Die graue Maus und der Prinz: Moderne “Aschenbrödel”-Inszenierung überzeugt durch bissigen Humor und viel Spielwitz

Seit Ende November weihnachtet es wieder im Schauspiel Leipzig. Neben der Vorjahresproduktion "Der gestiefelte Kater" sind an der Bosestraße die "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" zu sehen. Regisseur Uli Jäckle zeigt in der Messestadt die Neuerarbeitung seiner Inszenierung am Theater Chemnitz.

Seine Adaption des tschechischen Volksmärchens basiert, wie könnte es anders sein, auf der bekannten deutsch-tschechischen Verfilmung aus dem Jahre 1973. Aschenbrödel, großartig gespielt von Runa Pernoda Schaefer, ist die graue Maus, die Stiefmutter (Barbara Trommer) und Stiefschwester (Julia Berke) unterjocht wird.

Dank der Hilfe zweier Tauben (Daniela Keckeis/Harald Horváth) begegnet sie trotzdem ihren Traumprinzen (Yves Hinrichs). Der abenteuerlustige Schönling verguckt sich beim Ball in die Unbekannte, muss jedoch erst ein Rätsel lösen, bevor er ihr den Heiratsantrag machen darf.

Jäckle hält sich eng an den bekannten Märchenfilm. Sogar die Musik hat der Regisseur übernommen. Seine Inszenierung entführt Groß und Klein mit Schnee, Rauch und allerlei Bühneneffekten in eine winterliche Märchenwelt.
Wie schon “Aschenbrödel”-Dichterin Bo?ena Nemcová spielt Jäckle, der auch die Textfassung erarbeitete, in bissigen Dialogen auf Motive bekannter Grimm’scher Märchen an. Das Tauben-Duo Keckeis/Horváth läuft mit Wort- und Spielwitz zu Höchstform auf. Lachmuskelkrämpfe sind garantiert. Und natürlich darf, wie in jedem Weihnachtsmärchen, die Interaktion mit den jungen Zuschauern nicht fehlen.

Wenn sich nach 80 Minuten der Vorhang senkt, haben sich die Mitwirkenden den lang anhaltenden Applaus redlich verdient. In Leipzig ist endlich wieder ein brillantes Weihnachtsmärchen zu sehen. Regisseur Jäckle gelingt das Kunststück, den leicht verstaubten Filmstoff in ein zeitgemäßes Gewand zu kleiden, ohne sich allzu weit von der bekannten Vorlage zu entfernen.

Wer die sehenswerten Vorstellungen besuchen möchte, sollte sich beim Kartenkauf beeilen. Viele der verbleibenden Vorstellungen sind bereits ausverkauft und für manche sind nur noch Resttickets erhältlich.