Mit „Leonce und Lena“ haben sie brilliert, mit „Ein Sommernachtstraum“ das Publikum begeistert. Kein Klassiker war zu groß, kein Stoff zu anspruchsvoll. Die Theatergruppe TheaterPack zeigte Jahr für Jahr, was man mit kleinem Budget und großem Engagement auf die Bretter stellen kann. Bis zum Frühjahr 2015. Da ging's mal in eine Rumpeltour mit Abstinenz. Die endet nun am 27. Februar. Endlich.
„Nach über einem halben Jahr behördlich verordneter Abstinenz kann das TheaterPACK endlich wieder den Laden auf Zeit in der Kohlgartenstraße 51 für Veranstaltungen öffnen“, meldet jetzt Frank Schletter, Künstlerischer Leiter von TheaterPACK. Und bestätigt: „Die lange Zeit hat uns schwer zu schaffen gemacht, nicht nur wegen fehlender Einnahmen: Veranstaltungsreihen sind ausgelaufen, Mitwirkende abgewandert … ABER wir sind zurück: mit drei Premieren zum Neubeginn, literarischen Gästen, einem frischen Kneipenchor dienstags, regelmäßigem Impro-Training mittwochs und konkreten Plänen für die nächsten drei Monate, die u. a. weitere Neuinszenierungen, Gastspiele sowie eine Fortsetzungsgeschichte bringen werden.“
Manchmal ist das so mit Provisorien wie dem „Laden auf Zeit“, der ja tatsächlich nur ein schöner alter Eckladen ist, eigentlich ideal geeignet für die kleine Theaterform, gäbe es da nicht die ganzen deutschen Bau- und Sicherheitsvorschriften. Das kann dann schon einmal zur Abstinenz zwingen, bis die Leipziger Ordnungsbehörde zufrieden ist und wieder Grünes Licht gibt für den Laden und das Theaterprojekt an der Grenze von Reudnitz und Neuschönefeld.
Dafür hat das Theaterchen für den Neustart gleich einen Kracher im Programm: Zur Premiere kommt das Ein-Personen-Stück „Die Geschichte vom einsamen Selb“ nach einer Erzählung von Jens-Paul Wollenberg.
Die Geschichte geht so: Ein Ich lässt sich auf sich ein. Und wie … Es sucht die praktische Wahrheit, die man so Leben nennen könnte, in eigenen Worten, die sich zu Gedanken formieren, um Visionen zu werden. Es geht nicht anders, aber ob das gutgeht? „Dieses selbige Wesen mit Namen Selb“, so sonderbar es auch ist, erzählt im Kern doch eine ganz alltägliche Geschichte: eine Geschichte von Einsamkeit und dem Wunsch, dieser zu entfliehen, während diese Flucht Hoffnungen erzeugt und zugleich ängstigt.
Jens-Paul Wollenberg ist diesmal nicht auf der TheaterPACK-Bühne zu erleben (wo er zuletzt 2015 in „Der nackte Wahnsinn“ seine Schauspielfähigkeiten demonstrierte), sondern als Autor: „Die Geschichte vom einsamen Selb“ war 2003 seine erste Buchveröffentlichung, zu der Babette Dieterich im Leipzig-Almanach schrieb: „Man könnte Jens-Paul Wollenberg in seinen kafkaesken Schachtelgeschichten […] auch einen tiefernsten Romantiker nennen, der sich selbst und seine Gefühle permanent bricht, ironisiert und auf die Schippe nimmt, damit er sie überhaupt aushalten kann.“
Die Ein-Frau-Rolle in diesem Stück übernimmt Julie Seifert, Regie führt Frank Schletter, Musik liefert Christian Walter. Und Premiere ist am 27. Februar im Laden auf Zeit in der Kohlgartenstraße 51 (Weitere Vorstellungen am 4./5. März, 19 Uhr).
Aber das TheaterPack lädt nicht nur zum Zuschauen ein, sondern auch zum Mitmachen. Frei nach dem Motto: Lass die Emotionen raus.
So zum Beispiel zum Kneipenchor, jeden Dienstag im Laden auf Zeit. Am 1. März und am 8. März also zum nächsten Mal: Unter professioneller Anleitung von Marcus Ludwig frönen wir der Freude am gemeinschaftlichen Singen. Jeder ist willkommen, betont Schletter.
Und wie ist es mit Selber-Spielen? Das geht im offenen Impro-Training: Training für Geist und Körper aus Spaß am Spielen. Das TheaterPACK öffnet sein Improvisationstraining für Neugierige. Man kann einfach vorbeikommen, bequem angezogen und gut gelaunt. Das Impro-Training findet jeden Mittwoch statt, das nächste Mal am 2. und 9. März.
Und wer in Leipzig überleben will, braucht auch jede Menge Partner und Unterstützer. Also gibt’s auch ein Netzwerk-Treffen: „Rund um unser Theater gibt es viele gute Bekannte, die wiederum viele gute Bekannte … und so weiter – wer Lust hat, seine Verbindungen zu anderen kreativen und kulturinteressierten Mitmenschen aufzubessern oder neu zu strukturieren, ist herzlich eingeladen“, sagt Schletter. Werden soll das Ganze dann eine richtige Ideenbörse für gute Geschäfte, mehr Spaß, viel mehr Kunst und bessere Unterhaltung. Das Treffen findet am 10. März um 21 Uhr im Laden auf Zeit statt.
Nächste Premieren:
„Der Neurosenkrieg“ von Melanie Vega, Premiere am 11. März.
„8 Uhr abends (High Noon)“, Dinnerkrimi nach Christian von Aster. Premiere ist am 19. März, 19 Uhr, im Elstertal Saloon (Marienweg 7, 04159).
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