Es ist ein großer Vorteil für Forscher in aller Welt, wenn Museen und Sammlungen ihre Bestände digitalisiert haben. Dann spart man sich viele Reisen und kann selbst zu den speziellsten Forschungsthemen auf hochkarätige Sammlungen zurückgreifen – wie die des Bach-Archivs Leipzig. Das hat jetzt ein neues Digitalisierungsprojekt gestartet. Natürlich steckt auch originaler Bach in diesem Projekt.
Das Bach-Archiv Leipzig beginnt mit der Digitalisierung der rund 700 Musikhandschriften umfassenden „Sammlung Manfred Gorke“. Das für Musiker und Forscher gleichermaßen wichtige Projekt findet im Rahmen des sächsischen Landesdigitalisierungsprogramms für Wissenschaft und Kultur statt und wird von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden gesteuert. Die bisher wenig beachtete Sammlung hat die Stadt Leipzig 1935 von dem schlesischen Musikliebhaber Manfred Gorke (1897-1956) erworben und dem Bach-Archiv 1952 zur dauerhaften Aufbewahrung übergeben.
Zu den wertvollsten Stücken der Sammlung gehören mehrere Handschriften Johann Sebastian Bachs, darunter das Mühlhäuser Hochzeitsquodlibet (BWV 524), seine Abschrift eines Konzerts von Tomaso Albinoni (BWV Anh. 23) sowie zwei Teilautographe: die von Bach und seiner Frau Anna Magdalena angefertigte Niederschrift der Sonate G-Dur (BWV 1021) und die Abschrift eines Concerto grosso von Pietro Locatelli. Weitere Manuskripte stammen unter anderem aus dem Umfeld der Leipziger Kirchen, darunter Originalhandschriften mehrerer Bach-Schüler und das eigenhändige Choralbuch von Johann Friedrich Doles.
Für die musikwissenschaftliche Forschung bietet die Sammlung neben den Musikhandschriften eine Reihe von Textdokumenten zur sächsisch-thüringischen Musikgeschichte, darunter Archivalien zur barocken Eisenacher Hofkapelle und Briefbestände zur Bach-Rezeption im 19. Jahrhundert.
Prof. Dr. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig, erklärt dazu: „Mit der Digitalisierung der Sammlung Manfred Gorke und der Bereitstellung im Open Access, erhofft sich das Bach-Archiv neue Impulse sowohl für die Erforschung der Sammlung als auch für die Aufführungspraxis der hier überlieferten Werke.“
Das Bach-Archiv Leipzig verfolgt als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs das Ziel, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln. Präsident des Bach-Archivs Leipzig ist der britische Dirigent und Bach-Spezialist Sir John Eliot Gardiner.
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