Wer wird der nächste Thomaskantor? Der Job ist zweifelsfrei die spannendste Personalie, die die Stadt bis Sommer 2016 vergeben möchte. Von 42 Bewerbern sind noch vier im Rennen. Der erste Kandidat präsentierte sich diese Woche den Sängern, Mitarbeitern und der Findungskommission.
Von Montag bis Sonntag durfte Teutschbein mit den Thomanern arbeiten. 42 Dirigenten haben sich um das begehrte Amt beworben. Die vier verbliebenen Kandidaten – neben Teutschbein sind Clemens Flämig (Halle), Markus Johannes Langer (Rostock) und Matthias Jung (Dresden) im Rennen – haben sich jeweils eine Woche lang im Kantoratsalltag zu beweisen. Neben den nachmittäglichen Chorproben haben die Bewerber in diesen Tagen vor allem eine Fülle an Gesprächen zu absolvieren – mit den Mitarbeitern, den Mitgliedern des Auswahlgremiums, interessierten Eltern, Journalisten und nicht zuletzt natürlich mit den jungen Sängern.
Mit Teutschbein würde das Kantorat wieder in die Hände eines gebürtigen Sachsen fallen. Der 44-Jährige erblickte in Schkeuditz das Licht der Welt, wurde in der Thomaskirche getauft und wuchs in der Messestadt auf. Sein Vater, der Kirchenmusiker und Hochschullehrer Klaus-Jürgen Teutschbein, sang in Kindheit und Jugend unter Günther Ramin, Erhard Mauersberger und Kurt Thomas im Thomanerchor.
Teutschbein leitet derzeit die Knabenkantorei Basel, wäre über die Rückkehr in die alte Heimat aber nicht abgeneigt. “Ich bin sehr glücklich in Basel”, betonte der Kantoratsanwärter, der sich vor Abgabe der Bewerbungsunterlagen ganz gezielt mit den Gegebenheiten und Arbeitsabläufen im Alumnat auseinandergesetzt hat. “Ich habe mich beworben und ich habe ein gewisses Interesse gespürt”, berichtete der Wahl-Schweizer. “Der Thomanerchor steht in der ersten Reihe, an erster Stelle bei den Knabenchören im deutschsprachigen Raum.”
In den Motetten am Freitag und Samstag nahm Teutschbein die Zuhörer in der Thomaskirche mit auf einen musikalischen Streifzug durch die Leipziger Musikgeschichte. Erst ein bisschen Mendelssohn, dann Schütz, anschließend Bach, Reger und wieder Mendelssohn. Die zeitgenössische Kirchenmusik war durch einen Choral des schwedischen Komponisten Fredrik Sixten vertreten.
Musikalischer Höhepunkt war am Samstag die Aufführung der Bach-Kantate mit dem Gewandhausorchester. Mit BWV 70″Wachet! Betet! Betet! Wachet!” hatte sich Teutschbein im Einvernehmen mit der Auswahlkommission für sein Probespiel eine echte Herausforderung ausgesucht, die der Chorexperte bravourös meisterte. Ob die gezeigten Leistungen für die Berufung zum Thomaskantor ausreichen, muss die Auswahlkommission entscheiden.
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