In Leipzig-Connewitz findet seit dem Mittag eine Hausdurchsuchung statt. Nach ersten Informationen hat der im Raum stehende Verdacht keinen politischen Hintergrund. Im Laufe des frühen Abends verdichten sich die Hinweise, dass es sich um eine erneute Razzia gegen Henry A. handeln könnte.
Gegen 13 Uhr machten in sozialen Netzwerken erste Meldungen die Runde, wonach offene und zivile Polizeiwagen die Stockartstraße in Leipzig-Connewitz zwischen Bornaischer Straße und Zwenkauer Straße abriegelten. Polizeibeamte mit Sturmhauben positionierten sich an den Enden der Straße. Passanten und PKW, die über die Straße wollten, wurden zum Teil zurückgewiesen.
Laut LKA kein politischer Hintergrund
Wie das LKA Sachsen auf LZ-Anfrage bestätigte, habe der im Raum stehende Tatverdacht mit einem Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz zu tun. Der Maßnahme liegen Beschlüsse des Amtsgerichts Leipzig zugrunde, einen politischen Hintergrund gebe es bei dem aktuellen Tatvorwurf nicht, sagte LKA-Sprecher Tom Bernhardt. Allerdings soll es möglicherweise Überschneidungen dazu geben.
Aktuell setzt das #LKA #Sachsen zwei Durchsuchungsbeschlüsse des Amtsgericht Leipzig im #Leipzig|er Süden um. Diese stehen im Zusammenhang mit Betäubungsmittelkriminalität. #Leipzig #Connewitz pic.twitter.com/Wy4zjwUV2Q
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) October 26, 2021
Im Laufe der Maßnahmen soll auch ein Spürhund zum Einsatz kommen. Ob die zur Stunde weiter laufende Durchsuchungsmaßnahme in der Stockartstraße, wie zum Teil gemutmaßt, wieder dasselbe Haus wie bei der letzten Razzia am 28. April betrifft, ist derzeit nicht ganz klar. Rund 30 Beamtinnen und Beamte sind im Einsatz.
Die Stimmung vor Ort blieb zunächst ruhig. Einige Anwohnerinnen und Anwohner versammelten sich entlang der Bornaischen Straße und ließen Musik aus Lautsprechern ertönen, um ihre Solidarität zu bekunden.
Ist wieder Henry A. von der Maßnahme betroffen? LKA Sachsen hält sich bedeckt
Den mehrfach geäußerten Verdacht, dass es sich bei dem von der Maßnahme Betroffenen um den bereits seit Jahren im Visier des LKA stehenden Henry A. handeln könnte, mit dessen Geschichte sich die LZ intensiv auseinandergesetzt hat, schloss Kathlen Zink von der LKA-Stabsstelle Kommunikation am späten Nachmittag nicht explizit aus.Zu den Details hält sich die Ermittlungsbehörde weiter bedeckt: Es würden keine zusätzlichen Informationen herausgegeben, so Zink.
17:25 Uhr: Anwohner geht von der Wohnung Henry A.s aus
Die LZ ist seit einiger Zeit vor Ort, als ein Anwohner das Haus verlässt, in welchem die Durchsuchung derzeit stattfindet. Dass es sich um das Wohnhaus handelt, in welchem auch die Razzia der „Soko LinX“ am 28. April 2021 stattfand, ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar.
Auf LZ-Nachfrage geht der Anwohner, welcher bei einem Freund im Haus zu Besuch war, nach eigenem Augenschein davon aus, dass die Beamten des LKA Sachsen und Einsatzpolizisten erneut in der Wohnung von Henry A. sind und diese durchsuchen. LZ-Vergleichsbilder mit der Razzia vom 28. April 2021 zeigen, dass es sich um dasselbe Haus handelt.
Bemerkenswert wäre dies auch, weil neben der nun fast achtjährigen, ergebnislosen Verfolgung von Henry A. bei der Razzia vom 28. April keinerlei bekannte Hinweise auf Betäubungsmittel, geschweige den Handel damit gefunden wurden. Die Maßnahme dauerte damals 14 Stunden, genug Zeit, um sogar Teile eines Hinterhofgartens umzugraben.
Auch am heutigen Tage sollen sich die Beamten seit etwa 13 Uhr im Haus befinden, die Maßnahme dauert noch immer an.
An der Stockartstraße bildet sich unterdessen eine größer werdende Menschenmenge an Anwohnern des Viertels, welche die Durchsuchungsmaßnahmen der maskierten Polizisten beobachtet.
18:25 Uhr: Erneute Durchsuchung bei Henry A.
