„Unermüdlich arbeiten die Leipziger Kultureinrichtungen daran, trotz Pandemie für ihr Publikum da zu sein. Wie gern sie auch jetzt ihr Potenzial als Quelle und Mittel der Resilienz ausschöpfen möchten, entspricht genau der Vorstellung von Verantwortung, die Kunst und Kultur in meinen Augen innehat“, kommentiert Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke den Start des Themenjahres 2021 in Leipzig. Und auch das TdJW sprüht vor Innovation und neuen Formaten.

Das Stadt-Theater-Zukunft-Experiment

50 Personen, die sich zusammen einen Film anschauen, darüber diskutieren und kreative Workshops bestreiten. Klingt nach ferner Vergangenheit oder heißersehnter Zukunft? Das Theater der Jungen Welt (TdJW) hat das mit seinem Stadt-Theater-Zukunft-Experiment Wirklichkeit werden lassen. Am 23. Januar trafen sich Kinder, junge und ältere Erwachsene, TdJW-Mitarbeiter/-innen sowie eine betreute Wohngemeinschaft, um gemeinsam ihre Vision eines modernen Theaters zu erstellen. Das Auftakttreffen der Projektreihe auf der Plattform Zoom war ein voller Erfolg: „Am Samstag kam eine bunt gemischte Truppe zusammen“, so Birgit Lindermayr, Pressereferentin und Dramaturgin am TdJW.

Nachdem die Mitarbeiter/-innen des Theaters im ersten Schritt einen Kurzfilm zeigten – ein Zusammenschnitt kleiner Interviews mit Leipziger/-innen, die beantworteten, wie sie Leipzig empfinden, was Theater für sie ist und was sie sich von Inszenierungen wünschen – konnten die Teilnehmenden selbst aktiv werden. In Break-Out-Rooms lernte man sich in kleineren Gruppen kennen und improvisierte mit Schauspielmethoden und -mitteln.

Als Teil des Themenjahres 2021 „Leipzig – Stadt der sozialen Bewegungen“, welches mit verschiedenen Projekten die vielfältigen, innovativen Strömungen der Stadt beleuchtet, führt das TdJW seine Veranstaltungsreihe bis Herbst fort. Dann werden zum 75. Geburtstag des Jugend-Theaters die Visionen der Mitwirkenden vereint und inszeniert. Wie? Das sei noch ganz offen, erklärt Lindermayr: „Ob die Fragen, Erkenntnisse, Ergebnisse am Ende in einer Aufführung, einem Buch, einem Film, einer Installation im öffentlichen Raum, oder etwas ganz anderem ihren Ausdruck finden werden, liegt in den Händen der Beteiligten. In jedem Fall, werden sie involviert sein und mit ihren Visionen und dem TdJW gemeinsam etwas bewegen.“

Die Treffen finden monatlich statt und sind noch für jede Person offen, die sich für das Projekt interessiert und einfach mal vorbeischauen möchte. „Bis März/April werden wir ein Gremium gründen, bestehend aus Leipziger/-innen ab 10 Jahren und interessierten TdJW-Mitarbeiter/-innen aus allen Abteilungen“, erzählt Lindermayr.

Sie betont, dass das TdJW sich eine diverse Gruppe wünscht, wobei es egal ist, ob du erfahrene/-r Schauspieler/-in bist oder noch nie ein Theater von innen gesehen hast. Ob die Zusammenkünfte irgendwann vom digitalen Raum in die Theatersäle verschoben werden können, ist noch unklar, aber die Mitwirkenden haben große Hoffnungen.

Wer Interesse hat am Theater der Zukunft mitzuwirken, kann sich per Mail informieren oder anmelden: zukunftstheater@tdjw.de.

Die nächsten Termine der Treffen: 20. Februar 2021, 20. März 2021, 17. April 2021, 15. Mai 2021, 12. Juni 2021, 3. Juli 2021

Comicwelt trifft auf Theater – Die interaktive Webserie „Gulliver“

Am 1. Februar startet ein weiteres Projekt des Jugendtheaters. Die interaktive Webserie „Gulliver“ soll Jugendliche ab 12 Jahren und Erwachsene ansprechen, die den Weltenbummler und seine beste Freundin Levy bei ihren Reisen begleiten wollen. Zwischen Entdeckerdrang und Heimatlosigkeit, der eigenen Identität und dem Fremden können die Zuschauer/-innen den Verlauf der Geschichte selbst bestimmen. Der Seefahrer Gulliver und die mutige Levy stranden auf neuen Inseln, lernen neue Freunde und kauzige Vorgesetzte kennen – und in jeder Folge treffen die Teilnehmenden per Multiple-Choice-Verfahren Entscheidungen für die weitere Reise.

