Für Amtsrichter Marcus Pirk bestanden am Ende keinerlei Zweifel: Der Angeklagte Norman K. (29) hat Vollstreckungsbeamten Widerstand geleistet und diese zudem massiv beleidigt und bedroht. Der mehrfach vorbestrafte K. muss deshalb für sechs Monate ins Gefängnis. Er sieht sich jedoch als Opfer eines Lügenkomplotts.

Am Abend des 19. Mai 2015 wollte Norman K. (29) seine Ex-Freundin in der Schenkendorfstraße aufsuchen. Weil diese zwar anwesend war, ihm per SMS jedoch Gegenteiliges mitteilte, wurde der nach eigenen Angaben und laut medizinischer Untersuchung alkoholisierte Mann wütend. Er zerstörte einen Lichtschalter und einen Infokasten. Der entstandene Schaden soll sich auf etwa 300 Euro belaufen. Eine Mieterin rief die Polizei, die nach ihrer Ankunft die Personalien von K. aufnehmen wollte. Laut dem Polizeibeamten Kevin A. (34) versuchte der mutmaßliche Täter mit dem Fahrrad zu entkommen und wurde dabei festgehalten. Es folgten wüste Beschimpfungen und Drohungen: „Ich fick dich in den Arsch“, Ich schneide dir den Kopf ab“, „Du Fotze“, „Ich erschieße dich mit deiner Dienstwaffe“ und zahlreiche andere.

„Ich streite nicht ab, die Sachen kaputt gemacht zu haben“, erklärte K. bei seiner Verhandlung im Amtsgericht Leipzig. „Das ist eine komplette Falschaussage der Polizisten“, fügte er jedoch hinsichtlich der ihm zur Last gelegten Verbalattacken hinzu. Zudem beschwerte er sich darüber, dass ein Zeuge, der ihn angeblich hätte entlasten können, nicht geladen worden sei.

In der Folge entwickelte sich ein Schlagabtausch vor Gericht. „Ich stelle fest, dass Sie hochgradig aggressiv sind“, sagte Amtsrichter Marcus Pirk. Daraufhin erwiderte K.: „Ich habe das Gefühl, dass es Sie gar nicht interessiert, was ich zu erzählen habe.“ Den seiner Darstellung zufolge lügenden Polizisten warf er zudem vor, ihn zu Boden geschmissen zu haben, „weil ich mich nicht wie ein kleines Kind in die Ecke stellen wollte.“ Richter Pirk wiederum stellte sich auf die Seite der Beamten: „Haben Sie grundsätzlich ein Problem mit solchen Anweisungen?“

Die Befragung der geladenen Polizisten verfolgte K. kopfschüttelnd, so wie er es schon zuvor bei der Verlesung der Anklage getan hatte. Der Beamte Robin L. (31) schilderte den Abend so: „Der Angeklagte hat die Beleidigungen und Bedrohungen über Stunden wiederholt. Er hat sich wie ein Irrer aufgeführt.“ Dabei habe er gezittert und permanent ruckartige Bewegungen ausgeführt. Der vor kurzem noch für mehrere Jahre inhaftierte K. richtete sich daraufhin mit einer als Anschuldigung formulierten Frage direkt an den Polizisten, den er stellenweise duzte: „Haben Sie zu mir gesagt ‘Du wurdest im Knast gefickt’“? Der Beamte verneinte.

Die Zeugin Anja S. (25), die an jenem Abend die Polizei benachrichtigt hatte, konnte sich an die Details der verbalen Auseinandersetzungen nicht mehr erinnern. „Alle haben sich angeschrieen. Ich habe ihn auch ziemlich provoziert und angepöbelt.“

Sowohl die Vertreterin der Staatsanwaltschaft als auch Richter Pirk hatten am Ende keinerlei Zweifel an den Aussagen der Polizeibeamten. In einem minutenlangen Plädoyer hatte K. zuvor nochmals die Sachbeschädigung eingeräumt, die Beleidigungen und Bedrohungen jedoch vehement bestritten. „Diese Worte benutze ich gar nicht.“ Die Polizei würde er respektieren, denn diese könne „mir die Freiheit nehmen“.

Amtsrichter Pirk sah das in seiner Urteilsbegründung, die andauernd von Äußerungen des frisch Verurteilten begleitet wurden, anders: „Sie respektieren Menschen nicht und sind hochgradig aggressiv, auch heute.“ Die Vorstrafen, darunter Sachbeschädigung, Diebstahl, Bedrohung, Beleidigung, räuberische Erpressung und gefährliche Körperverletzung, seien bezeichnend. „Es gibt gar nichts, was eine Bewährung rechtfertigen würde. Sie sind eine tickende Zeitbombe.“ Diese soll nun für sechs Monate ins Gefängnis. Das Urteil ist allerdings nicht rechtskräftig. Noch im Gerichtssaal kündigte K. an, in Berufung zu gehen.

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