Es hat logischerweise etwas bis zum kurzen Rückruf gedauert. Auf LZ-Nachfrage bestätigt Henry A. kurz, dass die Beamten erneut in seiner Wohnung sind und diese durchsuchen. Nachdem es mittlerweile Berichte über die seit Jahren andauernde Strafverfolgung gegen den ehemaligen BSG Chemie-Vorstand von L-IZ.de über Spiegel Online bis hin zur TAZ gab, hat diese Durchsuchungsmaßnahme mittlerweile einen schweren Beigeschmack.
Zuletzt verdichteten sich Hinweise, dass es sich bei der neuerlichen Strafverfolgung im Jahr 2021 (nach Überwachungsmaßnahmen zwischen 2013 und 2016) von Henry A. unter Umständen um eine Privatfehde eines LKA-Beamten namens Patrick H. handeln könnte, welcher mit A., welcher als städtischer Angestellter im Bauordnungsamt arbeitet, wegen eines Hausbaus in seiner Wohnumgebung aneinandergeriet.
19:30 Uhr vor Ort in der Stockartstraße
Video: LZ
19:55 Uhr: Spontan-Demo an der Wiedebach-Passage?
Während die Durchsuchung in der Wohnung von Henry A. noch immer läuft, entwickeln sich auch außen herum die Geschehnisse. Unterdessen hat die Polizei zwar keine Helme mehr auf, dafür werden die Einsatzkäfte immer mehr.
Neben der sich an der Bornaischen Straße gesammelten Menge an Anwohnern dürfte die erhöhte Alarmbereitschaft auch mit einem Aufruf zur Spontan-Demo an der Polizeiwache in der Wiedebachpassage (Biedermannstraße) zu tun haben. Ab 20 Uhr soll nun dort eine Spontan-Demonstration stattfinden.
Während das noch in einem planbaren Rahmen für die Polizei scheint, klingt ein Aufruf auf der Blogseite „Enough is Enough“ nach dezentralen Aktionen gegen die Beamten.
Im Aufruf heißt es: „Kommt heute Abend nach Connewitz. Zeigt euch solidarisch und reagiert auf die staatlichen Angriffe. Nach der Erfahrung vom April ergibt es wenig Sinn konkrete Treffpunkte und Uhrzeiten zu veröffentlichen. Kommt einfach in den Stadtteil, überlegt wie ihr der staatlichen Gewalt begegnen wollt und setzt es um. Seid solidarisch untereinander. Kein Angriff bleibt unbeantwortet. An unsere Gefährt*innen außerhalb von Leipzig, wir freuen uns auch über entsprechende Reaktionen bei euch.“
Nachtrag zum Update (20:20 Uhr): Bei Inaugenscheinnahme um 20 Uhr und einige Minuten danach war rings um die Wiedebachpassage alles ruhig.
20:26 Uhr: Die Maßnahme ist beendet
Nach etwa sieben Stunden endete die Wohnungsdurchsuchung bei Henry A. Damit blieben die Beamten dieses Mal unter der Zeit von fast 14 Stunden, welche sie erst vor einem halben Jahr in seiner Wohnung, Kellerräumen und der Umgebung zubrachten. Ergebnislos, wie man heute sagen kann, denn sie fanden zu keinen der damals erhobenen Vorwürfen rings um einen schweren Landfriedensbruch von 2019 Beweise.
Auch nicht zu den mit der Durchsuchung am 28. April 2021 zusätzlich aus der Durchsuchung heraus konstruierten Verfahren, in welchem sie Henry A. unter anderem vorwarfen, illegal Bauakten zu Hause zu haben. Seine Vorgesetzten bis hinauf zu Baudezernenten Thomas Dienberg wurden daraufhin vernommen und bestätigten die legale Bearbeitung der Bauakten durch Henry A. im Rahmen seiner Home-Office-Tätigkeit während der Coronapandemie.
Für heute sind die Beamten also mit der neuerlichen Durchsuchung der gleichen Wohnung fertig und wurden bei ihrer Abfahrt von Böllern und Feuerwerk begleitet. Polizeifahrzeige, die aktuell Streife im Gebiet fahren, werden von vereinzelten Passanten ausgebuht.
20:20 Uhr: Abfahrt und Feuerwerk
Video: LZ
21 Uhr: Erhöhte Betriebsamkeit in Connewitz
Es sammeln sich immer mehr Menschen am Herderpark an der Wolfgang-Heinze-Straße, bislang könnte die Zahl der Anwesenden die Hundert bereits überschritten haben. Das Thema vieler hier: die neuerliche Durchsuchung bei Henry A. und die Frage, ab wann polizeiliche Willkür beginnt und wie das enden soll.
