Vier Männer und zwei Frauen sitzen seit Mittwoch auf der Angeklagebank, weil sie am 6. August 2015 den Polizeiposten in der Eisenbahnstraße angriffen und ein Einsatzfahrzeug in Brand steckten. Die Angeklagten im Alter zwischen 17 und 23 Jahren haben die Tat gestanden. Der mutmaßliche Anführer kann sich nach dem ersten Verhandlungstag auf eine Gefängnisstrafe einrichten.

Der Angriff war keine typische Tat für Linksextreme. Die Herangehensweise der Täter, wie sie im Anklagesatz beschrieben wird, erweckt den Eindruck einer spontanen Aktion. Die Angeklagten trafen sich demnach in der Nacht zum 6. August in der Wohnung von Patrick S. (23), der ganz in der Nähe der Eisenbahnstraße wohnt. Dort fassten sie den gemeinsamen Entschluss, den Polizeiposten anzugreifen. Der Hausherr füllte daraufhin eine brennbare Flüssigkeit in eine Flasche.

Gegen drei Uhr vor Ort angekommen, goss der Erwerbslose den Brandbeschleuniger über einen Mannschaftswagen, der vor der Dienststelle parkte. Das Fahrzeug im Wert von 16.200 Euro erlitt Totalschaden. Die übrigen Angreifer bewarfen das Mini-Revier mit Steinen. Wenngleich das Sextett noch vom Tatort flüchten konnte, stellten aufmerksame Polizisten die Angreifer ganz in der Nähe.

Zwei der Tatverdächtigen machten daraufhin belastende Aussagen bei den Ermittlern. In S.’ Wohnung sollen die Beamten außerdem belastende Beweismittel vorgefunden haben. Insoweit waren mögliche Freisprüche schon vor Prozessauftakt in weite Ferne gerückt.

Die Angeklagten sind keineswegs die typischen Linksextremen aus dem Bilderbuch. Die frühen Geständnisse untermauern diese Annahme ebenso wie der Umstand, dass sich aus den Reihen des Sextetts nur Patrick S. im engeren Umfeld der linken Szene bewegt. Vor diesem Hintergrund überrascht nicht, dass sich keine politische Gruppe zu der militanten Aktion bekannt hatte.

Weil er bereits vorbestraft ist, wird Patrick S. für den Angriff wohl in jedem Fall hinter Gitter müssen. Das Gericht stellte ihm am Mittwoch bei einem Geständnis zwischen einem Jahr und acht Monaten sowie zwischen zwei Jahren und zehn Monaten Haft in Aussicht. Seine unbescholtenen Mittäter dürfen dagegen mit milden Bewährungsstrafen rechnen.

Nicht zuletzt, um den für seine Freunde günstigen Deal nicht zugefährden, stimmte der Linken-Aktivist dem Kuhhandel zu. „Ich räume den Tatvorwurf ein“, gab Patrick S. mit fester Stimme zu Protokoll. „Ich bereue die Tat. Ich befinde mich zurzeit in einem Entwicklungsprozess, um mir ein geregeltes Leben aufzubauen.“ Er erzählte dem Gericht, er sei frisch verlobt. Außerdem plane er die Aufnahme einer Arbeit.

Die übrigen Angeklagten erklärten über ihre Verteidiger, die Vorwürfe der Anklage seien zutreffend. Nachfragen zum Tatablauf wollten sie allesamt nicht beantworten. Das Sextett kann sich nun auf eine Verurteilung, aber auch auf eine verkürzte Hauptverhandlung einrichten. Der Prozess wird fortgesetzt. Das Gericht hat insgesamt vier Verhandlungstage anberaumt.

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Es gibt 2 Kommentare

“Der Angriff war keine typische Tat für Linksextreme.”
Was ist denn eine typische Tat für Linksextremisten?
“Die Angeklagten sind keineswegs die typischen Linksextremen aus dem Bilderbuch.”
Gibt es dieses Bilderbuch einzusehen?

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