In Leipzig-Connewitz findet seit dem Mittag eine Hausdurchsuchung statt. Nach ersten Informationen hat der im Raum stehende Verdacht keinen politischen Hintergrund. Im Laufe des frรผhen Abends verdichten sich die Hinweise, dass es sich um eine erneute Razzia gegen Henry A. handeln kรถnnte.

Gegen 13 Uhr machten in sozialen Netzwerken erste Meldungen die Runde, wonach offene und zivile Polizeiwagen die StockartstraรŸe in Leipzig-Connewitz zwischen Bornaischer StraรŸe und Zwenkauer StraรŸe abriegelten. Polizeibeamte mit Sturmhauben positionierten sich an den Enden der StraรŸe. Passanten und PKW, die รผber die StraรŸe wollten, wurden zum Teil zurรผckgewiesen.

Laut LKA kein politischer Hintergrund

Wie das LKA Sachsen auf LZ-Anfrage bestรคtigte, habe der im Raum stehende Tatverdacht mit einem VerstoรŸ gegen das Betรคubungsmittelgesetz zu tun. Der MaรŸnahme liegen Beschlรผsse des Amtsgerichts Leipzig zugrunde, einen politischen Hintergrund gebe es bei dem aktuellen Tatvorwurf nicht, sagte LKA-Sprecher Tom Bernhardt. Allerdings soll es mรถglicherweise รœberschneidungen dazu geben.

Im Laufe der MaรŸnahmen soll auch ein Spรผrhund zum Einsatz kommen. Ob die zur Stunde weiter laufende DurchsuchungsmaรŸnahme in der StockartstraรŸe, wie zum Teil gemutmaรŸt, wieder dasselbe Haus wie bei der letzten Razzia am 28. April betrifft, ist derzeit nicht ganz klar. Rund 30 Beamtinnen und Beamte sind im Einsatz.

Die Stimmung vor Ort blieb zunรคchst ruhig. Einige Anwohnerinnen und Anwohner versammelten sich entlang der Bornaischen StraรŸe und lieรŸen Musik aus Lautsprechern ertรถnen, um ihre Solidaritรคt zu bekunden.

Ist wieder Henry A. von der MaรŸnahme betroffen? LKA Sachsen hรคlt sich bedeckt

Den mehrfach geรคuรŸerten Verdacht, dass es sich bei dem von der MaรŸnahme Betroffenen um den bereits seit Jahren im Visier des LKA stehenden Henry A. handeln kรถnnte, mit dessen Geschichte sich die LZ intensiv auseinandergesetzt hat, schloss Kathlen Zink von der LKA-Stabsstelle Kommunikation am spรคten Nachmittag nicht explizit aus.Zu den Details hรคlt sich die Ermittlungsbehรถrde weiter bedeckt: Es wรผrden keine zusรคtzlichen Informationen herausgegeben, so Zink.

Anwohner sammeln sich an der Bornaischen StraรŸe und beobachten das Treiben. Foto: LZ
Anwohner sammeln sich an der Bornaischen StraรŸe und beobachten das Treiben. Foto: LZ

17:25 Uhr: Anwohner geht von der Wohnung Henry A.s aus

Die LZ ist seit einiger Zeit vor Ort, als ein Anwohner das Haus verlรคsst, in welchem die Durchsuchung derzeit stattfindet. Dass es sich um das Wohnhaus handelt, in welchem auch die Razzia der โ€žSoko LinXโ€œ am 28. April 2021 stattfand, ist zu diesem Zeitpunkt bereits klar.

Auf LZ-Nachfrage geht der Anwohner, welcher bei einem Freund im Haus zu Besuch war, nach eigenem Augenschein davon aus, dass die Beamten des LKA Sachsen und Einsatzpolizisten erneut in der Wohnung von Henry A. sind und diese durchsuchen. LZ-Vergleichsbilder mit der Razzia vom 28. April 2021 zeigen, dass es sich um dasselbe Haus handelt.

Bemerkenswert wรคre dies auch, weil neben der nun fast achtjรคhrigen, ergebnislosen Verfolgung von Henry A. bei der Razzia vom 28. April keinerlei bekannte Hinweise auf Betรคubungsmittel, geschweige den Handel damit gefunden wurden. Die MaรŸnahme dauerte damals 14 Stunden, genug Zeit, um sogar Teile eines Hinterhofgartens umzugraben.

Auch am heutigen Tage sollen sich die Beamten seit etwa 13 Uhr im Haus befinden, die MaรŸnahme dauert noch immer an.

An der StockartstraรŸe bildet sich unterdessen eine grรถรŸer werdende Menschenmenge an Anwohnern des Viertels, welche die DurchsuchungsmaรŸnahmen der maskierten Polizisten beobachtet.

Polizeibeamte gegen 18:30 Uhr in der StockartstraรŸe. Foto: LZ
Polizeibeamte gegen 18:30 Uhr in der StockartstraรŸe. Foto: LZ

18:25 Uhr: Erneute Durchsuchung bei Henry A.