Eine Spontandemo liegt in der Luft und auch die Polizei fährt merklich ihre Präsenz nach oben. An der Selnecker- und Hildebrandstraße sollen sich Einsatzbeamte sammeln und behelmen. Es gibt Gerüchte von ersten Identitätsfeststellungen, die jedoch derzeit schwer zu prüfen sind. Immer wieder sind im Viertel Böller und Feuerwerksgeräusche zu hören.
Die LZ ist nach wie vor vor Ort und harrt der kommenden Ereignisse.
21:30 Uhr: Es bleibt ruhig
Vor der Polizeiwache in der Wiedebachpassage sammeln sich behelmte Einsatzeinheiten, am Herderpark hat sich die Menge stark gelichtet. Derzeit kann man nur spekulieren, was und ob heute noch etwas passiert. Tun wir aber nicht: derzeit wirkt alles ruhig.
Warum die Einsatzeinheit am Ende des Videos in der Biedermannstraße der Meinung ist, die LZ-Reporterin bei ihrer Arbeit blenden zu müssen, ist ein Rätsel. Eines, was die Polizei nur intern lösen kann.
Video: LZ
Update 0:46 Uhr: Unruhe in Connewitz und ein Telefonat mit Henry A.
Nachdem sich die Lage in Connewitz wieder beruhigt hat, konnte die LZ zu den Ergebnissen der neuerlichen Durchsuchung von Henry A.s Wohnung am Abend noch mit dem Betroffenen telefonieren.
Lesen Sie dazu gern „Unschuldig verfolgt (6): Unruhe in Connewitz und ein Telefonat mit Henry A.“ auf L-IZ.de
Berichtigung: Im Rahmen des Livetickers gingen wir zeitweilig von einer Durchsuchung ab etwa 10 Uhr aus. Dies ist nicht korrekt und wurde geändert, die Maßnahme begann zwischen 13 und 14 Uhr, wie der Betroffene uns mittlerweile berichten konnte. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.
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Keine Kommentare bisher
Alles Liebe von Herzen an Henry.
Irgendwie macht das alles fassungslos.
Einerseits aus Sicht des über Jahre Verfolgten.
Nachdem die ganzen Lügen der SokoLinx aufgeflogen sind, jetzt nochmal nachtreten zu wollen,
um den einzelnen Menschen doch noch zu zerstören.
Inklusive und ohne Rücksicht auf sein privates familiäres Umfeld inklusive Kinder.
Nachdem man trotz illegaler Massenüberwachung, die eigenen wirren Theorien offiziell beenden musste.
Wie krank und miteinander verstrickt, muss das sächsische Rechtsextreme Systematische Verständnis sein..
Andererseits genehmigen “Richter” auf Anträge von “Staatsanwälten” hin, ganz kurz nachdem ein (grenzwertiges) Versammlungsverbot gegen legitimen linken Protest gegen ebensolches Vorgehen durchgesetzt (und angenommen) wurde,
eine “exekutive Maßnahme” in Connewitz/Leipzig.
Am Sonnabend hat die überregionale Demo nicht stattgefunden, weil kein Veranstalter sich sicher sein konnte, dass Provokateure irgendwoher, das Ganze diskreditieren würden.
Fragt man sich, ob es sein kann, dass zeitnah Menschen in ihrem Engagement eingeschüchtert werden sollen. Und beispielhaft jemand, der bestimmt nichts mit aktuellen Demos zu tun hat.
(und damit die Stadt Leipzig als Arbeitgeber getroffen werden soll..)
Weitergehend dann, wie bringt man als Staatsanwalt(in?) einen Richter(in?) dazu, solch einen Durchsuchungsbeschluss zu genehmigen?
Da muss sich der(die?)jenige schon fragen lassen, ob er/sie so naiv ist,
das persönliche und zeitliche Umfeld nicht zu kennen
oder/und sich erpressbar gemacht zu haben.
Mag ich mir nicht ausdenken. Aber soll es (in Sachsen) schon gegeben haben.
PS: Und wegen BTM: So altes Tillidin (Opioid) hab ich noch da, mein illegales “Ersatz”-Cannabis wird grad alle.
Warte da jetzt eigentlich auf die Zulassung der BuReg, so wegen Krebs- und Nebenwirkungs-Behandlungsschmerzen.
Also Koks gibt’s auch in Zukunft bei mir nicht zu holen, falls es darum ging.
Weil, man weiß ja nie, was Menschen mit macht so umtreibt..