Seit dem 8. Oktober muss sich Benjamin H. (24) vor dem Leipziger Landgericht verantworten. Der Azubi soll seinen besten Freund vergewaltigt, kastriert, erstochen und zerstückelt haben. Im November 2011 fanden Spaziergänger die Leichenteile am Ufer des Elsterbeckens. Ein Blick hinter die Fassade eines mutmaßlichen Mörders.
Auf dem Weg zum Verhandlungssaal hielt sich Benjamin H. am Montag einen Aktenordner vor sein Gesicht. Dabei galt striktes Foto-Verbot! Der Thüringer, der eines der brutalsten Verbrechen der Leipziger Kriminalgeschichte verübt haben soll, ist etwa 1,80 Meter groß, schmächtig, trägt seine Haare kurzgeschoren. Das kindliche Milchbubi-Gesicht verbirgt er hinter einer großen Hornbrille. Als Kriminalistin Carmen W. beschreibt, wie die Fahnder den Mörder Jonathan H.’s gejagt haben, stützt er sein Gesicht mit der rechten Faust auf der Tischplatte ab.
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Die Ermittlerin skizziert von H. das Bild eines stotternden Einzelgängers, der auch mal aus der Haut fahren konnte. “Er hatte wenig Kontakte nach außen.” Mit seinen beiden besten Kumpels traf er sich mehrmals die Woche. Den einen soll er förmlich geschlachtet haben. Der andere brachte die Fahnder auf die richtige Fährte. Max M. besuchte dieselbe Berufsschule wie Benjamin H. Als sein Bekannter im November wie vom Erdboden verschluckt war, ging der angehende Physiotherapeut zur Polizei. “In der Schule erzählte Benjamin H., dass er einer Sekte angehöre”, erzählt Carmen W. “Er soll sich ein Pentagramm eingeritzt haben und berichtete von Opfergaben.” Außerdem soll er sich stets schwarz gekleidet und in der Wave-Gothic-Szene wohlgefühlt haben.
Und das Opfer? Jonathan H. (23) galt unter Freunden als ruhig, zurückhaltend und hilfsbereit. “Er war nicht in der Lage sich mit anderen zu streiten”, weiß W. Mit Ordnung hatte der Verstorbene ein Problem. Als die Ermittler zum ersten Mal seine Wohnung betraten, fiel ihnen ein heilloses Durcheinander auf. Jonathan H. interessierte sich für japanische Manga-Comics. Und: “Er lebte in seiner eigenen Computer-Welt.” Die Faszination für Rechner und Games brachte ihn wahrscheinlich mit Benjamin H. zusammen. Die beiden sollen sich durch das Online-Spiel “Final Fantasy” kennen gelernt haben. Eine Bekanntschaft, die Jonathan H. mit dem Leben bezahlen musste. Der Prozess wird am 5. November fortgesetzt.
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