Es hat logischerweise etwas bis zum kurzen Rรผckruf gedauert. Auf LZ-Nachfrage bestรคtigt Henry A. kurz, dass die Beamten erneut in seiner Wohnung sind und diese durchsuchen. Nachdem es mittlerweile Berichte รผber die seit Jahren andauernde Strafverfolgung gegen den ehemaligen BSG Chemie-Vorstand von L-IZ.de รผber Spiegel Online bis hin zur TAZ gab, hat diese DurchsuchungsmaรŸnahme mittlerweile einen schweren Beigeschmack.

Zuletzt verdichteten sich Hinweise, dass es sich bei der neuerlichen Strafverfolgung im Jahr 2021 (nach รœberwachungsmaรŸnahmen zwischen 2013 und 2016) von Henry A. unter Umstรคnden um eine Privatfehde eines LKA-Beamten namens Patrick H. handeln kรถnnte, welcher mit A., welcher als stรคdtischer Angestellter im Bauordnungsamt arbeitet, wegen eines Hausbaus in seiner Wohnumgebung aneinandergeriet.

19:30 Uhr vor Ort in der StockartstraรŸe

Video: LZ

19:55 Uhr: Spontan-Demo an der Wiedebach-Passage?

Wรคhrend die Durchsuchung in der Wohnung von Henry A. noch immer lรคuft, entwickeln sich auch auรŸen herum die Geschehnisse. Unterdessen hat die Polizei zwar keine Helme mehr auf, dafรผr werden die Einsatzkรคfte immer mehr.

Neben der sich an der Bornaischen StraรŸe gesammelten Menge an Anwohnern dรผrfte die erhรถhte Alarmbereitschaft auch mit einem Aufruf zur Spontan-Demo an der Polizeiwache in der Wiedebachpassage (BiedermannstraรŸe) zu tun haben. Ab 20 Uhr soll nun dort eine Spontan-Demonstration stattfinden.

Wรคhrend das noch in einem planbaren Rahmen fรผr die Polizei scheint, klingt ein Aufruf auf der Blogseite โ€žEnough is Enoughโ€œ nach dezentralen Aktionen gegen die Beamten.

Gegen 19:30 Uhr an der StockartstraรŸe. Foto: LZ
Gegen 19:30 Uhr an der StockartstraรŸe. Foto: LZ

Im Aufruf heiรŸt es: โ€žKommt heute Abend nach Connewitz. Zeigt euch solidarisch und reagiert auf die staatlichen Angriffe. Nach der Erfahrung vom April ergibt es wenig Sinn konkrete Treffpunkte und Uhrzeiten zu verรถffentlichen. Kommt einfach in den Stadtteil, รผberlegt wie ihr der staatlichen Gewalt begegnen wollt und setzt es um. Seid solidarisch untereinander. Kein Angriff bleibt unbeantwortet. An unsere Gefรคhrt*innen auรŸerhalb von Leipzig, wir freuen uns auch รผber entsprechende Reaktionen bei euch.โ€œ

Nachtrag zum Update (20:20 Uhr): Bei Inaugenscheinnahme um 20 Uhr und einige Minuten danach war rings um die Wiedebachpassage alles ruhig.

20:26 Uhr: Die MaรŸnahme ist beendet

Nach etwa sieben Stunden endete die Wohnungsdurchsuchung bei Henry A. Damit blieben die Beamten dieses Mal unter der Zeit von fast 14 Stunden, welche sie erst vor einem halben Jahr in seiner Wohnung, Kellerrรคumen und der Umgebung zubrachten. Ergebnislos, wie man heute sagen kann, denn sie fanden zu keinen der damals erhobenen Vorwรผrfen rings um einen schweren Landfriedensbruch von 2019 Beweise.

Auch nicht zu den mit der Durchsuchung am 28. April 2021 zusรคtzlich aus der Durchsuchung heraus konstruierten Verfahren, in welchem sie Henry A. unter anderem vorwarfen, illegal Bauakten zu Hause zu haben. Seine Vorgesetzten bis hinauf zu Baudezernenten Thomas Dienberg wurden daraufhin vernommen und bestรคtigten die legale Bearbeitung der Bauakten durch Henry A. im Rahmen seiner Home-Office-Tรคtigkeit wรคhrend der Coronapandemie.

Fรผr heute sind die Beamten also mit der neuerlichen Durchsuchung der gleichen Wohnung fertig und wurden bei ihrer Abfahrt von Bรถllern und Feuerwerk begleitet. Polizeifahrzeige, die aktuell Streife im Gebiet fahren, werden von vereinzelten Passanten ausgebuht.

20:20 Uhr: Abfahrt und Feuerwerk

Video: LZ

21 Uhr: Erhรถhte Betriebsamkeit in Connewitz

Es sammeln sich immer mehr Menschen am Herderpark an der Wolfgang-Heinze-StraรŸe, bislang kรถnnte die Zahl der Anwesenden die Hundert bereits รผberschritten haben. Das Thema vieler hier: die neuerliche Durchsuchung bei Henry A. und die Frage, ab wann polizeiliche Willkรผr beginnt und wie das enden soll.

