Am Montag, dem 14. Oktober, gab der Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V. bekannt, dass der Deutsche Buchpreis in diesem Jahr nach Leipzig geht: Ihn bekommt Martina Hefter für ihren bei KlettCotta erschienenen Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ Ein Roman, in dem sie auch von ihrer Leidenschaft fürs Tanzen erzählt. Und die Überraschung für alle Theaterfreunde in Leipzig: Das Schauspiel Leipzig kündigt gleich mal die Premiere der Performance „Soft War“ mit Martina Hefter und Patrice Lipeb an.

Die Begründung der Jury zur Verleihung des Deutschen Buchpreises an Martina Hefter: „Die Protagonistin in Martina Hefters ‚Hey guten Morgen, wie geht es dir?‘ ist Mitte 50, führt ein prekäres Leben als Performance-Künstlerin in Leipzig und pflegt ihren MS-kranken Mann. In schlaflosen Nächten chattet sie mit einem nigerianischen Liebesschwindler, der es auf ihr Geld abgesehen hat.

Es stellt sich die Frage, wer hier wen ausbeutet – und was passiert, wenn wider Erwarten die Grenzen zwischen digitalem Spiel und realer Zuneigung verschwimmen. Auf faszinierende Weise verbindet der Roman zermürbenden Alltag mit mythologischen Figuren und kosmischen Dimensionen, er navigiert zwischen Melancholie und Euphorie, reflektiert über Vertrauen und Täuschung. Von all dem erzählt Martina Hefter in ihrem klug choreografierten Roman, der eine ganz eigene Anziehungskraft ausübt.“

Und mit Choreografie geht es am 28. November weiter. Dann ist die Premiere von „Soft War“ in der Residenz des Schauspiels Leipzig.

Worum geht es in „Soft War“?

Die multimediale Performance „Soft War“ basiert auf Recherchen für Martina Hefters Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“, der nun mit dem Deutschen Buchpreis 2024 ausgezeichnet wurde. Die Autorin und Tänzerin ließ sich für mehrere Monate mit Liebesbetrügern in sozialen Medien ein. Sie beantwortete deren Avancen mit eigenen Lügengeschichten. Was zunächst einen gewissen Triumph hervorruft, wird schnell zu einem Spiel mit existenziellen Fragen.

Love-Scammer schreiben in den sozialen Medien unter Fake-Profilen ältere alleinstehende Frauen an. Sie spielen ihnen eine Liebesbeziehung vor, um sie unter grotesken Vorwänden um Geld zu bitten. Häufig leben Love-Scammer in Ländern des globalen Südens unter prekären Bedingungen und haben wenig Zukunftsperspektive.

In diesem Soft War stehen zwei marginalisierte Gruppen einander gegenüber: ältere, einsame, medial unerfahrene Frauen aus der westlichen Welt, die sich nach Zweisamkeit sehnen, und Menschen, denen unter den derzeitigen globalen Bedingungen oft Perspektiven für die Zukunft fehlen. Für die Bedürfnisse beider Gruppen gibt es einen zentralen Begriff: Sehnsucht.

„Soft War“ ist eine Reflexion über Fragen nach Moral, Schuld und Wahrheit. Sie ist auch eine Befragung des Begriffs „Sehnsucht“ und setzt Hefters Auseinandersetzung mit diesem Thema in ihrem neuen Roman „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ mit den Mitteln der Bühne fort. Nicht zuletzt loten Lipeb und Hefter gerade angesichts dieser ungleichen Begegnung in ihrer Performance die Möglichkeiten einer zeitgemäßen Ethik künstlerischen Arbeitens aus.

Martina Hefter arbeitet als Performancekünstlerin und Schriftstellerin. Viele ihrer Texte setzt sie selbst und in Zusammenarbeit mit anderen Künstlerinnen und Künstlern szenisch um. Patrice Lipeb ist Multiinstrumentalist und Performer. Als Künstler arbeitet der Wahlleipziger an der Schnittstelle von Text, Musik, Geräusch und Bewegung.

„Soft War“, Martina Hefter & Patrice Lipeb, Artists in Residence.
Premiere ist am 28. November um 20 Uhr in der Residenz des Schauspiels Leipzig in der Spinnerei.

Text / Konzept / Performance: Martina Hefter, Musik / Sound / Textassistenz / Performance: Patrice Lipeb, Performance: Niko Jacobi, Choreografie: Kevin Albancando Tuntaquimba, Bewegungschor: Ali Schwartz, Jan Kuhlbrodt, Betta Eichner, Kevin Albacando Tuntaquimba, Video: Michèle Yves Pauty, Marvin Großer, Sensitivity: Joshua Akubo Gabriel, Dokumentation / Trailer / Video: Sophie Stephan, Produktionsleitung: Clara Hofmann

Weitere Vorstellungen: 29. und 30. November, 5., 6. und 7. Dezember, jeweils 20 Uhr in der Residenz des Schauspiels Leipzig.

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