatz, zur Kuppel des Reichsgerichts und nicht zuletzt in der Sichtachse des Völkerschlachtdenkmals bietet ein neu und großzügig gestalteter Wilhelm-Leuschner-Platz den idealen Ort.”
Nicken und breites Grinsen auf Seiten der Stadtoberen. Oberbürgermeister Jung und sein direkt neben ihm sitzender Kulturbürgermeister Michael Faber nickten und grinsten zufrieden im Gleichtakt. Ein Bild von wahrem Seltenheitswert. Blieb noch die Frage der Gestaltung des Denkmals. Und hier herrschte bei weitem noch nicht so eine Einigkeit wie bei der Frage des Standortes. Prof. Stefanie Endlich von der Universität der Künste in Berlin meinte, das Denkmal soll ein Kunstwerk sein, das zur Erinnerung, zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung auffordert. Es solle individuell erfahrbar sein und sich zugleich als Zeichen im Leipziger Stadtraum dauerhaft und präsent verorten.
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Vor allem aber eines solle es nicht sein, klinkte sich Oberbürgermeister Burkhard Jung ein: “Es soll keine Skulptur sein, an der am 9. Oktober Kränze abgelegt werden. Fest steht auch, dass so ein Denkmal nur in Leipzig stehen kann. Da waren sich übrigens alle einig. Dankbar bin ich auch für das klare Votum bezüglich des Wilhelm-Leuschner-Platzes. Dies wird uns bei der Stadtratsentscheidung einiges leichter machen. Die eigentliche Herkulesaufgabe steht uns allerdings mit der Gestaltung und der Form des Denkmals noch bevor. Darauf bin ich gespannt.”
Gespannt sei er auch auf das Bürgerforum zum Denkmal am 8. März. Die Entscheidung zum Standort solle spätestens zur Stadtratssitzung im Juni fallen, dann könne man auch zur Ausschreibung schreiten. Fest steht, dass dem Wilhelm-Leuschner-Platz eine Umgestaltung gut tun würde. Bleibt zu hoffen, dass man diese einmalige Chance nutzt und aus dem ehemaligen städtebaulichen Stiefkind ein attraktives Tor zum Leipziger Süden macht.
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