Nein, nichts gegen berechtigte Ängste. Und wenn nachher doch etwas passiert, sollte jeder sagen können, dass er das Bestmögliche getan hat. Aber es ist schon etwas Hysterie dabei im Falle des falschen „Warnanrufes“ eines Mannes in der Nacht auf den heutigen Dienstag im Hotel Fürstenhof. Weniger bei der Polizei, welche unmittelbar nach Bekanntwerden Maßnahmen rings um das Hotel am Goerdelerring einleitete – das Vorgehen des SEK ist geübter Standard. Eher im Wort „Terrordrohung“, welches seit heut morgen die mediale Runde machte.

Es ist Nachmittag und Polizeisprecher Uwe Voigt hat am Telefon bereits wieder gewohnt gute Laune in einem stressigen Job. Seit fünf Stunden steht sein Telefon nicht mehr still, eine Pressemitteilung werde gerade vorbereitet. Eines steht längst fest: Der Anrufer, welcher sich in der Nacht um 2:50 Uhr im Hotel Fürstenhof meldete und eine kurze Warnung vor einem Anschlag auf das Haus aussprach und sofort wieder auflegte, sprach nicht gebrochen deutsch.

Die polizeilichen Nachforschungen im Umfeld, Taschenkontrollen und weitere Maßnahmen haben keine akute Gefährdung ergeben. „Die Lage hat sich wieder etwas entspannt“, so Voigt gegenüber L-IZ.de.

Längst geht es eher darum, den vermutlich einheimischen Menschen zu fassen, der einen derart dummen Anruf getätigt und die nachfolgende Kettenreaktion an polizeilichem Einschreiten und eine mediale Welle ausgelöst hatte. Denn die Schlagzeilen der letzten Stunden machten vor allem eines: Angst. „Terrordrohung im Leipziger Hotel Fürstenhof“ (LVZ) oder „Terror-Drohung gegen Luxushotel Fürstenhof” (Focus Online) – unter der üblichen Formulierung „nach Medienberichten“ wurden das gebrochene Deutsch kolportiert, verneint, in den Raum gestellt und insinuiert, es könnte etwas mit Ausländern zu tun haben.

Legida konnte nicht schnell genug auf der eigenen Facebookseite vermelden „Bleibt wachsam“.

In 45 Minuten gebe es eine abgestimmte Pressemitteilung zu den bisherigen Ermittlungen und den durchgeführten Maßnahmen. Auf Twitter verbreitet die Polizei Sachsen aktuell „Wohl böser Scherz von Jugendlichen aus Österreich via Mobiltelefon“ und „Bedrohung Fürstenhof Leipzig NICHT BESTÄTIGT. Anrufer wurde ermittelt. Wir beenden unseren Polizeieinsatz und atmen durch.“ Kurz zuvor mussten die Beamten sogar eine „Geiselnahme im Hotel Fürstenhof“ dementieren.

Es könnte höchste Zeit sein, sich mal über Hysterie zu unterhalten. Und wie tief der Gedanke einer ständigen Bedrohung eine Gesellschaft wirklich verändert.

Update 18 Uhr: Die offizielle Darstellung der Polizeidirektion Leipzig

Am Dienstagmorgen ging im Leipziger Hotel Fürstenhof ein anonymer Anruf ein. In dem Anruf wurde den entgegennehmenden Hotelangestellten ein Terroranschlag auf das Hotel für den heutigen Tag angedroht. Daraufhin informierten die Angestellten die Polizei.

Aufgrund der Art und Weise des Anrufes ging die Leipziger Polizei von der Ernsthaftigkeit der Drohung aus und leitete umgehend die erforderlichen Maßnahmen ein. Im Rahmen des Einsatzes wurde das Hotel mit starken Kräften gesichert, die Zugänge gesperrt und umfangreiche Kontroll- und Durchsuchungsmaßnahmen durchgeführt.

Das Hotelmanagement arbeitete intensiv mit der Polizei vor Ort zusammen und betreute auf professionelle und beruhigende Weise die anwesenden Gäste.

Parallel dazu erfolgten intensive Ermittlungen. In deren Folge wurde bekannt, dass es sich um einen österreichischen Mobilfunkanschluss handelte von welchem der Anruf aus erfolgte. Über das Bundeskriminalamt wurden deshalb die österreichischen Strafverfolgungsbehörden um Unterstützung gebeten.

Durch die dortigen Aktivitäten konnte ein 15-jähriger Jugendlicher als Anrufer ermittelt werden. Der Anrufer wurde durch die österreichischen Strafverfolgungsbehörden aufgesucht. Im Rahmen einer ersten Befragung gab dieser an, gemeinsam mit seinem 14-jährigen Freund mehrere Hotels in der vergangenen Nacht angerufen und gleichartige Terrordrohungen ausgesprochen zu haben. Durch die österreichischen Behörden konnte eine weitere Gefährdungslage ausgeschlossen werden.

Aufgrund dieser Erkenntnisse konnte gegen 14:30 Uhr für alle Einsatzkräfte und das Hotel Entwarnung gegeben werden. Seitens der österreichischen Strafverfolgungsbehörden werden nunmehr strafrechtliche Schritte geprüft. Parallel dazu prüfen die Behörden die Kostenumlegung auf den Verursacher. Mit der gleichzeitigen Warnung an mögliche Nachahmer, dass es zu erheblichen finanziellen Kosten für den Anrufer kommen kann.

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Es gibt 3 Kommentare

Echte Terroristen brauchen keine Waffen von der Polizei (fand ich schon beim NSU unglaubwürdig, aber das ist ein anderes Thema). Aber die Vorstellung, dass da jetzt irgendein Idiot mit ner Kriegswaffe rumrennt, ist wirklich nicht schön, das stimmt.

Wenn man bedenkt, dass eine Polizei-MP im Umlauf ist , würde ich schon jede Terrordrohung ernst nehmen!

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