Man glaubt es kaum, dass das Stück schon 130 Jahre auf dem Buckel hat, so modern muten die Probleme an, die Frank Wedekind in seiner „Kindertragödie“ 1891 gestaltet hat. Lange vor Erfindung des Wortes „Teenager“ wissen Wendla, Melchior und Moritz schon recht gut, wie sich das anfühlt: kein Kind mehr zu sein — aber was dann? Was soll es bedeuten, dass man auf die Freunde auf einmal einen ganz anderen Blick wirft? Und muss es immer das andere Geschlecht sein?

In Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ geht es nicht einfach um unterdrückte Teenagerromantik, Schmetterlinge im Bauch und Händchenhalten. Seine Figuren suchen Grenzerfahrungen, die bleibende, teils fatale Spuren hinterlassen. Die Systeme Schule und Elternhaus und deren inhärente Gewaltsamkeit werden infrage gestellt und satirisch dekonstruiert.

Welche Konfliktlinien Wedekinds sind noch aktuell, welche wiederholen sich unter anderer Maske, welche Fragen stellen sich heute an die Auseinandersetzung um Sexualität, Persönlichkeitsentwicklung, Generationswechsel?
Yves Hinrichs legt die „Kindertragödie“ von 1891 mit ihrer präzisen und direkten Sprache, ihren vielschichtigen Figuren und ihrer heute noch provokanten Kraft aus gegenwärtiger Perspektive unters Brennglas einer musikgeladenen Inszenierung.

Mitglieder des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“ stehen gemeinsam mit dem Ensemble des Schauspiel Leipzig auf der Bühne, wenn es wieder mal um die große Menschheitsfrage geht, wer denn nun eigentlich die Kinder bringt — der Storch oder nicht doch eher der Schornsteinfeger?

„Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind. Regie: Yves Hinrichs. Eine Produktion mit Mitgliedern des Theaterjugendclubs „Sorry, eh!“ und des Ensembles des Schauspiel Leipzig.

Premiere am Freitag, 10. Juni, um 19:30 Uhr auf der Großen Bühne des Schauspiels Leipzig.

Nächste Aufführung: 15. Juni um 19:30 Uhr ebenfalls auf der Großen Bühne.

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