Am vergangenen Wochenende, 30./31. Januar, sollten eigentlich die Leipziger Liedernächte stattfinden. Sie wurden vom Lockdown gefressen. Und das tat richtig weh. Denn darauf haben viele gewartet in diesem ruhiggestellten 2020. Es wäre wieder ein Wochenende gewesen, das hätte erleben lassen, dass Leipzig eine Stadt der Liedermacher/-innen ist. Und zwar schon lange.
Und damit ein Höhepunkt im Arbeitsjahr des Leipziger Liederszene e. V., der sich 2017 gegründet hat, um all den Sängerinnen, Sängern und Bands eine Plattform zu bieten, die sonst in der Leipziger Kulturberichterstattung kaum vorkommen. Ist ja kein Pop und kein Rock und kein Metal. Aber es ist eigentlich die Musik, die die Friedliche Revolution 1989 mit vorbereitet hat – in Clubs und Hinterhöfen, aber auch bei jenem legendären Leipziger Straßenmusikfestival am 2. Juni 1989, das heute als eines der wichtigsten Ereignisse auf dem Weg zum 9. Oktober gilt.
Einige der Sängerinnen und Sänger von damals sind heute noch aktiv. Viele Jüngere haben seitdem begonnen, ihr Welt- und Lebensgefühl in eindrucksvolle Songs zu packen. Einige von ihnen mittlerweile sehr erfolgreich, auch wenn man ihre Lieder trotzdem eher nicht im Radio hört, weil das nun einmal weder Mainstream ist noch gut vermarktbarer 08/15-Sound für große Labels.
Aber ein Fazit kann Maria Schüritz, die selber Songs schreibt und im KAOS auch eine kleine Basis für die Singer-Songwriter-Szene Leipzigs geschaffen hat, ziehen: Die heutige Liedermacherszene knüpft nahtlos an die lebendige Tradition der Leipziger Lied- und Chansonszene der Vorwendezeit an. Und der Verein bündelt das alles.
Alin Coen, Das Ende (Offizielles Video)
Der Verein „dient als Begegnungs- und Organisationsplattform für Kulturschaffende. Das Lied überschreitet Generations-, Genre- und Kulturgrenzen: Alt-Folkloristen stehen neben Nachwuchsliedermacherinnen und Weltmusik-Ensembles“, stellt der Verein fest.
Auf der frisch eingerichteten Website sollen sie künftig alle zu finden sein „oder wenigstens allerlei – Informationen zu den zahlreichen Konzerten, Liederreihen, Festivals und Workshops, die der Verein unter seinem Dach versammelt. Nach und nach wird diese Homepage zu einem multimedialen Archiv der Leipziger Lieder ausgebaut – von den 1980er Jahren bis übermorgen“, kann man lesen.
Noch ist sie jungfräulich leer, natürlich auch die Veranstaltungsspalte.
Aber einen ersten Schritt hat der Verein schon getan, um überhaupt erst einmal den aktuellen Reichtum der Szene sichtbar zu machen
„Wir haben als kleinen Ersatz für unsere Leipziger Liedernächte, die eigentlich dieses Wochenende stattfinden sollten, eine YouTube-Playlist mit über vierzig deutschsprachigen Songs zusammengestellt“, sagt Schüritz. „Alles Leipziger Musiker/-innen, zum Teil deutschlandweit bekannt wie Sarah Lesch, Alin Coen, Lot. Einige sind schon seit den 1980ern unterwegs (u. a. Folkländer, Susanne Grütz, Jens Paul Wollenberg), andere werden als Geheimtipps gehandelt (z. B. Paula Linke, Peggy Luck, Maria Schüritz).“
Die Liste beginnt mit dem Folkländer-Lied „So viele Wege“, mit dem man sofort drin ist in der Nachdenklichkeit des vergangenen Jahres und dem Nachdenken über die Ernsthaftigkeit des Lebens. „Viel Spaß beim Lauschen!“, wünscht Maria Schüritz.
Und mit dem folgenden Video geht es gleich los.
Folkländer – So viele Wege
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