Nach den Randalen am vergangenen Wochenende sind seit gestern weitere Bekennerschreiben aufgetaucht. Darin bekennen sich Autonome zu den Brandanfschlägen auf sechs Fahrzeuge. In der Nacht zum Sonntag hatten Unbekannte gegen 4 Uhr in der Ferdinand-Lasalle-Straße (Zentrum-West) vier Autos angezündet. Darunter zwei der Marke Porsche. Am späten Samstag-Abend waren bereits in Gohlis zwei Fahrzeuge in Flammen aufgegangen.

Was anfangs nur ein Verdacht der Polizei war, hat sich jetzt bestätigt. Die Brandstiftungen standen im Zusammenhang mit einem “Aktionstag” der linken Szene. Anarchistische Kreise hatten zu “dezentralen Aktionen” aufgerufen, nachdem das Ordnungsamt eine bewusst nicht angemeldete Demo in der Innenstadt verboten hatte. Ursprünglich wollten sich die Linken am Samstag um 15 Uhr auf dem Marktplatz treffen.

Mehrere Hundertschaften konnten nicht verhindern, dass Unterstützer des anonymen Aufrufs in der Nacht im Stadtgebiet Anschläge auf Banken und Fahrzeuge begingen. Sieben Geldinstitute wurden mit Farbe attackiert, ein Geldautomat demoliert. Betroffen war auch das Technische Rathaus. An vier sanierungsbedürftigen Häusern brachten Aktivisten Transparente an. Hinzu kamen die Brandstiftungen an sechs Pkw’s.

Gestern Abend erreichte die Redaktion L-IZ.de ein Bekennerschreiben über das Mailformular. “Unsere Angriffe sind Anlass der gegenwärtigen Ereignisse in Griechenland”, schreiben “(A)utonome (A)narchistInnen”. “Insbesondere wollen wir unsere Solidarität mit den anarchistischen Strukturen und Orten des Widerstandes gegen kapitalistische Ausbeute und unsere Wut über die staatlichen Angriffe auf diese auszudrücken. “Deswegen wurde in der Nacht zum 02.03. in Paunsdorf eine Deutsche-Bank Filiale komplett entglast und die Geldautomaten zerstört.” Außerdem bekennen sich die Verfasser zu der Brandstiftung in der Eisenacher Straße (Gohlis).
In dem Schreiben geht es den mutmaßlichen Tätern offenbar darum um Verständnis für ihre gezielten Zerstörungen zu werben. Etwa wenn sie schreiben, die Deutsche Bank sei Ziel der Attacken gewesen, da diese “einer der zentralen Akteure und Profiteure der Griechenland aufoktroyierten Sparmaßnahmen …” sei. Zudem habe man “Angriffe auf Siemens verübt, welche Überwachungs- und Polizeitechnologien nach Griechenland liefert, um Aufstände gegen die kapitalistischen Krisenmaßnahmen zu zerschlagen.”

Daher habe man das Firmengebäude angegriffen und einen Firmenwagen in Brand gesetzt. Angesichts der schweren Brandstiftungen wirkt ein Satz hingegen schon fast skurril an: “Unser tiefstes Bedauern gilt aber der Besitzer_In des VW-Polos, welcher durch übergreifende Flammen stark beschädigt wurde! Unsere Absicht war es nicht, zivile Fahrzeuge zu beschädigen!”

Eigene Prüfungen der L-IZ ergaben anhand der Logfiles, dass der Absender ein Anonymisierungsprogramm bei seinem Spaziergang über L-IZ.de benutzte und so keine weiteren Spuren hinterließ. Der Inhalt des Schreibens ist der Polizei unterdessen bekannt.

Auf dem linken Szeneportal “Indymedia” tauchte neben dieser gestern noch eine weitere Bekenner-Botschaft auf. “Am 02.03.2013 wurden zwei Porsche Cayenns in Leipzig in Brand gesetzt, in der Hoffnung das ihre lodernden Flammen die Deutsche Bank noch erreichen”, teilt eine selbsternannte “Antigentrifizierungscrew” in eher unbeholfener Rechtschreibung mit.

Auf die Nachfrage, wie die Polizei derzeit mit den Bekennerschreiben umgeht, erklärt Polizeisprecher Uwe Voigt: “Die Polizei wird die Echtheit und den Inhalt der Schreiben mit der gebotenen Nüchternheit und Sachlichkeit bewerten und prüfen.” Die Hauptaufgabe bei dieser Prüfung liegt derzeit bei dem technischen Personal der Kriminalpolizei. Eingebunden in die Ermittlungen ist über die Kripo hinaus auch der Staatsschutz, so Voigt. Zum Stand der derzeitigen Ermittlungen blieb der Polizeisprecher hingegen erwartungsgemäß vage: “Aus ermittlungstaktischen Gründen möchte die Polizei noch keine weiteren Einzelheiten bekanntgeben.”

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