Eine Spontandemo liegt in der Luft und auch die Polizei fรคhrt merklich ihre Prรคsenz nach oben. An der Selnecker- und HildebrandstraรŸe sollen sich Einsatzbeamte sammeln und behelmen. Es gibt Gerรผchte von ersten Identitรคtsfeststellungen, die jedoch derzeit schwer zu prรผfen sind. Immer wieder sind im Viertel Bรถller und Feuerwerksgerรคusche zu hรถren.

Die LZ ist nach wie vor vor Ort und harrt der kommenden Ereignisse.

21:30 Uhr: Es bleibt ruhig

Vor der Polizeiwache in der Wiedebachpassage sammeln sich behelmte Einsatzeinheiten, am Herderpark hat sich die Menge stark gelichtet. Derzeit kann man nur spekulieren, was und ob heute noch etwas passiert. Tun wir aber nicht: derzeit wirkt alles ruhig.

Warum die Einsatzeinheit am Ende des Videos in der BiedermannstraรŸe der Meinung ist, die LZ-Reporterin bei ihrer Arbeit blenden zu mรผssen, ist ein Rรคtsel. Eines, was die Polizei nur intern lรถsen kann.

Video: LZ

Update 0:46 Uhr: Unruhe in Connewitz und ein Telefonat mit Henry A.

Nachdem sich die Lage in Connewitz wieder beruhigt hat, konnte die LZ zu den Ergebnissen der neuerlichen Durchsuchung von Henry A.s Wohnung am Abend noch mit dem Betroffenen telefonieren.

Lesen Sie dazu gern โ€žUnschuldig verfolgt (6): Unruhe in Connewitz und ein Telefonat mit Henry A.โ€œ auf L-IZ.de

Berichtigung: Im Rahmen des Livetickers gingen wir zeitweilig von einer Durchsuchung ab etwa 10 Uhr aus. Dies ist nicht korrekt und wurde geรคndert, die MaรŸnahme begann zwischen 13 und 14 Uhr, wie der Betroffene uns mittlerweile berichten konnte. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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Keine Kommentare bisher

Alles Liebe von Herzen an Henry.
Irgendwie macht das alles fassungslos.

Einerseits aus Sicht des รผber Jahre Verfolgten.
Nachdem die ganzen Lรผgen der SokoLinx aufgeflogen sind, jetzt nochmal nachtreten zu wollen,
um den einzelnen Menschen doch noch zu zerstรถren.
Inklusive und ohne Rรผcksicht auf sein privates familiรคres Umfeld inklusive Kinder.
Nachdem man trotz illegaler Massenรผberwachung, die eigenen wirren Theorien offiziell beenden musste.
Wie krank und miteinander verstrickt, muss das sรคchsische Rechtsextreme Systematische Verstรคndnis sein..

Andererseits genehmigen โ€œRichterโ€ auf Antrรคge von โ€œStaatsanwรคltenโ€ hin, ganz kurz nachdem ein (grenzwertiges) Versammlungsverbot gegen legitimen linken Protest gegen ebensolches Vorgehen durchgesetzt (und angenommen) wurde,
eine โ€œexekutive MaรŸnahmeโ€ in Connewitz/Leipzig.

Am Sonnabend hat die รผberregionale Demo nicht stattgefunden, weil kein Veranstalter sich sicher sein konnte, dass Provokateure irgendwoher, das Ganze diskreditieren wรผrden.

Fragt man sich, ob es sein kann, dass zeitnah Menschen in ihrem Engagement eingeschรผchtert werden sollen. Und beispielhaft jemand, der bestimmt nichts mit aktuellen Demos zu tun hat.
(und damit die Stadt Leipzig als Arbeitgeber getroffen werden soll..)

Weitergehend dann, wie bringt man als Staatsanwalt(in?) einen Richter(in?) dazu, solch einen Durchsuchungsbeschluss zu genehmigen?
Da muss sich der(die?)jenige schon fragen lassen, ob er/sie so naiv ist,
das persรถnliche und zeitliche Umfeld nicht zu kennen
oder/und sich erpressbar gemacht zu haben.

Mag ich mir nicht ausdenken. Aber soll es (in Sachsen) schon gegeben haben.

PS: Und wegen BTM: So altes Tillidin (Opioid) hab ich noch da, mein illegales โ€œErsatzโ€-Cannabis wird grad alle.
Warte da jetzt eigentlich auf die Zulassung der BuReg, so wegen Krebs- und Nebenwirkungs-Behandlungsschmerzen.
Also Koks gibtโ€™s auch in Zukunft bei mir nicht zu holen, falls es darum ging.
Weil, man weiรŸ ja nie, was Menschen mit macht so umtreibt..

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