Da steckt jemand dahinter, der eine Menge Geld im Topf hat. In vielen Teilen Leipzigs sind am Wochenbeginn großformatige Plakate aufgetaucht, auf denen „Gäste“ in falschem Englisch zur Einhaltung schwammig formulierter Regeln aufgefordert werden. Am Montag stießen die Jungen Liberalen (JuLis) Leipzig in Wahren auf die illegal angebrachten Plakate, deren fremdenfeindlicher Unterton sie empörte. Jetzt haben sie Anzeige erstattet.

Denn das war kein Dumme-Jungen-Streich. Da hat jemand mit einer Menge Geld Propaganda in einem sehr fremdenfeindlichen Sinn an die Zäune gehängt – und trotzdem seine Identität versteckt. Das gibt zu denken.

Nachdem nun das ganze Ausmaß der Aktion erkennbar ist, stellen auch die JuLis die Frage nach den Urhebern: „Dass die Plakate in derart hoher Stückzahl und so weit gestreut verbreitet werden konnten, lässt auf organisierte Strukturen schließen“, stellt der JuLis-Vorsitzende Rudi Ascherl, fest. „Aber wer opfert denn sein Geld und seine Nachtruhe, um so einen Quatsch aufzuhängen?“

Zur Klärung dieser Hintergründe hat der Pressesprecher der Jungen Liberalen, Ole Siemen, am Mittwoch, 5. September, Anzeige gegen Unbekannt erstattet.

„In erster Linie setzen wir auf zivilgesellschaftliches Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit. Angesichts des Ausmaßes der Aktion und der dahinter zu vermutenden Strukturen scheint es uns jedoch angebracht, dass die zuständigen Behörden Ermittlungen aufnehmen“, begründete er den Schritt. Das illegale Anbringen der Plakate stelle eine Ordnungswidrigkeit gemäß § 6 Absatz 1 Nr. 2 in Verbindung mit § 19 Absatz 1 Nr. 13 der Leipziger Polizeiverordnung dar. „Die Verursacher haben gegen das Recht verstoßen und binden nun Ressourcen der Verwaltung. Dafür sollen sie geradestehen.“

Der Kreisvorsitzende Rudi Ascherl wies zudem darauf hin, dass es sich bei der Sache keineswegs um eine Petitesse handele.

„Auf den ersten Blick mögen die Plakate harmlos wirken. Die darin zum Ausdruck kommende Haltung gegenüber Menschen, die nicht von hier stammen, ist jedoch brandgefährlich“, meint der Jungliberale. „Es ist perfide, auf diese Weise Vorbehalte gegenüber anderen Menschen zu schüren.“

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Es gibt 5 Kommentare

Ja, ich fände es auch interessant zu erfahren, wer hinter einer solchen Aktion steckt. Aber eine Strafanzeige wegen wilden Plakatierens? Geht’s nicht etwas liberaler zu bei den Julis?
Dass zugleich in einem Kommentar gefordert wird, Fotos von den Plakaten zu verpixeln, lässt mich an der Diskursfähigkeit solcher Verbieter zweifeln.
Die Plakate sollen Vorbehalte schüren und wirken verholen feindselig, deshalb sollten sie entfernt werden. Ein Skandal sind sie nicht, sondern nur blöde, piefig und überheblich. Das Schlimmste daran sind die miserable grafische Gestaltung und die von den Sprüchen provozierte calvinistische Reaktion.
Tiefer hängen!

@SB
Werden nicht täglich scheußliche Bilder bewußt zum Schutz der Leser in ihrer Wirkung entschärft?

@JG: Das allerdings würde sich mit einer dem Berufsbild Journalist verbundenen Chronistenpflicht beißen.

Ich wünschte mir, die l-iz würde darüber berichten OHNE die Plakate knackscharf abzubilden.
Gern derlei “gephotoshopt” mit entstellenden Filter abbilden.

Vielleicht sollte mal jeder, der irgendwo auf seinem Grundstück oder vor seinem Laden/Tankstelle eine Kamera angebracht hat, nach verdächtigen Aktivitäten schauen. Die Teile steckt man ja nicht mal eben in die Handtasche.

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