Wer Bücher liebt, liebt den Literarischen Herbst in Leipzig. Er ist wie ein „Leipzig liest“ im Kleinen – mit ebenso großen Namen. Mit Überraschungen und Begegnungen der besonderen Art. Aber bevor wir den bunten Strauß auffächern der kleine Hinweis: Für zwei Veranstaltungen sollte man sich zwingend anmelden, sonst kommt man nämlich nicht rein: zur Veranstaltung mit der Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels 2024 Anne Applebaum und zur Preisverleihung an Angela Krauß.

Die Leipziger Autorin Angela Krauß bekommt am Freitag, dem 25. Oktober, 19 Uhr im Alten Rathaus den Sächsischen Literaturpreis überreicht. Fürs Alte Rathaus – obwohl und gerade weil es so schön ist – gibt es strikte Platzbegrenzungen. Wer die Preisverleihung miterleben möchte, sollte sich also rechtzeitig anmelden unter info@saechsischer-literaturrat.de.

Und da auch die Veranstaltung mit Anne Applebaum im Alten Rathaus stattfindet, gilt auch hier: rechtzeitig anmelden. Hier freilich unter der Adresse j.kruetzfeld@boev.de.

Anne Applebaum. Foto: Maciej Zienkiewicz | Friedenspreis des Deutschen Buchhandels
Anne Applebaum. Foto: Maciej Zienkiewicz | Friedenspreis des Deutschen Buchhandels

Anne Applebaum ist schon am Montag, 21. Oktober im Gespräch mit Klaus Brinkbäumer. Und das Thema ist höchst aktuell, wenn die beiden sich über autokratische Staatssysteme unterhalten.

Hier ist der Börsenverein Veranstalter. Und die Einladung des jeweils neuen Friedenspreisträgers bzw. der Friedenpreisträgerin ist jedes Mal einer der Höhepunkte des Literarischen Herbstes.

Russland, Weimar, Krüppelpassion

Ein Herbst, der an Höhepunkten keine Mangel kennt. Wer ins Programm des Literarischen Herbstes eintaucht, findet nicht nur bezaubernde Begegnungen mit Literatur, sondern auch jene Veranstaltungen, die ein Blitzlicht in die aktuellen Weltkonflikte werfen. So wie am Dienstag, dem 22. Oktober, um 19.30 Uhr im Literaturhaus, wo die russische Schriftstellerin Maria Stepanova aus ihrem Buch „Der Absprung“ liest.

Aus der Sicht einer im Exil lebenden russischen Autorin wirft sie einen Blick auf das Drama, das sich in Russland seit 2022 abspielt und wie es die Autorin im Exil beschäftigt.

Maria Stepanova. Foto: Ekko von Schwichow
Maria Stepanova. Foto: Ekko von Schwichow

Ebenso mitten ins Gewebe der Zeit zielt Jens Biskys Buch „Die Entscheidung. Deutschland 1929 bis 1934“, in dem Bisky erzählt, wie die Weimarer Republik zerstört wurde. Und natürlich beschäftigt dabei die Frage, ob es da nicht einige durchaus alarmierende Parallelen zur Gegenwart gibt. Bisky liest am 23. Oktober um 18 Uhr in der Bibliotheca Albertina und kommt dann mit Alexander Cammann ins Gespräch.

Eine besonders berührende Begegnung gibt es am 24. Oktober, 20.30 Uhr in der Galerie für Zeitgenössische Kunst. Dort werden „zwei prägende Figuren der Leipziger Literatur“ aus ihren aktuellen Büchern lesen: Martina Hefter aus ihrem Buch „Hey guten Morgen, wie geht es dir?“ und Jan Kuhlbrodt aus „Krüppelpassion“. Zwei berührende Bücher, die sich thematisch auch noch herzlichst berühren.

Intime Orte und verrückte Reiche

Aber zum Literarischen Herbst gehören ja auch die fast intimen Begegnungen an heimeligen Vorleseorten – wie in der Reihe Lyrikhotel, bei der Leipziger Autor/-innen immer Kolleg/-innen aus anderen Städten einladen. So wie am 24. Oktober in der Möbelkooperative Süd, wo die Leipziger Dichterin Lara Rüter ihren Berliner Kollegen Georg Leß zu Gast hat, oder am 26. Oktober in der Alten Post in Lindenau, wo Thomas Kunst den Münchner Dichter Fedor Pellman eingeladen hat.

Eine gewisse Ausnahme ist das Lyrikhotel am 25. Oktober, bei dem Kerstin Preiwuß (Leipzig) und Hanna Lemke (Berlin) diesmal eine früh verstorbene Dichterin würdigen: Marie T. Martin, die 2021 mit nur 39 Jahren starb.

Aber nicht nur in den Lyrikhotels kommt es zu spannenden Begegnungen. Also zum nächsten brandaktuellen Thema, das am 25. Oktober um 20 Uhr in der naTo greifbar wird – da geht es nämlich um die „Crazy Rich“, so der Titel des Sachbuches von Julia Friedrichs, in dem sie sich mit den „verrückten Reichen“ beschäftigt und der drängenden Frage, wie wir heute eigentlich leben wollen. Ein Thema, das Isabelle Lehn in ihrem Roman „Die Spielerin“ literarisch ausgelotet hat. Eine Begegnung von Sachbuch und Belletristik.

Beste Erste und Karten sichern

Und hochaktuell ist auch die Veranstaltung am 23. Oktober zu dem von Dana von Suffrin herausgegebenen Buch „Wir schon wieder“, in dem die heutige jüdische Vielfalt Deutschlands sichtbar wird und jüdische Autorinnen und Autoren ihr „fragiles Verhältnis zur deutschen Mehrheitsgesellschaft“ erkunden.

Ruth-Maria Thomas. Foto: Urban Zinzel
Ruth-Maria Thomas. Foto: Urban Zinzel

Und auch aus Sicht von Mitveranstalter Nils Kahlefendt eine herzliche Empfehlung für alle, die sich von junger Literatur begeistern lassen wollen, ist die mittlerweile ebenfalls zur Tradition im Literarischen Herbst gewordene Veranstaltung „Beste erste Bücher“, die am 22. Oktober um 19.30 Uhr im Ost-Passage Theater stattfindet, diesmal mit Clemens Böckmann, Lilli Polansky, Alexander Schnickmann und Ruth-Maria Thomas – vorgestellt von Linn Penelope Rieger.

Das kann hier natürlich nur ein kurzer Überflug über das Programm des Literarischen Herbstes sein. Das komplette Programm findet man hier. Aber bei fast allen Veranstaltungen empfiehlt es sich, ziemlich bald die Tickets zu sichern. Der Vorverkauf läuft. Und aufgrund der unterschiedlichen Lokalitäten sind auch die Buchungsmodalitäten überall ein bisschen anders.

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