Die animierte Serie basiert auf der Buchvorlage von Jonathan Swift und konnte durch eine Kooperation des Game Theatre Kollektivs „komplexbrigade“ und des TdJW ins Leben gerufen werden. Schauspieler/-innen des Jugendtheaters verleihen einigen der von „komplexbrigade“ entworfenen Figuren ihre Stimme. Gefördert durch das Programm „dive in“ der Kulturstiftung des Bundes entstehen in den kommenden Monaten drei Staffeln zu jeweils vier Folgen.

Die erste Folge startet am kommenden Montag 19 Uhr auf YouTube. Es gibt aber noch weitere Specials im Rahmen des Gulliver-Universums, erzählt Birgit Lindermayr: „Parallel zur Webserie haben Interessierte die Möglichkeit, bei Discord Mitglied der Insel Gullivingen zu werden und dort gemeinsam mit der Community die Welt von Gulliver zu bauen, Gesetze zu erlassen, Gesellschaftsstrukturen zu entwickeln und die Insel immer weiter mit Leben zu füllen.“

Im Anschluss an die Webserie entsteht im Theaterbus ein multimediales Reisemuseum mit den wichtigsten Exponaten des Seefahrers, die je nach Zuschauer/-innen-Entscheidung ganz verschieden ausfallen können. Zwei Schauspieler/-innen des TdJW werden hierbei Gullivers Welt zum Leben erwecken und den Bus zu einem einzigartigen Erlebnis zwischen Schauspiel, Realität und Videospiel verschmelzen lassen.

Weitere Informationen und Kontaktdaten auf: https://www.theaterderjungenweltleipzig.de/

Termine der Webserie auf YouTube: 1. Februar 2021, 19 Uhr; 8. Februar, 19 Uhr; 15. Februar, 19 Uhr; 22. Februar, 19 Uhr (jeden Montag 19 Uhr eine neue Folge) | Premiere im Theaterbus: 8. Mai 2021

„Challenge Accepted“ – Jana Zöll nimmt die Herausforderung an

Jana Zöll. Foto: Gianni Plescia

Die Leipziger Performerin, Schauspielerin, Tänzerin, Autorin und Inklusionsberaterin Jana Zöll ist die erste, die sich der TdJW-Spielzeitreihe „Challenge Accepted“ widmet. „Ich bin“ ist der Leitfaden der vier Aufführungen, in denen sich die Künstlerin den Aufgaben des Publikums stellt. Wie diese Herausforderungen ausfallen, ist noch ganz offen, aber alle drehen sich um die Fragen „Wer bin ich?“, „Worüber definiere ich mich?“ und „Was macht mich aus?“.

Themen, die zentral sind für die Ausbildung von Identität, so das TdJW: „Identität ist oft die Summe dessen, wie wir sind oder sein wollen und dem wie wir gesehen werden und gesehen werden wollen. Zuschreibungen wie Geschlecht, Behinderung, Herkunft oder Sexualität sind hierbei oft Kategorien, auf die wir zurückgreifen, wenn wir andere Menschen oder uns selbst beschreiben wollen.“ Die Perfomance von Zöll steht hierbei aber immer vor dem Hintergrund, inwiefern das Einordnen in Kategorien dem Wunsch nach einer offenen Gesellschaft eigentlich widerspricht.

Die erste der vier Aufführungen in der verkürzten Spielzeit von Januar bis Juli findet über die Plattform Zoom statt. Die Zuschauer/-innen bestimmen hierbei, welche Ideen Jana Zöll umsetzen muss. Das interaktive Projekt soll zu einer dauerhaften Reihe werden: jede Spielzeit stellt sich ein/-e externe Künstler/-in den Aufgaben des TdJW-Publikums.

Weitere Informationen und Kontaktdaten auf: https://www.theaterderjungenweltleipzig.de/

Start der Reihe mit Jana Zöll: 5. Februar 2021, 20 Uhr

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