Mit perfiden Betrugsmaschen erschwindelten sie sich zehntausende Euro bei ahnungslosen Menschen in ganz Deutschland. Dann erwischte es auch einen Rentner aus Leipzig, was umfassende Ermittlungen in Gang setzte. Vor einem Jahr wurden drei Niederländer und eine Deutsche in Bremen gefasst und später wegen Betrugs vor Gericht gestellt. Jetzt sind die Urteile gefallen.
Am Landgericht Leipzig angeklagt waren die Deutsche Chaymae B. (20) sowie die Niederländer Richneldrick C. (25), Sjakiel B. (23) und Damien A. (31) wegen banden- und gewerbsmäßigen Betrugs: Beim Prozessauftakt Mitte November 2024 hatte Staatsanwältin Sibylle Zwanzger dem Quartett zur Last gelegt, ab Januar 2024 mit wechselnder Beteiligung SMS in großer Zahl verschickt zu haben.
Betrugsanrufe aus Rotterdam
Dabei wurde ahnungslosen Kontoinhabern in Deutschland das Ablaufen ihrer Legitimation für die Sicherheits-App vorgegaukelt. Wer auf den sogenannten Phishing-Link klickte und seine Bankdaten eingab, um scheinbar die App zu erneuern, wurde nach Kenntnis der Ermittlungsbehörden dann direkt angerufen und instruiert.
Eine Rolle, welche die jüngste der Angeklagten übernahm: In ihrem Geständnis hatte die 20-jährige Chaymae B. detailliert geschildert, wie sie von einem der Mitangeklagten für ihren „Job“ angeworben und eingearbeitet wurde, um dann von einem Haus in der Nähe von Rotterdam aus per Telefon Opfer in Deutschland abzuzocken.
Als scheinbare Bankmitarbeiterin wies Chaymae B. die Kundschaft freundlich an, die neue App zu aktivieren – in Wahrheit wurde eine Überweisung auf Fremdkonten ausgelöst. Der entstandene Gesamtschaden: über 171.600 Euro, wobei etwa 105.000 Euro nicht erst ausgeführt oder zurückgebucht wurden. Von 41 Fällen ging die Anklageschrift in der Summe aus.
Kind in vermeintlicher Notlage: „Mama, Papa, ich brauche Geld“
Zusätzlich war laut Staatsanwaltschaft allein der Angeklagte Sjakiel B. dafür verantwortlich, dass Anfang 2024 SMS-Nachrichten herausgingen, in denen er sich als Kind der Adressaten ausgab und mit Worten wie und ähnlichem eine Notsituation vortäuschte. Am 17. Januar wurde so ein Rentner aus Leipzig um 1.935 Euro geprellt, die er vermeintlich seiner Tochter überwies, um ihr aus der finanziellen Patsche zu helfen.
Die erst 2023 gegründete Ermittlungsgruppe „Schock“ der Kripo Leipzig, spezialisiert auf Maschen wie Messenger-Betrug, Schockanrufe und falsche Polizisten, ging dem Fall nach. In Norddeutschland konnte die Täterbande verortet werden. Am 6. Februar 2024 hatten Spezialkräfte schließlich in einer Bremer Wohnung zugeschlagen und die Verantwortlichen gefasst.
Haft- und Bewährungsstrafen verhängt
Die Strafkammer am Leipziger Landgericht hatte den Angeklagten einen „Deal“ in Aussicht gestellt: Gegen glaubhafte Geständnisse sollte eine bestimmte Strafhöhe nicht überschritten werden. Letztlich wurde Chaymae B. am 13. Februar zu einem Jahr und neun Monaten nach Jugendstrafrecht verurteilt, die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt und 150 Stunden gemeinnützige Arbeit angeordnet.
Der Niederländer Sjakiel B. erhielt zwei Jahre, ebenfalls mit Bewährung. Dagegen müssen seine zwei Landsmänner in Haft: Richneldrick C. für drei Jahre und vier Monate, Damien A. zwei Jahre und zehn Monate. Zugutegehalten wurde den Angeklagten unter anderem, dass sie zum Teil einen finanziellen Ausgleich leisteten.
Gegen die Entscheidung ist eine Revision möglich. Mit Stand Montag, dem 17. Februar, war nach Gerichtsangaben aber noch kein Rechtsmittel von einer Partei eingelegt worden.
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