Für eine Kita geeignet ist das Haus der Montessori-Kindertagesstätte in der Koehlerstraße nach heutigen Maßstäben nicht mehr. Die Stadt wollte die ganze Kita deshalb gern aus der Koehlerstraße in Reudnitz in die neu gebaute Einrichtung Paul-Küster-Straße im Leipziger Westen umziehen lassen. Doch dagegen rebellierten die Eltern, die damit auch jeden Tag einen zusätzlichen Weg durch die ganze Stadt gehabt hätten. Ihre Petition hatte jetzt Erfolg. Am 19. September stimmte die Ratsversammlung einem Kompromiss zu.

„Die Petition begehrt die Verlängerung des Mietvertrages um zwei Jahre und die schriftliche Zusicherung, dass die Stadt den Trägerverein/die Elternschaft bei der Suche nach einem geeigneten neuen Standort im Radius von maximal 2 km des bisherigen Standorts aktiv unterstützt“, fasste die Stadt das Anliegen der Petition zusammen.

Auf das die Stadt nun auch eingegangen ist. Denn gegen den Wunsch der Eltern kann man eine Kindertagesstätte nicht einfach komplett verlegen. Schon gar nicht auf die andere Seite der Stadt.

Die Geschichte eines Kompromisses

„Die Stadtverwaltung hat in Gesprächen seit November 2023 den Träger bei der Suche eines kommunalen Objekts unterstützt und eine frisch sanierte Einrichtung in ca. 7km Entfernung gefunden. Vorausgegangen war das Angebot der Stadt Leipzig, dass der Träger bis zu zwei Mal den Mietvertrag um jeweils ein Jahr verlängert, damit alle in der Kita betreuten Kindern wahlweise die Krippen- oder Kindergartenzeit beenden können und anschließend vom Netz zu gehen. Damit einhergehend wäre ein Aufnahmestopp notwendig gewesen, um keine neuen Kinder mehr aufzunehmen, die dann spätestens Ende 2026 die Einrichtung hätten wechseln müssen“, beschreibt die Stadt die Ausgangslage.

Der Träger hat die Option der kommunalen Übernahme und dazugehöriger Zurverfügungstellung eines Gebäudes bevorzugt, um als Team und mit allen Familien weiter arbeiten zu können. Das Angebot, eine kommunale Montessori Kita zu etablieren und sowohl das Personal als auch die derzeit betreuten Kinder alle aufzunehmen, wurde seitens des Trägers in allen Gesprächen und Absprachen begrüßt“, beschreibt die Stadt die Ausgangslage, mit der die Eltern konfrontiert wurden.

Und genau das wollten die Eltern nicht.

„Die betroffenen Eltern hingegen bleiben bei Ihrem Gegenvorschlag, sie stimmen trotz einer erheblichen Überkapazität an Kitaplätzen im Ortsteil und im Stadtbezirk, womit eine wohnortnahe Versorgung sichergestellt wäre, für den vorläufigen Erhalt der Kindertageseinrichtung in der baufälligen Villa am Standort Köhlerstraße.“

Also schlug die Verwaltung dann als Reaktion auf die Petition vor, „den Mietvertrag um insgesamt drei Jahre zu verlängern (Mietvertrag für ein Jahr mit zweimaliger Option der Verlängerung für ein Jahr) und nach Ablauf dieser Frist den Standort zu schließen. So soll das Ziel erreicht werden, dass der Leipziger Osten weiterhin eine Kindertageseinrichtung mit einem Montessori-Konzept vorhält“, betonte die Stadt. „Den Familien wird entsprechend ein Übergang ermöglicht. Den Fachkräften wird ein Bewerbungsverfahren (je nach Personalbedarf) für die Kita Stötteritzer Straße angeboten.“

Kann das Montessori-Konzept im Osten fortgeführt werden?

Für diese Übergangszeit müssen noch Reparaturen im Umfang von 11.180 Euro durchgeführt werden.

Nur eines steht fest: Die „Villa Kunterbunt“ kann nach Ablauf dieser Zeit nicht als Kindertagesstätte fortgeführt werden. Oder mit den Worten der Stadt: „Die Neubeantragung der Betriebserlaubnis mit den aktuell gültigen Vorgaben ist in der Einrichtung Koehlerstraße 7 nicht umsetzbar und die Schließung somit notwendig.“

Andererseits möchte man das Montessori-Konzept in der Stadt behalten. „Die Stadtverwaltung hat nach wie vor Interesse daran, das Montessorikonzept zu übernehmen und steht mit dem Träger zu den Modalitäten des Übergangs in engem Austausch“, betonte das Amt für Jugend und Familie. „Mit diesem Vorschlag werden die Interessenlagen des Trägers und der Eltern weitestgehend berücksichtigt, auch wenn die Stadtverwaltung ihrem Auftrag, Kapazitäten in überversorgten Stadtgebieten abzubauen, hiermit erst zu einem späteren Zeitpunkt nachkommen kann und die Kosten für den Betrieb einer baufälligen Immobilie in einem überversorgten Stadtgebiet weiterhin tragen muss.“

Dass bei diesem Abbau von Überkapazitäten zuerst Einrichtungen infrage kommen, die auch durch Umbau nicht den Ansprüchen einer modernen Kita entsprechen, hat natürlich die „Villa Kunterbunt“ in den Fokus gerückt. Die Stadt will das verfügbare Geld lieber in Einrichtungen investieren, die schon lange sanierungsreif sind und die nach einer Sanierung auch problemlos wieder als Kindereinrichtung nutzbar sind.

Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion Dr. Tobias Peter zeigte sich am 19. September, als der Vorschlag des Petitionsausschusses zur Abstimmung kam, zuversichtlich, dass sich auch im Leipziger Osten eine Kindertageseinrichtung finden wird, die das Montessori-Konzept übernehmen kann. Die Villa in der Koehlerstraße stünde dann für andere Bedarfe der Stadt zur Verfügung. Der Vorschlag des Petitionsausschusses, so zu agieren, wurde mit einer klaren Mehrheit von 43:3 Stimmen bei 15 Enthaltungen angenommen.

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