War er am Überfall auf einen Tabakladen beteiligt oder wollen ihm seine Kumpels und seine Ex die Tat unterschieben? Der Prozess gegen Roy S. gestaltet sich unübersichtlich. Der 25-Jährige steht unter Verdacht, zusammen mit einem weiteren Täter im Oktober 2010 den Tabakladen von Renate K. auf der Georg-Schumann-Straße überfallen und 400 Euro in bar sowie Tabak im Wert von 350 Euro erbeutet zu haben.
Renate K. ist noch immer traumatisiert von dem Vorfall: “Ich saß hinten im Büro als die Klingel Kundschaft anzeigte, da ging ich vor in den Laden”, beschreibt sie den Tathergang. “Da kamen zwei Männer durch die Tür. Der eine hatte eine Plastiktüte über den Kopf gezogen und ein Messer in der Hand, der andere trug eine Strickmütze vor dem Gesicht und eine Pistole in der Hand.” Damit bedrohte er die Ladenbesitzerin. Die Täter nahmen ihr den Schlüssel zum Laden ab, sperrten die Eingangstür zu und drängten Renate K. zur Kasse.
“Ich sollte die Kasse aufmachen. Mach keine Zicken, hat der eine zu mit gesagt, dann passiert dir auch nix.” Dabei hielt er der 61-Jährigen die Pistole an den Hals. Während sein Kollege Tabakwaren aus dem Lager stahl, räumte er die Kasse leer. Eine Kundin unterbrach das Treiben des Duos jäh: Die junge Frau mit Kinderwagen klinkte an der Tür des vermeintlich offenen Ladens und erspähte die Räuber. Sogleich lief sie zur Bank nebenan, um Hilfe zu holen. Der Zeuge Bodo K. eilte dann auch hinüber, sah die Täter auf Fahrrädern fliehen. “Da war ein Dritter mit im Bunde, der die Räder bewacht hat”, gibt er in der Hauptverhandlung zu Protokoll. Das Duo trennte sich auf der Georg-Schumann-Straße und Bodo K. verfolgte einen der beiden. “Er nahm die Mütze ab, da sah ich, dass er blonde Haare hatte”, so der Zeuge. An der Gartensiedlung am Auensee verlor er ihn jedoch.
Die große Frage ist nun, ob Roy S. einer der beiden Maskierten war. Wenn dem so ist, drohen ihm bis zu sechseinhalb Jahre Gefängnis wegen schweren Raubes. Die Ermittlungen gestalteten sich jedoch schwierig. “Weshalb sie auch so lange dauerten”, sagt der Vorsitzende Richter Rüdiger Harr. Zudem sind Zeugen im Spiel, deren Hintergründe schlecht zu durchschauen sind. So wie Roys Ex-Freundin. Die 21-Jährige sagt, Roy habe ihr am Tag der Tat eine SMS geschrieben: “Ich habe gerade den Tabakladen überfallen”, soll derWortlaut gewesen sein. Leider ist das Handy jedoch kurz danach kaputt gegangen, so dass sie die Nachricht nicht mehr vorzeigen kann. Aber einer Freundin, mit der Roy ebenfalls bekannt ist, habe sie davon erzählt. Es lässt sich vermuten, dass sie Roy schaden will, mit dem sie immer mal wieder zusammen und getrennt gewesen war. Zudem soll sie Dritten gegenüber behauptet haben, eine Falschaussage zu machen, nur um ihren Ex in die Pfanne zu hauen.
Die achte Strafkammer des Landgerichts Leipzig hat nun einen zusätzlichen Prozesstermin anberaumt, um das Dickicht der Freundinnen zu lichten. Nun sollen sowohl die Ex als auch deren Freundin und Roys aktuelle Partnerin aussagen. Seine Anwältin versucht unterdessen zu beweisen, dass Roy in der Tatzeit nicht in der eigenen Wohnung lebte und diese Kumpels aus der Drogenszene überließ, die ihn beklaut haben. Und von dem Messer mit dem Fingerabdruck von Roy, welches am Tatort gefunden wurde, können die Zeugen nicht sagen, ob es jenes ist, welches die Täter mitgebracht haben. Wollen ihm die Kumpels hier die Tat anhängen? So zumindest scheint es die Strategie der Verteidigerin zu sein. Wenn der Prozess weitergeht kommt es also zum Showdown der Frauen um Roy S.
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