Das Connewitzer Satirentheater hat am Freitag, 28. Februar seine Fortsetzung gefunden. Wie vor einer Woche versuchten Menschen aus dem Umfeld des Abgeordnetenbüros "Linxxnet" die Errichtung des Polizeipostens in der Wiedebachpassage humorvoll zu kritisieren. Der Unterstützung durch zig Statisten aus dem Kiez konnten sie sich sicher sein. Ein künstlerisches Debakel blieb Connewitz leider nicht erspart.

Ein Verriss ist die Meinung eines Einzelnen. Verreißen mehrere Kritiker ein Kunstwerk, ist das dagegen ein Indiz für mangelnde Qualität. Die Menschen, die im “Linxxnet” Politik machen, hätten sich die zahllosen kritischen Anmerkungen zu ihrer Performance als Bürgerinitiative “No Police District” zu Herzen nehmen können – aber warum aufhören, wenn man Spaß dran hat? Doch diese Töne kamen nicht nur aus Reihen der Polizei, sondern auch aus der Mitte der eigenen Partei. Die Kritik an der Performance-Company um Juliane Nagel und Co. dürfte nach der heutigen Aufführung noch zunehmen.

Motto diesmal: “Connewitzer Dorf-Union”, kurz “CDU”. Die Entwickler des Abends vermengen das Agieren der CDU im Dresdner Gedenkdiskurs rinmgs um den Bombenangriffe 1945 mit ihrer Kritik am Polizeiposten im dörflichen Leipzig-Connewitz. Netter Einfall, würde die Gleichung aufgehen. Nur hat das Eine nicht einmal im entferntesten Sinne mit dem Anderen zu tun. Zumindest das Ambiente stimmt. Auf den ersten Blick. Viele fröhliche Gesichter – jünger als in der eigentlichen CDU in jedem Fall.In vorderster Reihe stehen einige Statisten in Kostüm und Anzug. Viele Zuschauer haben Kerzen mitgebracht. Die Bühne ist eigentlich bereitet. Doch die Satire-Gruppe hangelt sich mühevoll von einer Lachnummer zur nächsten. Ein Redner, der schon rein äußerlich zur linksalternativen Szene gezählt werden darf, quält sich regelrecht durch das Skript. Immer wieder gerät er ins Stocken, baut nervtötende Kunstpausen in seinen Vortrag ein.

Offensichtlich hat er sich auf den Auftritt vor gut 170 Menschen nicht vorbereitet. Der Zuschauer kann ihm beim besten Willen einfach nicht abnehmen, dass er das, was er erzählt, ernst meint. Genau das macht aber gute Satire aus. Trauriger Höhepunkt ist die Kranzniederlegung zu Ehren des zerstochenen Reifens eines Polizeiautos. Das soll witzig sein, doch ist es nicht.

Unter dem Strich blamiert sich die Satire-Truppe aus dem “Linxxnet” mit einer eher peinlichen Performance, die an der Oberfläche verharrt, den Kern des Problems nicht an den Haaren packt. Sollten die Satiriker weitere Vorstellungen ins Auge gefasst haben, wäre es Zeit für eine Professionalisierung. Oder die Absetzung der Reihe.

Hinweis der Redaktion zur Formulierung “aus dem Umfeld des Linxxnet”:
Das linXXnet ist ein Abgeordnetenbüro einer Europa-, einer Bundestags- und eine Landtagsabgeordneten. Es gibt ein Team von etwa 10 Leuten, von denen einige am 28. Februar 2014 vor Ort waren. Aber diese hatten keine organisatorische Verantwortung. Das Linxxnet steht zahlreichen Gruppen als Treffpunkt zur Verfügung. Nach Informationen der L-IZ entstand in diesem “Umfeld” die Idee zur Satire.

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