Den Offenen Brief des Landesverbandes der Alleinerziehenden in Sachsen, des SHIA e. V., bekamen wir zwar noch vorm Weihnachtsfest. Aber er verliert ja nichts an Aktualität. Eine Aktualität, die der Kabarettist Sebastian Pufpaff im Juli in einem regelrecht wütenden Auftritt zur Sprache brachte, in dem er die geradezu gefühllose Haltung der Bundesregierung gegenüber 2,7 Millionen in Armut lebenden Kindern zum Ausdruck brachte.

Jedes fünfte Kind in Deutschland lebt unterhalb der Armutsgrenze, auch in Leipzig. Und besonders häufig betroffen sind Kinder in Haushalten von Alleinerziehenden. Und es ist wirklich nicht zu sehen, dass die aktuelle Bundesregierung daran wirklich etwas ändern will.

Daran haben auch die beiden Lockdowns im Corona-Jahr nichts geändert, die gerade die sowieso schon benachteiligten Familien noch härter getroffen haben als jene letztlich gut Versorgten, die dann einfach aufs Auto umstiegen und im Homeoffice arbeiteten.

Wie katastrophal die Situation in Familien ist, in denen nicht einmal die drängendsten Pflichten der Familie auf einen Lebenspartner delegiert werden können, beschreibt SHIA Sachsen im Offenen Brief sehr eindringlich, der im Grunde ein Appell an die sächsische Politik ist, endlich aus ihrem bürgerlichen Wolkenkuckucksheim herauszukommen und die wirklichen Nöte derer, die im Freistaat überhaupt keine Lobby haben, wahrzunehmen und auch etwas daran zu ändern. Zum Beispiel einfach dadurch, dass die Kinderbetreuung auch für die Kinder Alleinerziehender geöffnet wird.

Der Offene Brief.

Schon am 9. Dezember appellierten die sächsischen Landesfamilienverbände (LAGF) an die Öffentlichkeit mit der Forderung: „Familien im Lockdown in den Mittelpunkt stellen“.

Denn auch Lockdown Nr. 2 zeigte: „Die Situation für alleinerziehende Mütter und Väter ist grundsätzlich ungut, ganz aktuell katastrophal: Alleinerziehende schreiben uns an, mailen, telefonieren in völliger Verzweiflung und suchen Rat und Unterstützung, wie soll das Leben für sie und ihre Kinder weitergehen.

Bei den Kabinettsentscheidungen am 11.12.2020 fanden alleinerziehende Familien entsprechend unseren Empfehlungen als Fachverband leider keine Berücksichtigung. Mit dringlichen Schreiben an den Ministerpräsidenten und an die sächsische Sozialministerin verdeutlichten wir erst jetzt wieder die absolute Notwendigkeit, die Kindernotbetreuung für alle Alleinerziehenden in diesen Pandemiezeiten geöffnet zu halten. Eine Antwort blieb bisher aus.“

Und so verweist auch SHIA auf das nur zu berechtigt wütende Statement von Sebastian Pufpaff.

Kinderarmut in Deutschland: Knapp arm ist auch arm / Pufpaffs Happy Hour

Dahinter steckt ein falsches Denken, das einkommensschwache Familien einfach nicht für wichtig nimmt. Das ist ja keine einflussreiche Klientel, die ihre Interessen auch im Corona-Jahr durchdrücken könnte.

„Und wieder wird das gesamte Thema ,familiäre Bewältigung der politischen Entscheidungen zur CORONAKRISE – LOCKDOWN II‘ persönlich-individuell auf die Einelternfamilie bzw. in den privat-gesellschaftlichen Raum verschoben – und wird wiederum zwischen Arbeitgeber/-innen und alleinerziehenden Arbeitnehmer/-innen bzw. von den Soloeltern mit den Beschäftigten in Kitas, Schulen, Horten, Jugendämtern persönlich geklärt werden müssen“, stellt SHIA fest.

„Erfahrungsgemäß endet dies jeweils mit dem Sieg des Stärkeren, das sind bei weitem nicht die alleinerziehenden Familien und deren Kinder. Was das mit den Familien, den Soloeltern macht; welche Auswirkungen das auf Arbeitsplatz und Einkommen und komplexe Folgen für andere Familienmitglieder, die Kinder aber auch Unterstützende haben wird, zeigen bereits aktuelle Studien bzw. überlassen wir der Wissenschaft…“

„Trotz all dem und gerade deshalb, wünschen wir Ihnen und uns, für das kommende Jahr viel Kraft und, dass wir trotz der in diesem Jahr wieder zahlreich erlittenen herben Rückschläge, den Mut niemals verlieren, weiter die Verantwortung zu tragen, weiterhin den Mut haben, die Dinge an den verursachenden Stellen zu benennen sowie immer wieder konstruktive Lösungen anzubieten und zu kommunizieren, in der Hoffnung, dass sie gehört werden und in die Entscheidungsfindung der Politiker/-innen einbezogen werden“, betonen Brunhild Fischer und Thomas Brönner im Namen des SHIA e. V.

„Für unsere Kinder und unsere Familien – denn das sind die Menschen, um die es hier geht! Im Namen des Vorstandes und der alleinerziehenden Familien.“

Und weil jedes Quäntchen Aufmerksamkeit wichtig ist, empfehlen sie aktuell auch das ehrenamtliche Vereinsprojekt „HAPPY BIRTHDAY – LEIPZIG“. Das will Kindern aus alleinerziehenden Haushalten mit finanzieller Hilfe ermöglichen, einen Geburtstag gemeinsam mit ihren Freund/-innen in der „Sachsentherme“, der „Trampolinhalle“ oder im „Kitupiland“ oder oder oder … feiern zu können und dem Kind bei einer Rückeinladung ein Geburtstagsgeschenk zu finanzieren.

„Jährlich konnten wir so schon 30 Mädchen und Jungen mit ihren ca. 150 Freundinnen und Freunden eine große Freude bereiten“, betonen die beiden. „Wenn Sie dieses Projekt durch Ihre Spende oder/und Ihr ehrenamtliches Engagement unterstützen möchten bzw. weitere Informationen diesbezüglich wünschen, zögern Sie nicht und nehmen Sie sehr gern Kontakt zu uns auf.“

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