Es ist ungefähr 2.000 Jahre her, als sich eine schwangere Frau und ein Mann der Stadt Bethlehem näherten. Es ist weder bekannt, woher sie kamen, noch ob sie ein Paar waren oder nur zufällige Reisegefährten. Waren sie auf der Flucht, hatten sie ein gemeinsames Reiseziel oder wanderten sie nur ein Stück gemeinsam? Wir wissen nicht einmal, wer der Vater des ungeborenen Kindes war. Es ist auch unerheblich.

Die beiden waren arm und lebten auf der Reise von der Mildtätigkeit ihrer Mitmenschen. Als sie sich der Stadt Bethlehem näherten, rüsteten sich die römischen Besatzer zur Feier der Saturnalien und die jüdischen Einwohner bereiteten die Sabbatfeier vor.

Für arme Reisende hatte niemand Zeit, die Familien wollten bei den Feierlichkeiten unter sich bleiben. Im Tempel bekamen sie keine Zuflucht, sie hatten keinen Geleitbrief ihres Heimattempels.

Als am Abend in den jüdischen Haushalten der Kiddusch gesprochen wurde, waren die beiden bereits wieder außerhalb der Stadtmauer und suchten Zuflucht vor dem kalten Wind in einem Unterstand für das Vieh der in der Umgebung der Stadt lebenden Nomaden.

Es war kein Stall, wie in den neueren Märchen behauptet wird, sondern ein Dach aus Holz und Gras, welches an eine Felswand angestellt war. Es gab aber etwas Stroh und vor allem eine Quelle mit Wasser in der Nähe.

Die letzten Schritte fielen der Frau schon schwer, die Wehen hatten eingesetzt und der Mann war hilflos, da er noch nie bei einer Geburt anwesend gewesen war. Es war also ein Glücksumstand, dass das Kind tatsächlich gesund zur Welt kam. Wir wissen nicht, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, auch das ist nebensächlich.

In dieser Nacht war es bewölkt, aber als sich ein Nomadenstamm mit seinem Vieh der Quelle näherte, riss der Himmel auf und ein einsamer Stern leuchtete über dem Dach des Unterstandes. Diese Nomaden eines unbekannten Stammes fragten nicht nach dem Woher und Wohin, nicht nach Geld und Gut noch nach Stand und Zugehörigkeit.

Sie sahen die Armut des Paares und des neugeborenen Kindes und gaben ihnen von dem Wenigen, was sie selbst hatten, damit Mutter und Kind überlebten. Gemeinsam dankten sie Gott, im Falle der Nomaden eventuell auch den Göttern, und priesen das Neugeborene als die Zukunft der Menschheit.

In einer der längsten Nächte des Jahres waren sie sich dessen gewiss: Nach dem Winter kommt der Frühling und mit der Geburt eines jeden Kindes gibt es Hoffnung für die Menschheit.

Am nächsten Morgen zogen sie weiter. Wir wissen nicht, wohin.

Diese Geschichte ist in ähnlichen Formen tausende Male geschehen. Ein Mann namens Lukas hörte die Begebenheit von den Nomaden und verewigte sie in seiner frohen Botschaft als die Geburt des Gottessohnes.

Das ist der Mythos der heiligen Nacht.

Amen!

Ein frohes Weihnachtsfest allen Menschen!

Der Beitrag entstand im Rahmen der Workshopreihe „Bürgerjournalismus als Sächsische Beteiligungsoption‘ – gefördert durch die FRL Bürgerbeteiligung des Freistaates Sachsen.

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